Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 7 von 7 « Erste ... 34567
Ergebnis 121 bis 135 von 135
  1. Beiträge anzeigen #121 Zitieren
    Ritter Avatar von Das Waldvolk
    Registriert seit
    Dec 2006
    Ort
    In den Wäldern
    Beiträge
    1.077
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Das Waldvolk ist offline

    Unweit der zentralen Tempelruine, 5. Tag, Morgengrauen - der Schamane

    Mehrere Hiebe seines rostigen Jagdschwertes waren nötig, um den Kopf vom schuppigen Körper zu trennen. Dann aber riss er den Kopf hoch und blickte in das tote Gesicht dieses Fischmenschenwesens, der sich hier in tieferen Kanälen zur zentralen Tempelruine breit gemacht hatte.
    Kein einfacher Gegner für den einstigen Pantherkrieger, als sie sich im Nahkampf befanden. Doch als er sich zurück gezogen hatte und die Nacht über im Wasser verbarg, änderte sich dieses Spiel bei Morgengrauen.
    Als lauernde Tooconda waren Krallen, ein Schuppenpanzer und übermenschliche Kraft keine Hürden mehr. Alles wurde zermalmt und die Fischblase platzte. Ein hässlicher Erstickungstod folgte und er sah zu.

    “Chichi! Du hattest hier nichts verloren! Mögest du in dunklen Wassern in Ewigkeit von diesem Tod träumen.”, verfluchte er die Seele dieses Wesens.
    Es war eine weitere Trophäe für seine Champions. Viele hatten sie schon beisammen. Nun eine mehr und wohl die Letzte von der er und die Seinen wussten. Wie sich das Waldvolk schlug hatte er beobachtet und empfand sie weiterhin als nicht würdig über Tooshoo und den Sumpf zu herrschen. Es war nicht ihre Heimat. Es war seine Heimat und die seines Volkes. Seit Tausenden von Jahren.
    Doch nun zählten Köpfe und dann konnten sie wirklich beweisen, ob sie doch irgendwie würdig waren.

    Er hob seinen Druidenstab in die Höhe, packte an seine Maske und erhob die Stimme.
    “Chuthulu! Kommt! Kommt alle zum nördlichen Tempel meines Herrn! Wir wollen Köpfe sehen und der Jagd ein Ende bereiten!”, dröhnte seine Stimme über das gesamte Gebiet. Dann brach er auf.

    Ornlu

  2. Beiträge anzeigen #122 Zitieren
    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
    Registriert seit
    Mar 2007
    Beiträge
    13.795
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline

    Basislager, Tag 4, früher Abend

    "Und dann hat er mit seinem Kampfsstab diesen scheiß Skekettkrieger platt gemacht. Ausgeteilt, abgewehrt, alles eingesetzt, den Stab verloren und dann doch irgendwie den gammligen Bastard bezwungen. Das war bei dieser alten Vettel. Was danach so war und wo er wohl nun liegt oder liegen könnte, hat dir ja schon Chala erzählt.", führte Shakes aus und war sichtlich angespannt. Ornlu hatte sich die lange Geschichte der stark geschrumpften Gruppe über ihre beiden großen Abenteuer am Feuer bei Sumpfkraut und Eintopf noch einmal erzählen lassen.
    Yariks wahrscheinlichee Tod bedauerte er. Er verlor ungern seine Lehrlinge auf solche Art.
    Vor allem hatte er wohl gezeigt, dass er in Sachen Stabkampf nur noch mit Erfahrung dazu lernen würde, wenn er sich gegen einen solchen Gegner behauptete. Allein die Kerbe in Yariks Kampfsstab erzählte ihre Geschichte. Vielleicht würden sie eines Tages noch einen Abschlusskampf führen. Vielleicht.
    Menschlich verlor die Gemeinschaft viel Potential, denn jeder Waldvölkler war drei Mal so viel wert und zehnfach schwer zu ersetzen, wie all diese Städter die in jeder Ecke und Gasse neu auftauchten.

    "Danke für eure Geschichte. Wenn das alles ein gutes Ende findet, werde ich mit meinen Wölfen nach Yarik und Eileen suchen. Wir sind die Besten, wenn es darum geht etwas oder jemanden zu finden oder zu jagen. - Gewissheit oder ein Wunder - beides ist möglich. Ruht euch aus. Jilvie wird euch morgen wohl neu einteilen. Ich denke aber, sie wird euch nicht mehr weit raus schicken. Bewahret!", wünschte der Wolfsdruide und ging zum nächsten Jagdkommando, das Leute vermisste oder verloren hatte.
    Er war nicht der Händchen-halt-Onkel oder Tröste-Wauwau. Das war keiner hier zum Glück. Aber reden und Geschichten austauschen war wichtig für diese Gemeinschaft und Ähnliches machte auch Ricklen und Mertens. Selbst Ryu hatte sich ein Beispiel genommen.

  3. Beiträge anzeigen #123 Zitieren
    Kämpfer Avatar von Yarik
    Registriert seit
    May 2023
    Ort
    Where all hope dies.
    Beiträge
    350
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Yarik ist offline

    Dritter Tag. Irgendwann. Unter dem Totenbaum.

    Ich sterbe…
    Die Ranke hatte sich um seinen Hals geschlungen. Er wollte schreien, aber er konnte nicht. Sie drückte ihm die Kehle zu, ließ ihn bereits Sterne sehen. Vergeblich versuchte er, sich in dem sumpfigen Boden festzukrallen, schlug um sich, suchte nach Halt – aber die Erde war weich und schlüpfrig, und wenn er einen Busch oder eine Wurzel zu fassen bekam, dann wurde sie einfach ausgerissen. Die Ranke zog ihn fort in den Nebel, während seine Kameraden anhnungslos schliefen. Der Affenkopffelsen war bereits im Dunst verschwunden. Er war allein. Mehr Ranken kamen, besetzt mit Dornen, wanden sich um seinen Leib. Die Schmerzen waren unerträglich, als sie begannen, seine Bauchdecke aufzureißen. Heißes Blut schoss aus der Wunde, die er vergeblich mit den Händen zu verschließen versuchte, damit seine Eingeweide nicht herausfielen. Die Welt verschwamm vor seinen Augen, als die Pein ihn übermannte und sein Bewusstsein schwand.
    Er war Glaen, und er starb.

    Ich sterbe…
    Er würgte und versuchte, den Kopf zu heben, aber etwas drückte ihn nach unten, tiefer in den Schlamm. Der dünnflüssige Matsch füllte seinen Mund und verstiopfte seine Nase. Seine Lunge brannte und in seinen Ohren dröhnte es, er braucht Luft, Luft, Luft!, aber er atmete nur weiteren Schlamm ein, der nach Moder und Tod schmeckte. Er sah nichts mehr, hörte nichts mehr, war ergriffen von Panik. Seine Gegenwehr war umsonst. Seine Bewegungen wurden schwächer, bis sie gänzlich erschlafften, und seine letzten Gedanken galten nicht seiner Tochter, sondern waren erfüllt von nackter Angst, die alles andere verdrängte. Angst, und dann nichts mehr.
    Er war Liam, und er starb.

    Ich sterbe…
    Der Bandit lachte dreckig. Sie spürte das Messer an ihrer Kehle, der kalte Stahl ritzte ihre Haut und ein dünnes Rinnsal an Blut lief ihren Hals herunter. Sie wagte nicht, sich zu regen, die Angst lähmte sie, obwohl sie tief in ihrem Inneren wusste, dass der Bandit sie sowieso töten würde – egal, ob sie nun kämpfte oder nicht. Ihr gegenüber saß ihr Vater, seine Arme waren auf seinen Rücken gefesselt und ein anderer Bandit hielt ihn fest. Seine Augen – meine Augen! Das… das bin ich! – waren geweitet vor Angst und Wut und Hass und er versuchte zu kämpfen, aber er hatte keine Chance. Er konnte nur zusehen. Der Bandit lachte lauter und stieß mit dem Messer zu. Der Schmerz war unerträglich, und sie schrie, aber ihr Schrei verwandelte sich schnell in ein gequältes Gurgeln, als ein Schwall heißen Blutes ihre Kehle hinabströmte.
    Sie war Lyzbeth, und sie…
    … brannte …
    … alles brannte …
    … die Welt war Feuer und Flammen und Ruß und Qual und sie sah ihren Vater nicht mehr er sah sich selbst nicht mehr da war nur Feuer!

    ~~~

    Yarik wollte schreien, aber die Pein war selbst dafür zu groß. Es fühlte sich an, als würde er bei lebendigem Leib von innen heraus verbrennen. Jede Faser seines Körpers stand in Flammen, seine Nerven schmolzen unter der unerträglichen Hitze und überfluteten seinen Geist derart, dass er meinte, den Schmerz sehen zu können. Er zuckte unkrontrolliert, wand sich in Krämpfen, röchelte und mahlte mit den Zähnen, seine Augen rollten in ihren Höhlen so weit nach hinten, dass nur noch das Weiße zu sehen war.
    Nach einer Zeit, die sich anfühlte wie eine Ewigkeit in der Hölle, ließ der Schmerz endlich nach und hinterließ ein Gefühl dumpfer Taubheit. Yarik sackte schwer atmend in sich zusammen.
    Wo bin ich?
    Mühsam öffnete er die Augen, aber er sah dennoch nichts. Um ihn war nur völlige Dunkelheit. Es war kalt und nass, der Gestank modrigen, fauligen Erdreichs erfüllte die Luft und die Enge des Raumes war fast spürbar. Metallischer Blutgeschmack lag auf seiner Zunge und jeder Atemzug rasselte in seinen Lungen, als wären sie mit Schleim und Wasser gefüllt.
    Die Erinnerungen kamen langsam wieder zurück. Die Jagd… der Nebel… seine Gefährten: Liam, Glaen, die tot waren, Chala, Valerion, Shakes, die er aus den Augen verloren hatte, und – und Eileen.
    Eileen…
    Ein leises Stöhnen ließ ihn zusammenfahren. Er war mit einem Mal wieder hellwach.
    „Eileen?“, krächzte er und lauschte. Ein Rascheln war die Antwort, gefolgt von einem trockenen, gequälten Husten.
    „Eileen! Halt durch… Wir… Wir schaffen es!“ Adrenalin schoss in Yariks Blutbahn, als er verstand, dass es noch nicht verloren war. Die Aufregung spülte sie letzten Reste der Verwirrung hinfort und seine Erinnerung kam zurück. Die Höhle, in die er Eileen gefolgt war – die Falle, die ihm von der Pflanze gestellt worden war! Das dämonische Unkraut hatte ihn erwischt, ja. Aber jetzt war irgendetwas geschehen…
    Das Feuer!
    …etwas war geschehen, und er war wieder frei! Und Eileen war ebenfalls hier! Es war noch nicht zu spät!
    „Halt durch!“, beschwor er das Mädchen noch einmal und ließ über seiner Handfläche eine kleine Lichtkugel erscheinen. Eileen saß ihm gegenüber, er brauchte nur die Hand auszustrecken und könnte sie berühren. Ranken und Wurzeln staken in ihrem Körper und zogen sie gegen die lehmige Höhlenwand, ein schleimiges schwarzes Geflecht wucherte über allem. Sie hob mühsam den Kopf und sah ihn an, aber Yarik war sich nicht sicher, ob sie ihn wahrnahm – sie schien einfach durch ihn hindurch zu blicken.
    Er wollte sich zu ihr beugen, aber etwas hielt ihn zurück und ein scharfer Schmerz schoss durch einen Unterleib, als er sich bewegte. Jetzt erst merkte er, dass auch er noch immer von den Wurzeln der Höllenpflanze gefangen war, die sich in sein Fleisch gegraben hatten. Aber etwas war anders – sie sahen verdorrt und kraftlos aus.
    Yarik biss die Zähne zusammen und riss sich mit einem beherzten Ruck los. Der Schmerz war brutal, ließ aber schnell zu einem dumpfen Pochen nach. Er rutschte zu Eileen und nahm ihren Kopf in beide Hände.
    „Eileen? Eileen, kannst du mich hören?“
    Ihre Augenlider flatterten, aber schließlich klarte sich ihr Blick ein wenig auf und sie fing an, stumm die Lippen zu bewegen. Sie sah fürchterlich aus – ihre Haut wirkte beinahe durchsichtig und war von schwarzen Adern durchzogen, Auswüchse eines Piles wucherten in ihrem Gesicht und an unzähligen Stellen war ihr Körper mit der Pflanze verbunden. Auch wenn die Ranken ebenso einen toten, verdorrten Eindruck machten.
    „Ich hole dich hier raus“, versprach Yarik und tastete an seinem Gürtel entlang, bis seine Finger sich um den Griff seines Jagdmessers schlossen, das er zum Glück nicht verloren hatte, „Lass mich nur… mach dich bereit!“
    Er fing an, eine der Ranken durchzuschneiden, und Eileen stöhnte gequält auf. Sie packte plötzlich sein Handgelenk und schüttelte den Kopf.
    „Nein…“, flüsterte sie, „Nein!“
    Yarik hielt inne und sah sie durchdringend an. „Eileen, wir müssen weg von hier!“
    Das Mädchen schüttelte wieder den Kopf, was Yarik nur an den Bewegungen ihres langen, blonden Haares ausmachen konnte, das ihr jetzt in schmutzverkrusteten Strähnen ins Gesicht hing.
    „Es ist zu spät“, murmelte sie, „Es tut so weh… und… es ist in mir, Yarik! Es ist in mir!“ Sie schluchzte, ihr Griff verstärkte sich. „Es hat … es … ich sehe sie sterben, sie alle, immer und … immer … und es wird mich nicht mehr loslassen! Ich … ich …“
    „Wir finden einen Weg!“, beschwor Yarik sie, „Im Lager sind Heiler, Druiden, wir...“
    „Ich sterbe“, stellte Eileen mit einer Endgültigkeit fest, die jegliche Kraft aus Yariks Gliedern weichen ließ. Er konnte nichts anderes tun, als sie anzustarren. „Es ist zu spät. Es ist längst zu sehr zu … einem Teil von mir geworden. Ich bin … Wenn du versuchst, mich loszuschneiden – es würde mich umbringen. Und es würde … es würde wehtun! So … so sehr wehtun...“
    „Ich kann dich nicht einfach hierlassen!“, protestierte Yarik, „Ich kann nicht – “
    Eileen hob eine Hand, und Yarik verstummte. Sie sah ihn eindringlich an. Das Weiß ihrer Augen war von krankhaft gelber Farbe, aber ihr Blick war klar. So klar wie ihre nächsten Worte: „Beende es.“
    Yarik sackte in sich zusammen und schüttelte den Kopf. „Niemals! Das … das kann ich nicht!“ Er schluckte schwer, seine Gedanken rasten. Was sollte er tun? „Ich hole Hilfe!“, krächzte er schließlich, „Ich komme zurück, ich verspreche es!“
    Eileen seufzte leise. „Es lässt dich nicht gehen“, erklärte sie ruhig, als würde sie mit einem Kind reden, „Es hat den Gang längst verschlossen. Wir sind beide hier gefangen, und wir werden beide hier sterben. Die Frage ist nur … wie lange es dauert!“
    Yarik kroch mühsam in Richtung des Tunneleingangs. Sie musste sich irren!
    Sie irrte sich nicht. Dort, wo der Tunnel ins Freie geführt hätte, war der Gang von einem undurchdringlichen Gewirr aus Wurzeln und lehmiger Erde versperrt. Yarik zog an einigen der Wurzelstränge, aber er erkannte schnell, dass es ein hoffnungsloses Unterfangen war.
    „Es kommt zurück!“, flüsterte Eileen plötzlich und griff sich an die Schläfen, „Yarik, ich höre es wieder! Es fängt wieder an!“
    Und er spürte es auch. Etwas, das begann, an den Grenzen seines Bewusstseins zu schaben und zu kratzen und zu nagen, ein Nebel, der sich in seinem Geist ausbreitete, sein Denken lähmte und in dem sich Gestalten bewegten. Noch war der Nebel nicht sehr dicht, die falschen Erinnerungen und Visionen unklar, aber Yarik verstand, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Er kämpfte dagegen an, schüttelte den Kopf, als könnte der damit die fremden Gedanken einfach herausschütteln.
    Eileen zog an seinem Wams. Ihre Augen waren vor Angst geweitet. „Bitte! Schnell! Ich will nicht … ich will nicht sehen, Yarik! Ich will nicht noch einmal … sehen müssen!“ Sie umfasste seine Hand, in der er das Jagdmesser hielt. Hob sie hoch und setzte sie Spitze gegen ihren Brustkorb, auf Höhe ihres Herzens.
    „Bitte…“

    Das Licht erlosch. Yarik hielt Eileens leblosen Körper im Arm und wartete auf den Nebel, der sich in seinem Geist ausbreitete. Wartete auf die Visionen und hieß die Hölle willkommen, die er sich redlich verdient hatte.

    ~~~

    Ich sterbe…
    Sie war gefangen in einem Erdloch mitten im Sumpf, es gab kein Entrinnen. Nur die Klinge des Mannes, der da mit geschlossenen Augen ihr gegenüber hockte, versprach noch Rettung. Die Spitze seines Messers hatte bereits einen kleinen Schnitt in ihrer Haut hinterlassen. Nur noch ein Ruck, ein kurzer Schmerz…
    Sie war Eileen, und sie starb.

  4. Beiträge anzeigen #124 Zitieren
    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
    Registriert seit
    Mar 2007
    Beiträge
    13.795
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline

    Nördliche Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag - Alle! Sogar die Drachen!

    “Nördliche Tempelruinen…Wir sind da.”, sagte der Druide mehr für sich, wie zu all jenen, die mitgekommen waren. Alle waren zuversichtlich, ja gar euphorisch, dass die Jagd vorüber war und sie siegreich mit all ihrer Beute waren. Es konnte nur so sein.

    Das Waldvolk hatte sich behauptet. All die abgeschlagenen Köpfe die sie mitgebracht hatten, sprachen für sich. Jede Trophäe barg eine Geschichte für die Feuer des Waldvolkes. Sang ein Lied über Mut, Glück und Heldentum. Über Furcht und den Sieg darüber.
    Langsam erschienen alle Kommandos am großen Treffpunkt beider Seiten der großen Wilden Jagd.
    Viele waren von den Kräfte raubenden Tagen auf der Jagd gezeichnet. Manche ihres Volkes hatten sie verloren und manche trugen Narben an Leib und Seele davon. Das war der Preis für ein weiterexistieren des gesamten Volkes in Tooshoo.

    Die Gegenseite erschien. Vorne weg schritt der Schamane und wurde von der grünen Bestie, wie auch den einarmigen Troll flankiert. Der ganze Rest der tierischen Horde folgte. Ebenso mit so manchem Opfer und gezeichnet. Die wenigen Snapper fielen dem Druiden dabei auf, aber auch ein Sumpfhaibulle war laut Onyx gefallen und von wohl so manche Tiere und Wesen mehr..
    Der Krötenprinz, wie ihn Freyja getauft hatte und auf den Ornlu schon getroffen war, war ganz am Ende vom Tross.

    Beide Seiten reihten sich auf und hielten fünfzig Schritte voreinander an. Beide Seiten trugen die Trophäen der Wilden Jagd bei sich und legten die abgeschlagenen Köpfe oder anderweitige Beweise vor.
    Ornlu erblickte so manche Trophäe bei der Gegenseite, die keiner von ihnen gesehen hatte - und doch waren das eindeutig Abscheulichkeiten, die nicht in diese Welt gehörten. Ornlu zählte neun Köpfe bei ihnen und sechs Köpfe bei den Champions des Sumpfes.

    “Ich zähle mehr bei uns! Damit haben wir gewonnen. Akzeptiert ihr eure Niederlage!?”, fragte Ornlu laut und blickte den Maskierten an.

    “JA!”, knurrte der Schamane des Herrn des Sumpfes und die Waldvölkler johlten und jubelten. Klopfen mit Waffenschäften auf den Boden oder gegen Schilde.

    “Dann rufe deinen Herrn!”, forderte Mertens in Vertretung von Jarvo auf.

    “So sei es! Chichichichi….chi”, sprach der uralte Druide im Körper eines jungen Mannes und hielt seinen Druidenstab in die Höhe. Der leuchtete im grünen Schein des Kristalls auf und verblasste dann allmählich.
    Alle waren gespannt auf den Herrn des Sumpfes und erwarteten sein Erscheinen, nun da er gerufen wurde. Doch nichts geschah. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis zumindest Ornlu etwas spürte. Doch was er spürte, war bekannt und dann wieder nicht.
    “Haltet euch bereit!”, warnte er und fixierte den Schamanen zornig an.

    “Was ist geschehen!? Was hast du getan!?”, fragte er und trat vor, während der Großteil etwas verwirrt schien. Doch manche mit gewissem Gespür für bestimmte Dinge verstanden schon. Ryu schob mit einer Bewegung des Daumens seine Klinge aus der Scheide, während Griffin seinen Bogen fester umgriff, so dass es knarrzte. Ricklen und Jilvie gaben verdeckte Zeichen und Mertens beruhigte so manches Gemüt.
    Der Schamane trat ebenso vor und blickte zurück auf seine Champions. Eine Wahrheit, die er auch ihnen verschwiegen hatte?

    “Wir brauchten einander, um diese große Gefahr im Sumpf zu vernichten. Das Böse zu tilgen. Chacha! Ja! Und das haben wir. Chutuluuu! Jetzt brauche ich das Waldvolk erneut. Der Siegelhüter wurde wiedergeboren, aber er wurde von mir zu früh wieder gefunden. Zu sehr habe ich gehofft, dass er seinen Pflichten wieder nachgehen kann. Zu sehr…” - er stockte, machte einen Schritt vor, nahm seine Maske ab und kniete vor dem Waldvolk nieder. Er blickte voller Reue zu seinen Jägern und blickte dann aus starken Augen zum Waldvolk.
    “...zu verdorben war sein Sumpf. Zu viel Einfluss des Bösen umgab ihn. Jetzt haben wir den Einfluss deutlich geschwächt. Jetzt können wir den Herrn des Sumpfes retten! Schwächt ihn mit mir und wir vollführen ein Reinigungsritual!”, flehte der Schamane und hob flehend die Arme, als würde er sie alle für Innos höchstselbst halten.

    Ornlu hatte sich jedoch schon entschieden. Er wollte gerade antworten, da erschien der Herr des Sumpfes.
    Jung und verdorben! Mit Auswüchsen und Hörnern, die seine ursprüngliche Gestalt eines gewaltigen Mischwesens aus Lurker und Sumpfhai verändert hatten.
    Und gleich schien er seinen Machtanspruch über den Sumpf deutlich zu äußern. Er hob die Klauen und vollbrachte etwas, was ein Naturgeist nicht konnte. Er rief die Verderbtheit, die ihn korrumpiert hatte. Nur noch wenig war vom reinen Naturgeist da, dem die Wesen des Sumpfes so treu folgten. Diese waren nun irritiert.
    Die Verderbtheit erschien in Form weniger korrumpierter Wesen. Wesen wie dutzende schweinsgroße Riesenspinnen, wie eine verderbte Tooconda, wie Lurker und Sumpfhaie die ihrem Herrn und Vater folgten und wie diese Insektoiden, die den Minecrawler ähnelten.
    Ihr Herr und Gebieter hatte ein Ziel und das war in diesem Moment vor allem Ornlu klar.
    “Ryu…ich will die Maske.”, sagte er dem Hayabusa ganz leise und der nickte lediglich. Kein großer Plan, aber bereit, sofort zu handeln. So wie früher.

    “Waldvolk!”, rief der Druide und ließ seinen Druidenstab feuerrot aufleuchten. Ließ seine Magie aufkommen, wie ein mächtiger Wirbelwind aus rötlichen Schleiern.
    “Einmal verdorben! Immer verdorben! Vernichtet den Herrn des Sumpfes! - Und du! Du gehörst mir!”, schrie er mit magisch verzerrter Stimme, schlug mit dem Druidenstab einmal auf den Boden auf und jagte dann wie der Wind auf den Schamanen zu.
    Die achtundvierzig Schritte waren in einem Wimpernschlag überwunden. Der Windläufer-Zauber endete und mit einem Donnern krachten die Druidenstäbe aneinander. Der Schamane wurde durch die Wucht in Ornlus Schlag nach hinten gedrängt und hielt dann knapp den Schlag, der dann kam von sich ab. Mit aller Kraft hielt er mit seinem Druidenstab gegen, so dass beide nur eine Handbreite auseinander standen.

    “Deine Maske - seine Macht - ist sein Ziel, du Narr! Sie muss weg von hier oder zerstört werden!”
    “Helf mir! Und ich gebe dir alles! Er darf nicht sterben! Tooshoo wird fallen!”, zischte der Schamane und versuchte sich frei zu drücken.
    Ornlu gab auf diese Worte nichts. Ein Zögern, ein Warten oder sonst eine Geste, die nicht zum Ziel führte und er und die Seinen würden ihre Leben verlieren. Zu gerissen, zu treudoof war dieser Schamane der Natur, dass er seinem Herrn, dem er eine Ewigkeit schon diente, nun abschwor. Egal ob sein Herr nicht mehr ein Kind der Natur war.

    “Du bist nichts ohne deinen Herrn.”, dachte er sich und verstand seinen druidischen Kontrahenten sehr gut. So gut, dass er das Kräftemessen beendete und sich abdrückte, um dann eine grelle Lichtkugel zu schaffen und wieder zu attackieren. Doch dieses Mal war er nicht allein. Ryu kam hinzu und deckte den Schamanen mit mächtigen Hieben seiner Klinge ein. Ornlu sprang dann ein und Ryu wich zur Seite, um dann einem Drehschlag zusammen mit Ornlu auszuweichen und dann mit einem beidhändig geführten Schlag von unten nach oben zuerst den Schamanen in die Defensive zu treiben und dann den Abstand so schnell zu verkürzen, dass der Schamane seinen Stab fallen ließ und Ryu mit sehr festen Griff an seine Unterarme daran hindern musste, seine Waffe zu nutzen.

    Ryu reagierte prompt, als würde er sowas jeden Tag üben und ließ sein Schwert fallen. Dann packte seine Hand umgekehrt den Unterarm des Schamanen, packte zu und wiederholte das mit dem anderen Arm, so dass der Spieß umgedreht wurde. Sie rangen nicht einmal kurz, weil der Hayabusa eine halbe Körperdrehung machte und den Schamanen umwarf. Der wollte sich gerade wieder erheben, da warf sich Ryu hin, schlug mit der Faust auf den Brustkorb, packte den angreifenden Arm mit einem Bein und riss mit beiden Händen an der Maske.
    “Ryu! Augen zu und weg drehen!!”, warnte Ornlu noch. Die Maske löste sich und so wie der Druide geahnt hatte, wollte der Schamane einen Giftblick anwenden. Doch Ryu drehte ab und warf Ornlu die Maske zu. Der Schamane schrie auf und weckte seine Magie. Sein Druidenstab jagte wirbelnd am Boden entlang und erwischte Ryu knapp am Stiefel.

    Ornlu indes hatte die Maske und vollführte abermals den Zauber des Windläufers. Er jagte vorbei an Freund, Nachbar und Feind und schuf Abstand vom Geschehen. Der Schamane rief dem Hayabusa irgendwas zu und eilte dann Ornlu hinterher.
    Ornlu ließ sich einholen und ein Stakkato an Hieben der beiden Stäbe erklang, während schon weiter entfernt von ihnen Champions des Sumpfes, wie auch das Waldvolk sich gegen die neuen Feinde formierten.
    Beide trennten sich nach dem Schlagabtausch und ließen ihre mächtige Magie aufkommen.
    Der Kampf der Druiden begann...

  5. Beiträge anzeigen #125 Zitieren
    General Avatar von Ryu Hayabusa
    Registriert seit
    May 2005
    Ort
    inmitten der Pfälzer Highlands :o
    Beiträge
    3.324
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist gerade online

    Nördliche Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag - Alle! Sogar die Drachen! Wo ist eigentlich Lester?

    Die Ereignisse hatten sich mit einem Mal überschlagen – Schon wieder! Der verdammte, halbnackte Irre hatte sie alle aufs Kreuz gelegt und nun war es, wie so oft, an ihnen, dieses Desaster zu richten. Wäre es nach Ryu gegangen, so hätte er dem Schamanen an Ort und Stelle das Rückgrat gebrochen, um diesem Terror ein Ende zu bereiten. Doch was wäre dann gewesen? Wäre das Ornlus Plan zugutegekommen? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber sich darüber jetzt Gedanken zu machen, half nichts und machte die Situation in keiner Weise besser. Noch einen stummen Augenblick schauten die Augen des Wyvern-Hüters in die Richtung in der Ornlu verschwunden war. -Sieh zu, dass es zählt, Kleiner.-, ging es dem Templer im Beisein eines erwartungsvollen Hebens der Mundwinkel durch die Gedanken. So, wie es nur zu häufig bei Lehrmeistern vor kam die ihre besten Schüler mit einer wichtigen Aufgabe betraut hatten. Doch war Jadewolf, wie er sich nannte, nicht der Einzige, der nun eine Aufgabe hatte. Eigentlich hatte der Hayabusa sich die großen Reden und pompösen Auftritte vor den Leuten des Waldvolkes schon lange abgewöhnt, nur… Jarvo fehlte… Der Anführer der nun die richtigen Worte finden musste. Eine führende Hand im Antlitz der Verderbnis die dort auf sie zu rollte.

    Ryu blickte über seine Schulter, sah das groteske Abbild jener Missgeburt, die sie alle in dieses Leid gestürzt hatte. Jener Schwächling, der sich in der Verderbnis suhlte, die Sarkany mit jeder Faser seines Körpers zu hassen gelernt hatte. Ja… Das war seine Beute in dieser Schlacht. Und so sehr die Abscheu gegen diese Abscheulichkeit die Unruhe in seine Glieder trieb, so sehr zerrte auch das Pflichtbewusstsein gegenüber seiner Brut an seinem Herzen. Wieder wandte er den Blick nach vorne. Die ratlosen, von Angst erfüllten Gesichter sprachen Bände. Wann hatte der Templer zum letzten Mal solche Mutlosigkeit in den Augen gestandener Jäger und Krieger gesehen? Das musste Jahre her sein… Damals… Zur Zeit des Weltenrisses…

    Der Hüter schloss die Augen. Das Kribbeln an seinem Rücken war mittlerweile mehr einer heißen, pulsierenden Welle gewichen, die sich immer wieder durch seinen Körper zog. Ihn antrieb, loszupreschen. Aber das ging so nicht. Er konnte sich nicht auf die Beute fixieren, wenn sie umringt, war von all diesen widernatürlichen Monstrositäten. Ryu brauchte diese Menschen. Und sie brauchten jemanden, der sie davor bewahrte den Zweifeln zu erliegen, denen er selbst in der Tempelruine fast erlegen war. Aber da war noch etwas. Etwas so unglaublich Wichtiges, dass Freiya und Griffin ihm wiedergegeben hatten, seit sie damals ins Weißaugengebirge aufgebrochen waren… Vor einer gefühlten Ewigkeit: die Erinnerung den Geist der Gemeinschaft. Die geballte Kraft der Brut. Den unbeugsamen Willen des Waldvolkes.

    „Ryu, wie wäre es…“, er spürte die Hand Griffins auf seiner rechten Schulter. „… Schau dir die Jungs und Mädels doch mal an… So ein bisschen Templer-Feuer, hm? Das wird…“, doch der Hüter löste sich unter der Hand seines Waffenbruders, riss die Augen auf und trat einen energischen Schritt vor all die tapferen Jäger, machte einen Satz auf den nächsten, umgestürzten Baum und blickte einmal über die Gesichter der Anwesenden. All jene, die sich zu diesem vermaledeiten Spiel einer machthungrigen, verdorbenen Bestie eingefunden hatten. Nur um ihre Leute zu schützen. Um den schon lange zerbrochenen Frieden zu bewahren.

    „Alle Mann hergehört! Jadewolf hat sich klar und deutlich ausgedrückt! Wir wurden verraten vom wahnsinnigen Einsiedler und seinem Herren! Lasst euch nicht täuschen! Dieser halb nackte Hurensohn ist KEINER von uns! Seine Worte sollen Zweifel säen und euren Kampfgeist brechen, damit sein Herr leichtes Spiel mit euch hat! Sein Herr, dieser hässliche Bastard, für dessen Unterhaltung wir geblutet haben. Für dessen Bespaßung wir an die Grenzen unserer Freundschaften getrieben wurden. Durch dessen grausames Spiel wir Freunde, Brüder und Schwestern zu Grabe tragen müssen! Und wofür!? Um uns weiter unterdrücken zu lassen, bis er uns wieder aus Langeweile fordert, um Leben und Tod zu kämpfen!? Das mag für den ein oder anderen von euch vielleicht verlockend sein! Eine Herausforderung der eigenen Fähigkeiten! Eine Prüfung der eigenen Meisterschaft. Und wo jene mit dem Sturm des Kampfes im Blut geboren wurden! Wo manche von uns nichts belebenderes kennen als das Gefühl der Jagd, sind nicht alle derartig veranlagt. Ich sehe Väter und Mütter unter euch! Freunde und Familien denen nicht an dummen Spielen mit dem Tod als Trostpreis gelegen ist. Ich sehe stolze Mitglieder eines Volkes, das nicht zweifelt. Einer Gemeinschaft, die stark in ihrem Zusammenhalt ist und einander bewahrt. Die sich noch nie hat unterkriegen lassen! Ihr Jäger, Krieger, Väter, Mütter, Brüder und Schwestern vom Waldvolk! Ich sage…“, mit einem festen Griff packte der Hüter das Gefängnis, welches sein treustes Werkzeug nun schon wieder zu lange im Zaum gehalten hatte und befreite eben jenes. Das obligatorische, schneidende Surren erklang, als er den grünlich leuchtenden Stahl zog und in einem Bogen über sein Haupt führte und schließlich an seine Seite. „… ES REICHT! Wir lassen uns nicht die Verderbnis des Zweifels an unseren Brüdern und Schwestern in die Herzen pflanzen! Wir unterwerfen uns keinem verdorbenen Schwächling, der unsere Freundschaft mit Füßen tritt! Es ist an der Zeit, dass wir alle aus diesem Alptraum ERWACHEN und ihm zeigen, dass das Waldvolk vor NIEMANDEM das Knie beugt! Zeigen wir diesem Tyrannen, dass das UNSER Sumpf ist! Dass wir keine Despoten tolerieren! Dass wir die Stärke unserer Gemeinschaft gegen jeden Sturm bewahren werden! BEWAHRET!“

    Da war es wieder… Das feurige Gefühl in seiner Brust, als seine beiden Jagdgefährten sich vor dem Baumstamm postiert und im selben Moment den Schlussruf der Hüters wiederholt hatten. Freiya wie Griffin hatten ihre Rechte, respektive Linke in die Luft gerissen. Sie schienen vom selben Kampfesgeist erfüllt wie der Hayabusa. Ihre Augen glühten mit Inbrunst und dem Wunsch, dieses verdammte Spiel endlich hinter sich zu lassen. Und mit dem nächsten Schrei, dieses Mal, unerwarteterweise weiter hinten, brachen nach und nach die Zweifel in den Augen des Waldvolkes. Vareesa und Ronja waren die ersten die eingestimmt hatten. Direkt gefolgt von Ricklen und seinem Jagdkommando. Auch Mertens war an den Stamm herangetreten und stimmte ein. Und am Ende war es ein gemeinsames „BEWAHRET!“, welches durch die Sümpfe hallte.
    Der Hayabusa atmete tief durch. Hoffentlich würde der Kampfgeist für den anstehenden Kampf anhalten. Mit einem weiteren Satz sprang er von dem Baum herunter, wo Griffin ihm bereits auf die Schulter klopfte und breit grinste. „Hehe, gut gebrüllt… Hüter! Etwas viel Pathos, aber scheint gewirkt zu haben.“. Ryu nickte, stieß dabei mit der Unterseite seiner Faust an die hin gehaltene seines Freundes. Dann ging der Blick des Schwertmeisters zu Feiya die auch zu den beiden Waffenbrüdern herangetreten war. Sie sagte nichts, doch ihre Augen leuchteten, erfüllt von einem Feuer, das der Templer selbst nur zu gut kannte. Sachte lächelte er und legte ihr dann die Hand an die Schulter. Es war ein fester, Anerkennung zusprechender Griff, bei dem er sie sehr sachte an der Schulter hin und her schob und dann nickte. Schließlich trat Mertens zu ihnen hin.

    „Also, Hauptmann… Wie ist der Schlachtplan?“
    „Mertens, hör zu. Du weißt am besten wie Jarvo koordinieren würde. Meine Stärke liegt im Feldeinsatz, das wissen wir beide. Du hast ab jetzt das Kommando. Allerdings bleibt Griffin an meiner Seite und…“, wieder blickten die orange-roten Wyvern-Augen zur roten Snapperin die bereits die Hände in die Hüfte gestemmt hatte. Ihr entschlossener Blick verriet alles, doch würde es sich der Hüter nicht noch einmal erdreisten, sie von einer Entscheidung wie dieser auszuschließen. „… Und Freiya auch!“, ergänzte sie schließlich bestimmt und reckte dabei entschlossen das Kinn in die Höhe. Ryu grinste leichte, nickte dann abermals. „Also… sieh zu, dass ihr uns den Rücken freihaltet.“
    „Wie werdet ihr vorgehen?“
    „Hmm…“, der Hüter warf einen Blick zum zu dem übergroßen Ungetüm, das sich dort in seiner Machttrunkenheit zu suhlen schien. Die Augen des Hayabusa verengten sich zu Schlitzen und der Grim in seiner Mimik mit dem er den Despoten des Sumpfes bedachte, sagte alles aus. „… Wir agieren situativ mit dem Ziel, uns seinen Kopf zu holen. Riskant, aber wir wissen nicht, wozu er noch in der Lage ist. Das wird sich im Kampf herausstellen. Die beiden hier und ich sind seit Beginn dieser Jagd eingespielt genug, um diesem Abschaum zu zeigen, wer Jäger und wer Beute ist.“.

    Was Ryu jedoch nicht äußerte, waren die flüchtigen Gedanken, die ihm in den Sinn kamen. Was wäre, wenn der Tyrann gefällt war? Was würde mit dem Siegel geschehen? Diese ganzen Dinge waren nichts über das er viel wusste, doch ihre Wichtigkeit war ihm durchaus bekannt. Aber darüber nachzudenken, half nun nichts. Auch, dass er andere Pläne für seine Freunde hatte, als mit ihm gemeinsam der Beute gegenüberzutreten. Dieser Verräter gehörte ihm allein. Denn, so wie das hitzige Gefühl, das sich über seine Wirbelsäule zog nur zu klar machte: Sarkany und Garagh hatten noch eine uralte Rechnung zu begleichen...

  6. Beiträge anzeigen #126 Zitieren
    Ritter Avatar von Das Waldvolk
    Registriert seit
    Dec 2006
    Ort
    In den Wäldern
    Beiträge
    1.077
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Das Waldvolk ist offline

    Nördliche Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag - Alle! Sogar die Drachen!

    Sie hatten gekämpft. Sie hatten gesiegt und verloren. Gejubelt und gelitten. Das alles unter der Prämisse, dass sie ihre Heimat verteidigten! Ihr Zuhause! Dass sie sich als würdig erwiesen hatten, Tooshoo weiterhin zu bevölkern!
    Und jetzt das! Das Entsetzen war den Menschen des Waldvolkes in die Gesichter geschrieben. Entsetzen darüber, was der Mann mit der Maske getan hatte. Und auch darüber, welche neuerlichen Monster sich da durch den Sumpf auf sie zu bewegten! Sie hatten doch gewonnen! Sie hatten mehr von den Bestien erlegt als die Champions des Sumpfes und sie hatten sich als würdig erwiesen als das Volk, was zurecht auf Tooshoo siedelte. Doch war sämtliche Freude hinweggeblasen durch den Verrat des Schamanen.

    Viele von ihnen waren erstarrt und blickten den korrumpierten Wesen regungslos und mit weit aufgerissenen Mündern entgegen.
    Jadewolf rief ihnen etwas entgegen, rief, dass sie den Herren des Sumpfes vernichten sollten. Allein war kaum einer in dieser Situation dazu im Stande.
    Jadewolf und Hayabusa entfernten sich, jagten dem Eremiten hinterher, während der Rest stehen blieb. Der Herr der Sümpfe und seine Schergen bewegten sich wie eine Welle durch den Sumpf. Bedrohlich und umgeben von einem dunklen Nebel, der die Korruption atmete, die sie verinnerlicht hatten, kamen sie wie eine langsame Lawine näher. Zähflüssigem Teer gleich, der alles Grüne und alles Leben unaufhaltsam und vernichtend unter sich begrub. Immer näher kamen sie, doch griffen sie nicht an, sondern lauerten und warteten auf das Signal ihres Herren.

    „Waldvolk, sammelt euch!“, rief Mertens, der sich als Erster ein Herz fasste. Wenn sie nicht langsam reagierten, würden sie ihren Untergang besiegeln, noch bevor ein Pfeil geschossen und ein Hieb gesetzt war. „Waffen raus und zusammenrücken!“
    Er suchte in der Menschenmenge nach seinen engsten Verbündeten. Doch Jilvie und Ricklen waren zu weit weg. Aus dem Augenwinkel aber nahm er wahr, wie der Hauptmann plötzlich wieder bei ihnen aufgetaucht war. Der bärtige Hüne neben Hayabusa legte ihm die Hand auf die Schulter und dann plötzlich hatte der Schwertkämpfer sich über sie alle erhoben, um die Worte an sie zu richten.
    Worte, die ein jeder von ihnen gebraucht hatte. Worte, die direkt den Weg zu ihren Herzen fanden, den Stolz und Mut in ihnen weckten, die so tief in ihnen verankert saßen. Eigenschaften, die sie jetzt brauchten, um sich ein letztes Mal dem zu stellen, was ihr Leben bedrohte.
    „Verdammt, du hast es doch noch drauf“, murmelte Mertens, als der Hauptmann seine Rede beendet hatte und das letzte laute Bewahret! durch den Sumpf tönte. Eine direkte Kampfansage an die Korruption!
    Ein kleines bisschen Erleichterung machte sich in ihm breit. Ryu hatte Recht, sie waren nicht allein, sie waren alle zusammen hier. Und sie würden sich zu Wehr setzen mit allem, was sie hatten! Mit ihren Fähigkeiten - Kampfkraft, Geschick, Köpfchen und Zusammenhalt, Jarvo hatte sie aufgezählt, als sie die ersten Monster erlegt hatten – und einer großen Portion Sturheit würden sie den Bestien die grüne Hölle bereiten …

    Hayabusa hatte Mertens die Verteidigung mit klaren Worten überlassen. Ja, er wünschte sich Jarvo an seine Seite, der die Stärken und Eigenheiten der Menschen hier am besten kannte. Aber Mertens würde ihn so gut er es verstand vertreten. Das schuldete er seinem langjährigen Freund und all diesen Menschen in diesem vermaledeiten Sumpf!
    Der Hauptmann näherte sich mit entschlossenen Schritten dem Herren des Sumpfes, den Hünen Griffin und die Rote Snapperin an seinen Flanken. Mertens sah noch, wie die beiden sich verteilten, während Ryu weiterhin den direkten Weg wählte. Um diesen Kampf würde er sich nicht kümmern müssen.
    „Waidmannsheil, Hauptmann“, murmelte er. Dann drehte er sich um.
    „Jagdkommandoführer zu mir!“, brüllte er plötzlich. Endlich tauchten Ricklen und Jilvie an seiner Seite auf und mit ihnen einige andere.
    „Also zuhören: Hayabusa kümmert sich mit seinen Leuten um den Herren des Sumpfes. Wir halten ihm und auch Ornlu den Rücken frei und beschützen all jene, die es brauchen. Die Devise lautet: Tötet die korrumpierten Wesen! Zeigt keine Gnade, denn auch sie werden sie uns gegenüber nicht zeigen! Das wird kein Kaffeekränzchen, das wird harte und dreckige Arbeit! Wir greifen sie wie gewohnt an: Speerkämpfer vor, die Bogenschützen in die Büsche oder am besten auf die Bäume. Wir bleiben stets in Bewegung, ihr wisst, wie der Hase läuft: Auftauchen, Zuschlagen, Abtauchen! Der Wald ist unser Freund! Nutzt ihn. Lockt unsere Feinde auseinander und in die Falle! Nehmt dabei jeden in die Pflicht, der euch über den Weg läuft! Wir holen das Beste aus uns raus, was wir können!“
    Mertens blickte sich um. Die Zeit wurde knapp, sie mussten handeln!
    „Ihr habt den Hauptmann gehört! Auf zum letzten Gefecht! LOS!“

    Die Anführer stoben auseinander und riefen ihre Leute zu sich. Mertens zog seinen Bogen und legte einen Pfeil auf. Er würde dort aushelfen, wo es nötig war. Dieses Heer der Dunkelheit, bestehend aus einer verderbten Tooconda, Lurkern und Sumpfhaien, großen Spinnen und widerlichen Insektoiden, musste vernichtet werden. Er sah, wie sich die ersten daran machten, in den Büschen zu verschwinden. Schon ging eine Salve an Pfeilen auf die korrumpierten Kreaturen nieder. Unangekündigt und fatal. Erste Speere tauchten auf, die die Monster bedrängten und dann wie von Geisterhand verschwunden waren. Die Wesen des Sumpfes indessen verteilten sich und nahmen die Jagd auf.

    Mertens lief in geduckter Haltung nach vorn, nutzte das Grün des Sumpfes, um sich zu verbergen. Er sah, wie einer der Lurker Turya nicht weit von ihm bedrängte. Er zielte und ließ die Sehne los, der Bogen sang. Der Pfeil hatte sein Ziel getroffen.
    Sofort legte er nach.
    Ein merkwürdiger Gedanke schoss ihm dabei durch den Kopf:
    Wie wichtig ihnen das alles war ... Jahrelang hatten sie auf dem Baum gehockt und sich wenig Gedanken gemacht, hatten in der Vergangenheit gelebt, obwohl ihre Gegenwart hätte ihre Aufmerksamkeit gebraucht. Und da waren sie nun und kämpften verbissen um ihre Zukunft …

    Er musste an seinen Sohn denken und seine Frau. Sie mussten gewinnen. Sie mussten einfach! Alles andere wagte er nicht zu denken …

    Freiya

  7. Beiträge anzeigen #127 Zitieren
    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
    Registriert seit
    Mar 2007
    Beiträge
    13.795
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline

    Abseits der nördlichen Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag - Ornlu vs Schamane

    Was würde man sich nach diesem Kampf der Druiden erzählen? Ornlu hatte alles richtig gemacht? Wieso töteten Druiden einander? Woher nahmen sie solche Macht her? Ein Glück griffen sie nie in die Belange der Menschen ein! Er hat sich in einen Drachen verwandelt! Der Schamane war viel zu mächtig für Jadewolf! Vieles würde man sagen und noch mehr wäre frei erfunden, weil es keine richtigen Zeugen geben würde. Ornlu hatte den Ort des Kampfes bewusst gewählt. Weit genug vom Rest. Weit genug vom Herrn des Sumpfes.

    Beide blickten einander in die Augen und den Schamanen musste nun bewusst sein, dass Ornlu niemals
    die Maske in die Nähe des Herrn des Sumpfes bringen würde. Niemals würde er die Maske zurückgeben, außer er war tot. Niemals würde er seinem kranken Herrn helfen. Und noch mehr - so wohl ein Gedanke des Eremiten - gierte er wohl selbst nach der Macht des alten Geistes. Ein Druide mit zwei Druidensteinen könnte die Welt verändern. Ganze Regionen vernichten und gedeihen lassen. Könnte seinen Herrn vollkommen heilen…

    Ornlu hingegen war bewusst, dass der Schamane niemals nachgeben würde und niemals seinen Herrn verlassen könnte. Was andere als Treue und Stärke durch beispiellose Dienerschaft sehen mochten, war in den Augen des Wolfsdruiden Schwäche. Abhängigkeit bis in den Tod. Sein Leben für seinen Herrn. Ein Sein, das nur Sinn hatte mit dem Herrn. Vorteile - klar. Aber Freiheit in vielerlei Hinsicht war was anderes. Die Maske dem Schamanen zu überlassen war gefährlich. Zu sterben und den Wolfsstein an den Schamanen oder den Herrn der Sümpfe zu verlieren - noch gefährlicher. Genauso wie das Leben wäre, wenn er sich nun mit der Maske und dem Wolfsstein davon machen würde. Er wäre ein Gejagter der Naturgeister, die allesamt diese freie Macht an sich reißen wollen würden. Die Maske musste weg oder vernichtet werden. Es gab keinen anderen Weg für Ornlu.

    Nein - diese beiden erkannten was bevorstand. Der letzte Tag für einen der beiden.
    Ornlu hob die Maske in die Höhe und befestigte sie dann seelenruhig am großen Waffengurt am Rücken. Da musste sein Kontrahent erst einmal ran. Dann nickte er und Schlag auf Schlag ging der magischen Reigen los.

    Es war der Schamane der in Windeseile am Boden ein großes Symbol mit dem Druidenstab zog und dann seine Magie rein jagte. Geisterhafte Wesen des Sumpfes entstiegen dem Symbol und erfuhren sogleich den Konter des Wolfsdruiden. Der hatte an seinen Druidenstein gefasst und rief Geisterwölfe aus der mythischen Sphäre. Ein Geheul erklang und die Wölfe stürzten sich auf Lurker, Blutfliegen und Sumpfhaie. Fast alle vergingen in diesem kurzen Schlagabtausch. Lediglich ein Sumpfhai kam durch und Ornlu musste weichen, denn der Schamane hatte diesen Geist unter seiner Kontrolle. Seine Hiebe trafen und dann wiederum doch nicht. Einen Moment später musste er sich des Schamanen und des Sumpfhais erwehren und bestand es mit Bravour.

    Erst wehrte er die Attacke die von oben kam ab, sprang zurück, als der Sumpfhai nach ihm schnappte und vollführte einen halben Drehschlag, um Abstand zu schaffen und sogleich zu attackieren. Ein schneller Hieb gegen den Stab des Schamanen, dann ein Stabwirbel und ein Schlag mit großer Wucht, bevor ein Ausweichmanöver, wegen des Geistes nötig wurde. An verteidigen war nicht zu denken und so nutzte er seinen Verstand und Instinkt, um sich hieraus zu befreien. Ein Hieb gegen den Schamanen, der gut abwehrte und den Stab des Wolfsdruiden ableitete. Der nutzte den Schwung, schlug mit dem Stab ein halbes Rad und schwang den Druidenstab über Kopf nach dem Sumpfhai. Der wurde erwischt und wie er sich gedacht hatte, war er nicht mehr vom Schamanen kontrolliert. Magischer Regen rieselte hinab, als Ornlu unverblümt nach dem Schamanen stach und zum Tanz der Stabkämpfer bat.

    Der Schamane nahm an und schnell erfolgte eine Schlagserie mit beiden Stabenden, die Ornlu genau so abwehren konnte und dann zum Angriff überging. Erst ein schneller, halber Drehschlag von unten nach oben geführt und sogleich nahm er den Schwung daraus mit, um aus einer vollen, nach vorn gerichteten Körperdrehung den nächsten Schlag in Richtung Beine des Schamanen zu setzen. Der blockte ab, indem sein Stab in den Boden gerammt wurde, bevor er diesen rauszog und zwei Mal kräftig nach Ornlu stieß und immer länger wurde. Der Wolfsdruide wich gekonnt dem ersten Stoß aus und lenkte den zweiten Stoß mit beidhändig gegriffenen Druidenstab zur Seite. Prompt verkürzte der Eremit die Distanz, indem er mit vollem Körpereinsatz Ornlu rammte und ins Straucheln brachte. Der aber fing sich, indem er seinen Stab als Stütze nutzte und parierte dann auch den seitlichen Hieb seines Gegners. Sofort entfachte dann Seitens Ornlus eine Serie an schnellen Schlägen mit beiden Stabenden. Von oben mit Rechts, seitlich mit Links, Rechts von unten und dann sofort von Links oben, bevor er zur Stichattacke ansetzen und den ersten Stich in Richtung Gesicht setzte, den zweiten gegen das Knie des Schamanen anvisierte und mit dem dritten Stich dann auch traf, als das Stabende vorbei am Druidenstab des Schamanen gegen dessen Brust stieß. Nun taumelte er zurück, hielt sich kurz und atmete tief ein. Doch der Wolf schonte seine Beute nicht.

    Von links hieb er seinen Stab nach rechts gegen die Beine des Eremiten, der nur ausweichen konnte und sofort von rechts nach links gegen die Rippen kommend das andere Stabende abwehren musste, um dann von links kommend einen heftigen Schlag nach rechts gegen den Kopf irgendwie noch abzuwehren wusste. Ornlu war dadurch nah genug, um ihn einen Tritt zu verpassen und seine Attacke dann abzuwehren. Erst ein Drehschlag dem er auswich und dann eine links-rechts Kombination die er mit seinem Drudienstab abfing und sich kraftvoll nach hinten weg drückte.
    Sein Kontrahent ging zum Angriff über, doch Ornlu vollführte riskant einen schnellen Drehschlag aus ganzer Körperdrehung auf die Beine des Schamanen abzielend, bevor er die Kraft mitnahm und einen weiteren, nun sehr kraftvollen Drehschlag und damit doppelten Drehschlag auf Höhe der Hüfte seines Gegners durchführte. Der konnte nur blocken und aufgrund der Wucht zur Seite weichen, da setzte Ornlu zur großen Attacke an.
    Ein Schlag aus vollem Sprung jagte von oben nach unten hinab und der beidhändig zur Parade nach oben bereit gehaltene Stab des Schamanen ächzte und bog sich so wie sein Besitzer, der in die Knie ging und anerkennen musste, wer der bessere Stabkämpfer war. Und wäre es nur um diese Kunst gegangen, so wäre der Kampf mit den nächsten Attacken des aggressiv vorgehenden Ornlu entschieden.

    Doch sein Gegner entschied, dieses Duell über die Magie zu lösen. Er täuschte eine Attacke vor und drehte sich dann zur Seite ab, um Abstand zu gewinnen. Ornlu reagierte und eilte zunächst hinterher. Doch schnell wurde klar, was der Schamane im Sinn hatte. Dieser schwang den Druidenstab und erweckte Wurzelwerk, das sich vor Ornlu aufbäumte und mit einzelnen Strängen nach ihm griff.
    Der reagierte indem er sich mit dem Stab kraftvoll nach hinten stieß und dann den Druidenstab selbst mit Magie schwang.
    Wurzeln stürzten sich auf Wurzeln und umschlagen sich gegenseitig.
    Der Schamane setzte die nächsten Wurzeln frei und Ornlu entschied zu attackieren, statt die Kräfte zu messen.
    Er lief an und sprang dann wie ein Dreisprung-Athlet an erwachenden Wurzelwerk vorbei, wirbelte dann mit dem Druidenstab und bekam magisch glühende Augen, als er das vordere Stabende auf den Boden jagte und ein magischer Impuls in das Erdreich jagte.
    Ein Wurzelstrang groß wie eine Ogerfaust jagte aus dem Boden und griff nach dem Unmaskierten.
    Der konterte mit einer noch größeren Wurzel, die die Faust wie eine Würgeschlange umwickelte.
    Ornlu ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen und setzte einen weiteren, sehr starken magischen Impuls, um die Kontrolle über die gegnerische Wurzel zu erlangen.
    Dann hob er die offene Hand nach oben und griff dann nach dem Schamanen.
    Der ließ seinen Stab aus den Händen gleiten, ließ sich auf die Knie fallen und stieß aus seinen Händen selbst mächtige Magie die nun die nahende wurzelartige Trollpranke von unten nach oben von Wurzeln umschlingen und nieder zu ringen begann. Sehr effektiv und dominierend. Nicht nur wegen der eingesetzten Magie, sondern weil Ornlu mit seinen Wurzeln gar nicht mehr verbunden war.
    Der war schon auf dem Sprung auf die manipulierten Wurzeln, nutzte die Höhe und setzte zum Sprungschlag an.
    Der Schamane knurrte auf, ließ ab von seiner Magie an seinen Wurzeln und sprang zur Seite, um seinen Druidenstab zu greifen und kniend die nächste Attacke zu erwarten.
    Der Wolfsdruide blieb seinem aggressiven, Kräfte nicht schonenden Stil treu und weckte seine Magie. Seine Augen leuchteten grell auf und Wurzeln stürzten sich auf den Schamanen und befanden sich schon über diesem.

    Der reagierte mit seiner Magie und musste mindestens genauso viel Kräfte wecken wie Ornlu selbst. Ein Schild aus Magie, Wurzeln und allem was die Natur in unmittelbarer Nähe hergab baute sich kokonartig um den Herold des Herrn der Sümpfe und bewahrten ihn vor der einschlagenden Kraft des Wurzelgeflechts.
    Sein Schild der Natur verstärkte sich ungemein und Ornlu wählte nun einzelne Wurzeln die ausholten und versuchten, das Schild zu durchbohren.

    Dann wurde Ornlu überrascht! Er hätte erwartet, dass der Schamane einfach gegen hält und einen Ausweg aus dem Kokon findet, damit er für Ornlu wieder angreifbar geworden wäre. Doch stattdessen entfachte seine Magie einem Donnerschlag gleich und machte aus dem Kokon und Ornlus Wurzeln Splitter jeder Art, die in alle Richtungen wie pfeilschnelle Geschosse jagten.

    Blut! Die Stirn und beinahe das linke Auge wurden kratzend und stumpf erwischt. Ornlu hatte keine Chance, sich weg zu drehen. Eine Platzwunde sorgte dazu, dass Blut teils ins linke Auge und entlang der Schläfe floss, als er am Boden lag und die Orientierung suchte. Mit zugekniffenem Auge und Blut wegreibender Hand, hörte er mehr die zu ihm eilenden Schritte. Das anstürmende Schnauben des Eremiten und der beginnende Klang eines ausholenden Stabes. Ornlu atmete tief ein…

  8. Beiträge anzeigen #128 Zitieren
    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
    Registriert seit
    Mar 2007
    Beiträge
    13.795
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline

    Abseits der nördlichen Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag - Ornlu vs Schamane

    …der erste Atemzug und es begann.
    Ein zweiter Atemzug und er holte aus. Der dritte Atemzug entließ den Zauber, während der Eremit die Distanz überwunden hatte und schon am zuschlagen war.
    Blutige Tropfen und ein leichter Schwall des Blutes in seiner Hand flogen in die Richtung des Schamanen und begannen im Flug zu dampfen. Bekamen einen gelblichen Ton und trafen die Haut des Eremiten an mehreren Stellen, bevor sein Druidenstab sein Ziel finden konnte.
    Er schrie und sprang auf wie ein brennendes Tier. Seine Haut dampfte an den Stellen wo Ornlus Blut getroffen hatte und wurde regelrecht verätzt.
    Ornlu ergriff die Gelegenheit, packte seinen Druidenstab und sprang auf. Er attackierte wild drauf los und der Schamane konnte hierbei nur erwischt werden und von den Füssen runter geholt werden. Als der Druide dann den wohl finalen Hieb setzen wollte, leuchteten die Augen des Schamane grün auf und er klatschte in die Hände.

    Im nächsten Moment schwirren unzählige, seltsame Käfer in der Luft und sammelten sich zu einen Schwarm zusammen. Ornlu war erstaunt, weil er das noch gar nicht kannte und erst recht nicht in so einem Tempo eine Wandlung miterlebte.
    Im nächsten Moment handelte er jedoch instinktiv und schuf so schnell es geht Abstand zum Schwarm der sich formiert hatte und tatsächlich attackierte.

    Der Wolfsdruide stampfte einmal auf den Boden und just im nächsten Moment riss Wurzelwerk aus dem Boden hervor und Totholz sammelte sich, um eine schützende Kuppel über Ornlu zu bilden.
    Von Außen hörte er schon die schabenden und beißenden Geräusche der Insekten, wie sie selbst Wurzeln anknabberten und versuchten durchzukommen. Ihre Flügel vibrierten in der Luft und es wurden immer mehr überall an der Kuppel. Würden sie irgendwo durchkommen, wäre es schwer für Ornlu, das noch abzuwehren. Sorgenvoll blickte er um sich, hörte das wilde Schaben und vibrieren der Flügel immer heftiger werden.
    Panik? Nein.

    Er kniete sich auf den Boden, legte den Druidenstab vor seine Knie ab und atmete tief aus und wieder ein. Er schloss die Augen und ließ seine Magie aufkommen und in magischen Echos austreten. Sie begannen allmählich die äußeren Geräusche nichtig zu machen. Nur der Klang seiner Magie zählte und darauf fokussierte sich seine beginnende Kampfmeditation.
    Seine Magie berührte seinen Schild und begann Risse und Lücken zu schließen, an manchen Stellen zu verwachsen und langsam neue Geflechte zu bilden. Weitere tiefe Atemzüge ließen erneut die Magie aus ihn heraus in Echos erklingen und die Kuppel reflektierte alles wieder zurück auf Ornlu.
    Er blendete die heftiger werdenden Störfaktoren von außen aus und schüttelte jegliche Sorge und Bedrohung von sich ab. Stattdessen erdete er sich wieder. Fokussierte sich wieder, nach den bisherigen Schlagabtausch und fasste Gedanken…Lösungen, während seine Magie immer stärker wurde und nunmehr die Insekten sich abmühen mussten, überhaupt den Schild zu beschädigen.
    Es war die Lektion des Platzregens, die der Druide verinnerlichte. Akzeptieren, dass die Bedrohung da war. Erdulden, dass es jederzeit enden konnte und fokussieren auf das, was nun zählte. Ornlu öffnete die Augen und holte gezielt etwas Schöllkraut von Nereas Kräutern hervor, um es im Mund zu zerkauen.

    Dann ließ er es zu, dass die Insekten den Schild mehr und mehr schwächten, während er sich innerlich auf seine nächste Zauber vorbereitete. Erste Löcher entstanden.
    Ornlu erhob sich mit dem Druidenstab, stampfte erneut auf und der Schild platzte mit einer schwachen, magischen Druckwelle auf. Die Insekten flogen auf und durften beim attackieren zusehen, wie der Druidenkristall von Ornlu aufleuchtete.
    Einem Drachen gleich stieß er rötlichen Rauch aus dem Mund und hüllte sich damit ein. Seine Kleidung aus Stoffen und Pflanzenresten bekam Löcher und Risse, während die Insekten es an ihren Flügeln zuerst bemerken durften. Ja, selbst seine Haut wurde agressiv angegangen und war guter Grund dazu, dass er sich rasch aus dem Wirkungsbereich entfernte. Währenddessen fielen die Insekten zu Boden, weil sie kaputte, zerfledderte Flügel und angegriffene Chitinpanzer bekommen hatten.

    Der Insektenschwarm rottete sich zusammen und bekam menschliche Form. Ornlu hingegen riss sich die immer noch sich auflösende Kleidung vom Leib und stand da dann lediglich in seiner Hose und Stiefeln aus Sumpfhaileder. Sein Oberkörper hob sich tief ein- und ausatmend und zeigte die Spuren von vielen Jahren als Druide.
    Der Pakt mit dem Hetzer durch die riesige Bissnarbe am ganzen Oberkörper, seinen Druidenstein und den Fangzahn des Hetzers, aber auch Narben vieler Kämpfe, Rituale und die Tätowierungen der Wolfssippe.
    Ornlu fasste sich ans Haar und es fiel teils ab, weil es auch was abbekommen hatte. Doch das war es wert gewesen.
    Der Schamane stützte sich vom Boden ab, hustete und biss sabbernd die Zähne vor Schmerz zusammen. Seine Haut war rot und rissig, verätzt und blutig.
    Dazu hatte er wesentlich mehr Magie in seine Wandlung einsetzten müssen, wie der Wolfsdruide in seine Zauber.

    “Beinahe…”, sagte er in der alten Sprache und blickte den Eremiten vernichtend an.
    “...sag mir deinen Namen, bevor du stirbst.”

    Der Schamane stand auf, zittrig und trotzdem noch voller Kraft dank seines Körperbaus. Er öffnete leicht den Mund, stierte Ornlu an und dann schrie er. Er schrie seinen puren Zorn vereint mit seiner Magie aus und richtete sie gegen den Druiden. Ornlu wusste, was das hieß und spürte, dass die vielen Kräfte hierher eilten. Zuerst waren es die Vögel und größere Insekten, dann Raubtiere des Sumpfes, Champions des Herrn des Sumpfes, die noch loyal zum Schamanen standen. Lurker, Snapper, Sumpfhaie, Spinnen, Toocondas und Blutfliegen. Jetzt zählte es.
    Ornlu umgriff den Wolfstein, atmete Magie ein und aus und schrie dagegen. Schrie so sehr und Mächte weckend, dass die Schleier zur Anderswelt sich bewegten. Das die Luft vibrierte und Tiergeister schemenhaft auftauchten, um das umliegende Holz und Pflanzen zu beseelen und tierische Gestalt anzunehmen. Geisterhafte Wölfe aus Wurzeln erhoben sich, Hirschgeister stampften auf und Sumpfhaie aus Rankenwerk schlängelten aus dem Boden hervor. Ein Sammelsurium an Tieren und hölzernen Tiergeistern erschien und stürmte aufeinander los…

  9. Beiträge anzeigen #129 Zitieren
    General Avatar von Ryu Hayabusa
    Registriert seit
    May 2005
    Ort
    inmitten der Pfälzer Highlands :o
    Beiträge
    3.324
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist gerade online

    Nördliche Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag - Freiya, Griffin & Ryu im Aufmarsch

    „Das wird langsam zur Gewohnheit, hm?“, Griffin runzelte die Stirn als er ganz nebenbei mit der bloßen Faust einem dahinsiechenden Skelett den Schädel zertrümmerte und es mit einem beherzten Tritt in einen verrottenden Scavanger beförderte der durch die Wucht von den ohnehin schon instabilen Beinen gerissen wurde. „Dir ist schon klar, dass du mir mehr als nur ein paar Antworten schuldest, wenn das hier vorbei ist!?“. Freiya führte ihr Rapier einmal von links nach rechts, zerteilte dabei eine von der Verderbnis triefende Blutfliege, gefolgt von einem Stich nach dem noch panisch surrenden Oberkörper. Diesen ließ sie in einen Schwung übergehen, der den zuckenden Leib in einem hohen Bogen zur Seite beförderte. „Von mir aus, aber…“, der Templer riss seine Rechte in die Luft, packte den auf ihn zu springenden Wolfsrumpf an der Kehle, bevor der halb herabhängende Kiefer nach ihm schnappen konnte und starrte in die leblosen Augen der Kreatur. Darin war kein Leben mehr. Nur noch die Erinnerungen an Schmerzen, Hass und Furcht. Bedauerlich. Aber für Mitgefühl war nun kein Platz mehr. Ein lautes Knacken ertönte, als unter dem Griff des Hüters Knochen brachen und auch dieses Wesen unter einem lauten Platschen im Morast landete. „… Für den Moment: Konzentriert euch!“.

    So wie Mertens die Kommandos bereits eingeteilt hatte waren die drei Jäger, durch all das Erlebte bereits enger zusammengeschweißt als so manches, langjähriges Jagdkommando aus den Reihen ihrer Leute nach vorne geschritten. Direkt in Richtung des Herren des Sumpfes. Schon mit dem ersten, langsamen Schritt den der Hayabusa getan hatte, richtete sich die gewaltige Gestalt auf und blickte auf die drei Jäger hinab. Sie eilten nicht. Rannten nicht. Sie schritten voran. Entschlossen und im Bewusstsein, dass sie nicht unbedacht handeln, sich keine Fehler erlauben durften. Dass es von nun an zählte. Die Regeln wie die tapferen Jäger sie gelernt hatten galten nun nicht mehr und alles, was blieb war der Kampf ums Überleben. Die Zukunft, entweder erfüllt von Freiheit. Oder Sklaverei. Nur, dass letzteres für das Waldvolk keine Option war.
    Doch zumindest eines war klar: Das Aufbegehren der ersten drei Jäger war dem verzerrten Abbild, das einst ein Sumpfhai oder Lurker gewesen sein konnte Herausforderung genug, zum Angriff zu rufen. Es bedurfte nur eines langsamen Anhebens der grotesken, geschwärzten Klaue damit die ersten Wesen sich aus ihrer Lauer erhoben und los preschten. Eine schiere Übermacht aus untoten, korrumpierten Wesen. Zerrissen, innerlich wie äußerlich. Zusammen und aufrecht gehalten von einer verdorbenen, alles pervertierenden Macht deren Zentrum dort in voller Größe über ihnen allen thronte.

    Doch die Jäger schritten weiter: Griffin mit dem Bogen in der Linken, Freiya die ihr Rapier bereit gemacht hatte. Und Ryu der bereits die gewundene Sumpfstahlklinge mit einer Daumenbewegung ein Stück weit aus ihrer Schwertscheide schob. Doch so schnell wie die Bestien reagierten, so schnell waren es auch die Jagdkommandos, die unter Mertens Führung organisiert waren und handelten:

    Ein gewaltiger Schwall aus Pfeilen surrte mit einem Mal über die Köpfe der drei Lockvögel hinweg und stürzte einen großen Teil des losgelösten Schutzwalls aus verdorbenem Fleisch und Knochen, der gedroht hatte, auf sie loszustürzen. Kreaturen wurden von den Beinen gerissen, am Boden festgenagelt oder schlicht von den nachrückenden Wesen zertrampelt, nachdem sie ins Wanken gerieten.

    Und Freiya, Griffin und Ryu… Waren weiter geschritten. Bis auch sie schließlich an der „Front“ standen, wo einige wenige Jäger mit Speeren, Schilden und Klingen dazu eilten und dabei weite Schneisen und, sofern man ihren Feinden so etwas noch zutrauen konnten, Verwirrung stifteten. Ein zerfressener, massiver Sumpfhaibulle, dem einer der drei Maulteile fehlte, richtete sich auf, brüllte einmal verzerrt und wandte sich einigen der Jäger hinterher. Dabei riss er faulige Molerats und anderes Kleingetier über den Haufen. Und so ging die Strategie nach und nach auf: Wie die Schatten im Sturm vorbeiziehender Wolken schlug das Waldvolk zu. Pfeilsalven und Plänklertrupps die darauf abzielten, die schiere Masse an korrupten Wesen und Bestien zu zerstreuen und aufzureiben. Und vor allem dafür zu sorgen, dass die drei Hüter freie Bahn hatten. Oder zumindest mit möglichst wenigen Feinden in ihrem Weg nahe genug an den Herren des Sumpfes kamen, um ihren Plan umzusetzen. Und genau diesen würde Ryu nun offenlegen.

    „Freiya. Du desorientierst sie. Sammle alle Jäger ein, die von ihrer Truppe abgeschnitten wurden und halte mir den Weg frei. Führe dein Jagdkommando. Griffin, stifte Chaos und unterstütze sie dabei. Schlag dort zu, wo es weh tut, und halte dich nicht einen Moment lang zurück. Und ich…“, erneut zog der Hüter sein Schwert und fokussierte nun dieses Zerrbild eines einst so edlen Geschöpfes. Einer Kreatur, die er nur zu gut aus einem Leben kannte, das weit in der Vergangenheit lag. „… Ich werde sie richten.“. Der Hayabusa spürte die Blicke seiner beiden Gefährten. Einerseits Griffin, der protestieren wollte, jedoch beim Anblick der Entschlossenheit und dieses ungewohnten, lodernden Zorns in den Augen seines Freundes keine Worte fand. Auch Freiya, die mehr von der Erkenntnis geschlagen zu sein schien, anführen zu müssen, gleichermaßen aber auch in Sorge zu ihrem Gefährten blickte, brauchte eine Sekunde, ehe sie dann nickte. „Aber… Du allein?“, wandte Griffin nun doch ein. „… Du glaubst doch wohl nicht…“, doch Ryu schnitt ihm das Wort ab. „Vertrau mir. Ich bin nicht allein. Und Freiya wird Hilfe von einem Hauptmann brauchen.“
    Erneut wollte der bullige Hüter und Waffenbruder protestieren, schnaubte dann jedoch tief, vermutlich einerseits, weil er mit diesem Titel wohl abgeschlossen hatte. Andererseits, vielleicht, weil der Hayabusa doch eine Ader getroffen hatte. Aber das tat nun nichts zur Sache. Griffin knurrte etwas Unverständliches, atmete dann aus und nickte. „Beginnt!“.

    Damit begannen die beiden, sich ihren Weg freizumachen und Ryu den Weg zu ebnen. Der Hüter setzte ein Lächeln auf, das seine Augen nicht erreichte. Es stimmte. Er war nicht allein. Nicht im Geringsten. Denn die hoch geschlagene Fontäne die hinter seinem Rücken aufkam offenbarte nur einen Augenschlag später und unter einem lauten Aufbrüllen die grüne Bestie. Jene alte Schattenläuferin, die gelauert hatte und nun mit einem gewaltigen Satz über den Kopf des Hüters gesprungen war. Unter der Landung ihrer mächtigen Hufe zertrampelte sie dabei weitere Kreaturen, warf sich nach links, dann nach rechts und begann bereits jetzt schon, das Schlachtfeld zu dominieren. „Dann sind es also nur du und ich gegen Garagh… Waidmanns Heil, grüne Dame…“

  10. Beiträge anzeigen #130 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Freiya
    Registriert seit
    Aug 2010
    Ort
    Elbflorenz
    Beiträge
    1.075
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Freiya ist offline

    Nördliche Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag - Alle! Sogar die Drachen!

    Sprachlos starrte Freiya Ryu hinterher, doch wurde ihr Blickkontakt von der riesigen grünen Schattenläuferin unterbrochen. Sie wandte sich zu Griffin, der wiederrum zu ihr runter sah. Sie beide schienen überwältigt von der Situation. Freiya war fassungslos. Sie sollte ein Jagdkommando führen? War Ryu von allen Sinnen? Das konnte sie doch überhaupt nicht!
    „Freiya!“
    Jilvies Rufen riss sie aus ihren Gedanken. Die blonde Jägerin kam aus einem Gebüsch hervor.
    „Was ist los?“
    „Ryu …“, begann Freiya leise, dann aber sprach sie lauter: „Ryu hat gesagt, ich solle zerstreute Waldläufer einsammeln und als Jagdkommando führen.“
    Jilvie entfloh ein Grinsen: „Hat er das? Tja, und nun? Worauf wartest du? Du hast die Order des Hauptmanns gehört!“
    „Aber ich kann das doch überhaupt nicht! Vor allem nicht in so einer Situation!“, erwiderte Freiya und die Verzweiflung kroch in ihr hoch.
    Jilvie sah sich um, doch keins der Monster war in ihrer Nähe. Sie packte Freiya an der Schulter.
    „Dann streng mal dein hübsches Köpfchen an! Was hast du gelernt von uns?“
    Freiya hielt einen Moment inne. Sie war zunächst irritiert, dann aber begann ihr Kopf ganz langsam zu rattern.
    „Immer auf den Führer des Kommandos hören!“
    „Gut, weiter!“
    „Immer der Devise folgen!“, sagte Freiya dann. Langsam wurde ihr vom kalten Wasser, in das Ryu sie gestoßen hatte, geschocktes Gehirn wieder warm.
    „Wie lautet die Devise?“, fragte Jilvie. Freiya blinzelte mehrmals.
    „Ja, wie lautet sie denn? Was hat Mertens gesagt?“, sagte die Rothaarige.
    „Auftauchen, zuschlagen, abhauen! Das heißt –“
    „Bogenschützen in die Bäume, Speerkämpfer nach vorn, um die Biester auf Abstand zu halten und Schwertkämpfer in die Büsche“, sprudelte es plötzlich aus Freiya raus. Sie hatte sich wieder gefunden. „Verwirrung stiften, wie Ryu es gesagt hat!“
    „Gutes Mädchen! Und jetzt finde dein Kommando!“, sagte Jilvie, die Hand immer noch auf Freiyas Schulter. Freiya legte ihre Hand auf Jilvies Arm, nickte und dann lösten die beiden Frauen sich.

    „GRIFFIN!“, rief Freiya. Der Bärtige tauchte hinter ihr auf.
    „Hau drauf! Auf alles, was du erwischst. Ich werde hier vorne abräumen und du bringst jene zur Strecke, die doch durchkommen zu Ryu. Nimm keine Rücksicht, wir kommen dir nicht in die Quere!“, sagte sie. Griffin nickte nur.
    „Alles Glück der Erde, mein Freund!“, wünschte sie ihm, dann verschwand sie zwischen den Büschen.
    Sie brauchte Leute!
    „Bogenschützen!“, rief sie laut. „Bogenschützen zu mir!“
    Bisher hatte die Jägerin Glück gehabt, das Kampfgeschehen hatte sich weiter weg von ihnen abgespielt. Sie würde einen Halbkreis um die gedachte Arena bilden müssen, die Ryu und die Grüne Bestie als ihren Kampfplatz gegen den Herrn des Sumpfes auserkoren hatten.
    „He, brauchst du uns?“
    Zwei Gesichter tauchten aus den Büschen auf und Freiya fiel ein Stein vom Herzen: Ronja und Vareesa!
    „Ja, ich brauch euch! Hoch auf den Baum mit euch. Nichts darf zu Ryu und der Schattenläuferin durchkommen. Ich hole Verstärkung für hier unten, ihr müsst uns den Rücken freihalten, verstanden?“
    Die beiden Frauen sahen sich kurz an und nickten dann. Freiya war unfassbar froh, die beiden hinter sich zu wissen. Sie sah noch, wie die zwei Bognerinnen sich drauf und dran machten, das umzusetzen, was die Rote Snapperin gefordert hatte.

    Dann hörte sie plötzlich Kampfgetümmel in der Nähe. Sie zog ihr Schwert und brach durch ein Gebüsch durch. Sie erblickte eine blonde Frau, die ihr bekannt vorkam, im Kampf mit einem korrumpierten Lurker. Es war Larah! Sie hielt eine Hellebarde in der Hand und gab ein ziemlich beeindruckendes Bild von sich ab, wie sie das Vieh auf Abstand hielt. Freiya schlich sich von Hinten an und hieb mit dem Schwert in den Rücken des Lurkers. Larah ließ im nächsten Augenblick die Hellebarde auf den Hals des Lurkers niedersausen und besiegelte das Ende des Untieres.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Freiya. Larah nickte und sagte dann: „Ich wurde abgedrängt.“
    „Ich brauch genau deine Hilfe, Larah!“, stieß Freiya hervor. Larah war wie geschaffen mit der Hellebarde. „Dort hinten bei der Buche sitzen Ronja und Vareesa im Baum. Lock die Monster dorthin und macht sie zusammen kalt! Verstanden? Sie dürfen nicht ihrem Herren zur Hilfe kommen!“
    Larah nickte.
    „Danke“, entfuhr es Freiya. Sie klopfte Larah auf die Schulter: „Waidmannsheil!“
    Dann eilte sie weiter. Sie brauchte noch … Ein Pfeil surrte an ihr vorbei und traf eine Blutfliege, die viel zu groß war für ihren Geschmack, genau in den Kopf. Das fliegende Monster hatte hinter Freiya gelauert und hätte leichtes Spiel gehabt, wär der rettende Pfeil nicht gekommen! Die Rothaarige wusste nicht, wo der Schuss herkam, streckte kurz den Daumen in die Luft und lief dann weiter. Sie hatte keine Zeit, den Schützen ausfindig zu machen.

    Sie eilte über Stock und Stein, nur um in das nächste Kampfgeschehen zu stolpern: Eine Spinne so groß wie ein Molerat lieferte sich einen tödlichen Tanz mit einer weiteren Frau. Das Untier hatte die Vorderbeine erhoben und dort, wo eigentlich dunkle glänzende Augen sitzen sollten, saßen trübe giftig-gelbliche Kugeln. Schwarzer Geifer tropfte von den Zähnen des Monsters. Die Frau, von dunkler Haut und in einer dunkelbraunen Lederrüstung, ließ behände ihr Schwert auf das Vieh nieder sausen. Die Klinge blieb in Kopf und Leib der Spinne stecken, angewidert stemmte die Dunkelhäutige den Fuß ins Gesicht ihrer Gegnerin und zog der Schwert mit einem Schmatzen zurück. Freiya indessen war aber nach vorn auf sie zugegangen und zog ihre eigene Klinge rasch von links nach rechts, direkt neben der Frau. Erschrocken drehte diese sich um und blickte auf eine weitere Spinne, die sich hatte in ihrem Rücken angenähert. Nun lag die Bestie auf dem Rücken und die Beine waren eingekringelt.
    „Bist du allein hier?“, fragte Freiya. Sie erkannte die Dunkelhäutige, sie hatte sie nach der Rückkehr aus dem Gebirge in der Sumpflilie gesehen. Ihr Gegenüber nickte.
    „Komm, ich brauche eine gute Schwertkämpferin“, sagte Freiya und bewegte sich geduckt zwischen den Büschen zurück zur Buche, wo Vareesa, Ronja und Larah warteten. Dort lag bereits ein widerliches insektenähnliches Wesen auf dem Boden.
    „Das hier ist –“, begann Freiya.
    „Chala“, erwiderte die Neue in der Runde.
    „Sie wird euch unterstützen. Chala, das ist Larah und oben im Baum sitzen Ronja und Vareesa mit ihren Bögen“, erklärte Freiya.
    „Wir kennen Chala!“, rief Ronja von oben herab.
    „Gut! Noch einmal für alle die Devise: Kein Monster soll den Hauptmann und die Schattenläuferin bei ihrem Kampf gegen den Herrn des Sumpfes erreichen. Auch wir unterbrechen den Kampf nicht, ist das klar?
    Ihr lockt die Viecher zu euch. Nutzt eure Waffen, Larah hält alles auf Abstand, Ronja und Vareesa nutzen ihre Bögen. Chala, du hilfst Larah und schlägst aus dem Verborgenen zu. Alles verstanden? Ich verlass mich auf euch! Jeder hilft dem anderen! Griffin ist hier auch irgendwo, aber dem kommen wir auch nicht in die Quere.“
    „So kenn ich dich gar nicht, hast du jetzt hier das Sagen?“, rief Ronja.
    „Das habe ich!“, erwiderte Freiya grimmig. „Und keiner von uns kann es sich leisten, aus der Reihe zu tanzen!“
    Sie blickte Chala und Larah an. Die Blonde nickte. Chala schien zu zögern, musterte Freiya, dann aber hob sie die zuerst die Augenbrauen und dann die Mundwinkel, während sie ihre Klinge fester umschloss: „Verstanden!“

  11. Beiträge anzeigen #131 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Freiya
    Registriert seit
    Aug 2010
    Ort
    Elbflorenz
    Beiträge
    1.075
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Freiya ist offline

    Nördliche Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag

    Freiya hatte das Frauenquartett allein gelassen, um erneut durchs Unterholz zu schleichen und zu sehen, ob sie noch jemanden aufgabeln konnte. Das Waldvolk wehrte sich weiterhin mit allem was ihm zur Verfügung stand gegen die Brut des verkommenen Herren des Sumpfes. Die Rothaarige hatte sich ein Stück weg bewegt von ihrem Ausgangspunkt und wollte eigentlich einen Blick auf den Kampf von Ryu und der Schattenläuferin gegen ihren Kontrahenten werfen, außerdem hätte sie sich gerne versichert, dass es Griffin gut ging, doch plötzlich raschelte es neben ihr und zwei Personen erhoben sich aus dem Gebüsch. Freiya erkannte den Turbanträger mit dem blinden Auge und seine Tochter sofort.
    „Maris, was ist los?“, fragte sie geradeheraus.
    Er deutete mit dem Finger auf eine Gestalt nicht weit von ihnen: Freiya sah eine Tooconda, so verdorben wie der Herr des Sumpfes selbst, die genau auf ihren dunklen Meister zuhielt!
    „Nein, sie darf sie nicht erreichen! Sie darf nicht durchbrechen!“, rief die Jägerin entsetzt.
    „Na los, Papa, tu was!“, drängte das junge Mädchen an Maris‘ Seite ihn. „Du weiß doch jetzt, wie das geht mit dem Toocondas!“
    „Das war was anderes, die ist … verdorben!“, knurrte ihr Vater.
    Freiya wurde panisch, als sie sah, dass die Tooconda dem Geschehen bei Ryu immer näher kam. Sie allein konnte nichts ausrichten, aber in ihrer Ausweglosigkeit wollte sie loslaufen, wenigstens um das Monster davon abzuhalten, seinen Weg weiter zu verfolgen!
    Doch Maris hielt sie an der Schulter zurück:
    „Lass mich das mal machen!“
    Und dann geschah etwas, was sie noch nie erlebt hatte: Maris schien sich zu sammeln, holte Luft und brüllte. Er brüllte so laut, dass Freiya und Runa sich sofort die Ohren zu hielten und wegduckten. Die Bäume um sie herum schienen zu erzittern, der Sumpf zu wanken. Einen Augenblick schien nichts zu passieren, dann auf einmal begann der Boden erneut zu erzittern. Maris macht ein paar Schritte nach vorn und deutete wortlos auf die Tooconda. Und plötzlich brachen von überall Tiere hervor: Hirsche, Rehe, Wildschweine, mehrere Snapper, ein Lurker, sogar mehrere Molerats und Vögel, viele Vögel kamen herbei gestürmt. Sogar ein Sumpfhai war dabei! Das Federvieh stürzte sich auf die Augen der Tooconda und der Rest schwappte wie eine große Welle über die Tooconda drüber und begrub das Untier unter sich wie eine zu große Welle eine Sandburg am Strand.
    Fassungslos starrte Freiya auf den Punkt, wo eben noch die Tooconda gewesen war. Dann wandte sie sich langsam zu Maris um:
    „Was bist du?“
    „Total abgefahren!“, entfuhr es seiner Tochter.
    Freiya schüttelte kurz den Kopf.
    „D-danke!“, stammelte sie. Sie brauchte einen Augenblick, um sich zu sammeln.
    „Ähm, was … könnt ihr noch so?“, fragte sie, dann fiel ihr Blick auf die Schwerter, die beide mit sich trugen. Maris hob die Schultern:
    „Och, naja, so einiges …“
    „Maris, könnt ihr beiden hier bleiben? Ich schau, dass ich Verstärkung für euch finde. Ich brauch jemanden, der hier die Ecke absichert und dafür sorgt, dass kein Lakai vom Herren des Sumpfes zu ihm vordringen kann.“
    „Kämpft der Hauptmann noch gegen ihn?“
    Freiya nickte: „Es sieht ganz so aus. Eine Schattenläuferin ist bei ihnen, sie kämpft an Ryus Seite.“
    Maris legte seinen Arm um die Schulter seiner Tochter: „Wir bleiben hier und werden den Ort hier verteidigen.“ Das Mädchen an seiner Seite nickte grimmig, die Hand am Griff ihres außergewöhnlichen Schwertes.
    „Habt Dank!“, sagte Freiya. Erleichterung durchflutete sie, als sie ihre Schritte über einen dünnen Pfad führte. Es ging voran.

    Doch das Gefühl währte nur kurz. Schon hörte sie ein entzerrtes Knurren hinter sich und drehte sich um. Ein Lurker rannte auf sie zu!
    Schon wieder eins von diesen Mistviechern! Doch bevor Freiya etwas tun konnte, wurde das Untier von einem Speer durchbohrt. Im nächsten Augenblick sprang ein blonder Jäger aus dem Gebüsch.
    „Du hast hier das Kommando, sagt Jilvie?“, rief Ricklen ihr entgegen. Sein Blick war wild, er war aufgepumpt von dem Kampf.
    „Eigens vom Hauptmann erteilt bekommen!“ erwiderte Freiya.
    Ricklens Augen weiteten sich. Doch dann fasste er sich und blickte sie grimmig an. Er schob den Unterkiefer vor und ein stolzer Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit: „Gut, was ist deine Order?“
    „Wen hast du bei dir?“
    „Hjarti und Kiyan mit dem Speer, Jilvie und Onyx mit ihren Bögen, außerdem Kjal mit Schild und Schwert.“
    Freiya nickte einmal und deutete auf den Sumpfhai, der sich den Weg direkt zum Kampfgeschehen um den Herren des Sumpfes bahnte.
    „Haltet ihn auf! Er darf nicht zu seinem Herren gelangen! Und dann bleibt am besten dort an der Stelle, also dort in der Nähe. Damit ich die Flanke abgesichert weiß!“
    Ricklen packte seinen Speer. „Das werden wir!“ Er stürmte davon und Freiya sah ihm hinterher. Für einen Augenblick atmete sie durch. Sie beugte sich nach unten und setzte die Hände auf die Knie. Es war unfassbar anstrengend, alles zu koordinieren und den Überblick zu behalten. Dafür Sorge zu tragen, dass alles so funktionierte, wie Ryu es ihr aufgetragen hatte. Jetzt hatte sie drei Punkte um den Kampfplatz abgesichert, das war gar nicht mal so schlecht.

    Nach wenigen Augenblicken richtete sie sich wieder auf.
    „Hey, Rote Snapperin!“, tönte es plötzlich von oben aus dem Baum. Sie blickte hinauf und ein erleichtertes Grinsen entfuhr ihr.
    „Fridtjof! Alles in Ordnung bei dir?“, rief sie zu ihm hoch.
    „Jawohl!“, erwiderte der Jäger, der seinen Bogen in der Hand hielt.
    „Kannst du mir noch ein wenig den Rücken freihalten?“, fragte sie ihn.
    „Selbstverständlich! Du kannst dich auch mich verlassen!“
    „Ich weiß“, sagte sie leise. Dann rief sie hinauf: „Danke! Ich muss weiter! Muss schauen, ob ich noch jemanden finden kann!“

    Vielleicht sollte sie aber noch einmal nach dem Damenquartett mit Ronja, Vareesa, Larah und Chala sehen. Hoffentlich passierte niemandem etwas! Sie näherte sich wieder dem Kampfgeschehen um Ryu, der Schattenläuferin und dem Herren des Sumpfes und kniete sich hin, um sich umzublicken. Was brauchte es noch? Ach ja, Verstärkung für Maris und seine Tochter! Freiya wollte sich wieder aufrichten, als sie in diesem Augenblick grob umgeworfen wurde. Ein schnarrendes Geräusch ertönte und hastig drehte sie sich um. Einer der roten Snapper erschien über ihr, aber … er war … anders als sonst. Seine Augen waren milchig und aus seinem Maul troff jene Flüssigkeit, die sie schon bei den Spinnen gesehen hatte. Eine große Wunde klaffte an seiner Seite. War er … tot? Oder vielmehr … untot? Freiya wollte hastig ihren Dolch ziehen, die einzige Waffe, die ihr in dieser Situation noch helfen konnte. Doch mit einem Schlag wurde die widernatürliche Kreatur weggeschleudert. Eine bärtige, starke Gestalt baute sich vor Freiya auf. Griffins Atem ging schnell, seine Muskeln waren angespannt. Er drehte sich zu Freiya um und reichte ihr die Pranke, um sie hochzuziehen. Die Rothaarige stand auf und hielt seine Hand und seinen Blick für einen Augenblick. Sie war froh, dass er aufgetaucht war.

    Ja, das Waldvolk war da. Sie würden den Sumpf säubern. Sie würden die dunkle Brut austreiben, die Erde und das Wasser befreien, die Pflanzen und die Tiere erlösen von dieser Pest. Und ihre Geschichten und Lieder würden durch den Sumpf schallen und der Kreis des Lebens würde von vorne beginnen.

  12. Beiträge anzeigen #132 Zitieren
    General Avatar von Yared
    Registriert seit
    Dec 2006
    Beiträge
    3.326
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Yared ist offline

    Baumkrone, Riesenbaum von Tooshoo

    Fünfter Tag der Wilden Jagd, Vormittag

    Der Kampfeslärm drang weit, sogar bis hier hinauf in die Krone des Riesenbaums.
    Selbst mit seinem Fernrohr, das ihm Melford nach der erfolgreichen Jagd auf den Hirschtroll wieder zurückgegeben hatte, konnte er in dem schwankenden Dickicht westlich von hier kaum etwas erkennen.
    Yared hatte am Morgen, nachdem sie den vierten Tag der Jagd, nach der Mühe mit dem Erlegen und Zerlegen ihrer Beute, noch zum Ausruhen genutzt hatten, beschlossen, dass er Melford nicht zum nördlichen Tempel begleiten wollte. Der Kapitän und ehemalige Anführer der Rattensippe, wollte vermeiden, dass alte Animositäten - und aufgrund seiner Position als Paladin Innos‘ eventuell neue - dem Waldvolk von Tooshoo in diesem Wettbewerb, dessen Fairness sowieso schon immer eher zweifelhafter Natur war, Steine in den Weg legte.
    Der Baumeister hatte mit den Achseln gezuckt und hatte sich beim Aufladen des schweren Monsterschädels samt ausladendem Geweih helfen lassen.
    Yared musste etwas grinsen, als sie durch den Weckruf des Schamanen erfahren hatten, dass ausgerechnet die Ruine des nördlichen Tempels – ihre gefühlt eben erst verlassene Wirkungsstätte – der Platz sein sollte, an dem die Köpfe gezählt und der Sieg verhandelt werden sollte.
    Das klang sehr nach Eulen nach Setarrif tragen.

    Doch was, bei allen Göttern, hatten der Narr mit der Maske und sein feiner Herr der Sümpfe da wieder angezettelt?
    Zuerst hatte er vermutet, dass dieser falschen Schlange von Eremit der Ausgang der Jagd nicht passte. Doch seine seit der Paladinweihe endgültig geschärften Sinne für magische Vorkommnisse sagten ihm etwas anderes. Bei jedem Blinzeln seiner Augen schien es, als könne er für einen winzigen Bruchteil eines Wimpernschlages das gewaltige Flackern einer Flamme aus Finsternis erkennen, die sich über dem Bruchwald in der Nähe des nördlichen Tempels erhob. Hinzukam immer wieder ein aufgeladenes Gefühl, das aus unterschiedlichen Quellen in unregelmäßigen Wellen über das Tiefland fegte und die feinen Haare auf seinen Unterarmrücken zu Berge stehen ließen. Die flüchtigen Elemente aus Beliars Sphäre waren offenbar noch immer nicht gebannt und bäumten sich nun zwischen den Mangroven ein letztes Mal auf.

    Es half nichts, wie sehr er sich auch den Kopf darüber zerbrach, wie er helfen konnte. Yared wusste, dass er nicht rechtzeitig mehr am Ort der Kämpfe eintreffen würde. Also besann er sich darauf, was er hier tun konnte, versuchte Ruhe auszustrahlen für all die Familienangehörigen der Wächter, Jäger und Waldläufer da draußen – so wie es Jarvo getan hätte, wenn er da gewesen wäre – und hatte Bud und Terrence darauf vergattert ihm sofort Bescheid zu geben, wenn sich irgendwas oder irgendwer, der nicht zum Waldvolk gehörte dem Baum nähern würde.
    So harrte er der Dinge und betete zu seinem Gott.

  13. Beiträge anzeigen #133 Zitieren
    General Avatar von Ryu Hayabusa
    Registriert seit
    May 2005
    Ort
    inmitten der Pfälzer Highlands :o
    Beiträge
    3.324
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist gerade online

    Nördliche Tempelruinen, 5. Tag, Vormittag - Ryu, die grüne Bestie, Herr des Sumpfes

    Endlich… Ryu betrachtete sich diese monströse Pervertierung aller guten und rechten Dinge der Natur, die sich dort vor ihnen aufbäumte. Gemeinsam mit der grünen Dame, der uralten Schattenläuferin hatte der Hüter es vollbracht, die Arena zu „säubern“, um endlich mit dem Duell zu beginnen dem er schon so herbeigesehnt hatte. Zu Beginn war es alles noch chaotisch: Die Schattenläuferin und der Wyvern-Krieger waren sich hier und da in den Weg getrampelt. Mal wurde er von der massigen Gestalt der Bestie fortgestoßen, dann wiederum rasierte er ihr beim Ausholen mit der Klinge einen Fellfetzen vom Körper. Doch je länger diese, ja, man konnte fast schon sagen, „Aufwärmübung“ voran ging, desto eingespielter wurden Hüter und Bestie. Wo ein Waren aus dem Unterholz hastete, um der grünen Bestie in die Seite zu fallen war Ryu bereits angesprungen, um ihn nach einem einschüchternden Brüllen direkt einen Kopf kürzer zu machen. Wo der zerfressene Sumpfhai aus dem Morast herauf brach, als der Hayabusa mit einem Snapper rang, sprang die grüne Dame in einem gewaltigen Satz heran, packte den übergroßen Wurm und schleuderte ihn in die Ferne, wo sich die Jäger des Waldvolkes im Nu darauf stürzten und ihm ein Ende bereiteten. Dann verschwanden sie wieder. In der Tat: Die Jagdkommandos schienen mit jedem gefallenen Monster zu erstarken und sich ihrer sicherer zu werden. So aber auch Hüter und Bestie.

    Was für die großen Mächte des Festlandes gerade mal ein Scharmützel sein musste war für die vereinten Jäger Tooshoos eine Schlacht gewesen. Und für Ryu… Trotz des ernstes der Lage fühlte er sich so anders… Jenes warme Gefühl, das seltsame Prickeln, das schon seit der Tempelruine seinen Rücken hinauf kribbelte, pochte mit jedem Augenblick markanter. Trieb eine wohlige Hitze durch seinen Körper und schien ihn zu beflügeln. Es war nicht zu verleugnen: Der Templer gehörte zu jenen, die mit dem Sturm im Blut geboren waren. Die nichts anderes kannten als den Kampf und das Gefühl, dem Tod immer wieder selbst ins Gesicht zu lachen. Und so war es auch dieses Mal.

    Und nun standen sie ihm gegenüber. Garagh, dem Verräter. Die Bestie an seiner Seite, hielt der Wyvern-Hüter den so genannten „Herren“ fest im Blick, konnte jedoch nicht umhin, in eben jener Art zu grinsen, die seine Augen nicht erreichten. Was hatte nur für eine derartige Veränderung gesorgt? Die Kreatur, die dort vor ihnen aufbäumte war deformiert und verkrümmt mit Hornbewüchsen. Jener Kamm auf ihrem Rücken glich drei giftgrünen Stacheln. Die „Krone“ und fest mit seinem Schädel verwachsen schien glich stark der Schläfermaske, wie der Templer es einst von den Amuletten und Symbolen seiner alten Kaste kannte. Das Abbild eines falschen Götzen, dessen Name Jahre später keinen fanatischen Glauben mehr beschrieb, sondern, fast schon gereinigt, einen Lebensweg beschrieb. Einer, dem Ryu bis heute gefolgt war. Doch dieses Zerrbild… Vereinte nichts davon. Die gebeugte, lauernde Haltung dieses Kolosses wirkte lauernd und hinterhältig. Sie erinnerte den Templer an jene buckeligen Berater an königlichen Höfen, die nur für die eigenen Vorteile andere einander ausspielten und sich an deren Leid bereicherten. Ja… Genau so und nicht anders hatte er die Verderbnis kennen- und hassen gelernt. Dann waren da noch die dreifingrigen Klauen, schwarz gefärbt vom Blut derer, die er bereits verschlungen hatte. Sie wirkten schärfer als die meisten Klingen, die der geübte Waffenschmied je gesehen hatte und, rein aus handwerklicher Sicht konnte er sich durchaus vorstellen, was für vorzügliche Waffen sich daraus fertigen lassen mussten. Doch erst einmal heran kommen… Aber da war noch etwas… schwärzlich grün pulsierende… Blasen, die Teil seiner Brust waren? Sechs, schwer zu definierende, sich immer wieder leicht aufblähende Körper an der Zahl. Fast schon wie bei einem Frosch oder der Brust eines Sumpfhais. Aber… hatten diese Wesen nicht immer nur jeweils eines davon? Lag etwas dahinter, das ihm Kraft gab? Der Hayabusa fixierte den Blick auf das Pulsieren und es war, als konnte er mit seinem geistigen Auge erkennen, wie kleine, schwache Stöße von deren Mitte durch den gesamten Körper des Sumpfherrens zuckten – Vorsätzlich nach oben in den grotesken Schädel. Als zerrte etwas an der schieren Essenz dieses Wesens. Dann sollte es also dort sein. Gut.

    „Jetzt zur Beute, hrm, altes Mädchen?“, dabei hob er sachte die Rechte, fast schon so routiniert als würde er gegen Griffins Faust klopfen wollen, doch ein mahnendes Grollen der Schattenläuferin ließ ihn innehalten. Ja, richtig. Sie waren zwar verbündet im Kampf gegen diese Abscheulichkeit… Aber, dass eine so alte Kreatur sich freiwillig von einem Krieger, sei er noch so nah der Natur gewesen, anfassen ließ… Wie stolz diese Bestie doch war. Ryu nickte, hob sein Schwert mit der Spitze voran in die Richtung des Herren des Sumpfes. Dann griff er auch mit der Linken an das Schwertheft und nickte sachte. Ein tiefer Atemzug durchwanderte die Lungen des Hüters. Die Augen für einen Moment geschlossen, warf er allen Ballast der letzten Tage von sich. Fast schon, als wollte er sich selbst aus der eigenen Haut schälen. Die urtümliche Wut, der Instinkt der Jagd und die Wildheit, die in seinem Herzen brüllte – Wie im Weißaugengebirge ließ er sich davon treiben. Begann hinter sich zu lassen, was ihn einschnürte. Dann… entwich die Luft aus seinen Lungen und das unmenschliche, gutturale Knurren begleitete die heiße Luft die Mundwinkeln und Nasenflügeln entstieg. Sarkany blickte auf, die Augen lauernd auf der Beute. Dann, so wie der verdorbene Herr sich ihnen zuwandte, preschten Hüter und Bestie gleichermaßen los:

    Mit einem gewaltigen Satz sprang die grüne Dame direkt in Richtung der Brust der Beute, versuchte ihre Klauen in deren Fleisch zu bohren, doch sie... Rutschte ab!? Stattdessen holte Garagh, der durch den Aufprall des massigen Schattenläufers zurück taumelte einmal mit jener geschwärzten Klaue seiner Rechten aus, während er sie mit der Linken packte wie ein Spielzeug, um dem alten Wesen den Garaus zu machen. Etwas, das Ryu nicht im Geringsten gedachte zuzulassen. Er hatte sich nämlich unter der springenden Schattenläuferdame hindurch gemogelt, direkt hinter den Herren des Sumpfes, dessen eines Bein nun geknickt genug war, als dass es, ähnlich bei einem Menschen die Achilles-Sehne zum Angriff bot. Das würde er nutzen, um die schuppige Haut zu durchtrennen! -Nimm zwei Mal Maß…-, rief er sich, wie so oft bei einem präzisen Schnitt in die Gedanken und schlug mit einem mächtigen Hieb durch, der… An der glitschigen Haut des Sumpfherren abglitt. Nicht weniger überrascht weitete der Hüter die Augen, als er aus dem Sprung, den er dafür gestartet hatte, direkt auf der äußeren Seite des präsentierten Fußes landete und die Schwertspitze in den Boden rammte, um nicht zu weit durch den Morast zu rutschen. Eigentlich hatte er erwartet, dass dieser Fehler der Schattenläuferin zum Verhängnis werden würde, doch…

    Auch in der Wildnis galt: Unterschätze niemals einen Jäger, der es geschafft hatte in seinem Beruf alt zu werden! Die grüne Dame stemmte ihre massiven Beine gegen die glitschige Brust und stieß sich einmal mit ihrem mächtigen Horn nach oben, gegen den knochigen Kiefer Garaghs und brachte ihn damit nur noch mehr aus dem Gleichgewicht. Eine weitere Chance für Ryu. Der Hüter riss das Schwert aus dem Boden, rannte, fast schon auf allen Vieren auf den Herren des Sumpfes zu und sprang erneut ab. Dieses Mal jedoch mit seinem Fuß voran. Was er nicht schneiden konnte, würde er eben zertrümmern! Und dieses Mal funktionierte es tatsächlich. Das Bein des Riesenmutanten knickte weg und die eben ausgeholte Rechte musste aushelfen, ihn vor dem Umstürzen zu schützen. Ein drittes Standbein zu bilden.

    Die grüne Bestie war frei, landete auf allen Vieren, doch konnte Ryu sichtlich erkennen, wie ihr Horn einen leichten Riss davongetragen hatte. Wie stabil war der Schädel Garaghs nur!? Doch dafür war keine Zeit. Und das erkannte auch die grüne Dame, die sich dieses Mal auf den stützenden Arm Garaghs stürzte und dort in dessen Handgelenk verbiss. Ein schriller, Ohren betäubender Schrei durchdrang im nächsten Moment das Schlachtfeld, als Garagh seine Klaue vom Boden und damit die grüne Dame in die Luft riss, an deren Lefzen geschwärztes, dunkles Blut herunter rann. Diese Bestie war wirklich eine Macht der Natur, die es zu respektieren galt. Mehr noch als Garagh selbst. Aber wo der Tyrann seinen Arm hinauf riss, war Ryu bereits daran nachzusetzen. Mit einem gewaltigen Satz und der abgestützten, glitschigen Ferse als Sprungpunkt war der Templer hinauf an die drei Stachel auf dem Rücken der Bestie gelandet. Dort, wo sie herauswuchsen, die schuppige Haut durchstoßen hatten, setzt er erneut mit seiner Klingenspitze an und stach voller Zorn zu. Vielleicht waren dies die Schwachpunkte, die sie angehen mussten. Und dieses Mal schien es zu wirken. Unter einem schmatzenden Geräusch aus durchdrungenem Fleisch und reißender Haut drang die Sumpfstahlklinge Ryus in den Körper Garaghs ein. Seine Linke, mit der sich Sarkany am Stachel festhielt, ruckte einmal kräftig nach rechts, gemeinsam mit seinem gesamten Körper. Wenn er diesen Fortsatz lockern und damit Nerven, Muskeln und schlussendlich das gesamte Schmerzempfinden des Mutanten beeinflussen konnte – So sollte es sein. Und wenn nicht – Die grüne Bestie sollte diesen Moment nutzen, sich zu orientieren und erneut anzugreifen.

    Aber keine Aktion war ohne Reaktion. Garagh richtete sich zu seiner vollen Größe auf, griff sich an das verwundete Hand… Oder Klauengelenk, dem mit dem Fortschleudern der Schattenläuferin ein sichtliches Stück Fleisch entrissen wurde und schüttelte sich gleichermaßen energisch, wodurch auch Ryu drohte den Halt zu verlieren. Für gewöhnlich war so ein Ritt nichts, das ihm wirkliche Probleme bereitete. Doch dieser schleimige Film, der auf dem schuppigen Körper der Beute lag, machte es alles andere als einfach und so musste der Hüter darauf bauen, schlussendlich sein Schwertheft als einzige Halterung nutzen zu können, da sowohl Stachel als auch die aufgerissene Haut keinen Halt boten. Das war ungünstig. Wirklich SEHR ungünstig! Wieder und wieder strampelte er, versuche mit seinen Füßen einen Ansatz zu finden, doch es war einfach zu rutschig! Dazu das Herumwerfen Garaghs und die Mühe, den Griff am Schwert zu halten.

    Was blieb zu tun? Loslassen und ohne das Schwert, welches so tapfer als seine Klaue fungiert hatte, zurückzulassen? Sich weiter festhalten? Auf die grüne Dame warten? Sarkany knurrte wütend, spannte die Arme an und schwang sich einmal mit dem nächsten Vorwärtsruck des Herren des Sumpfes nach oben, weiter hinauf zum zweiten Stachel, den er mit der gesamten Schulter umschloss. Er hatte keine Ahnung, was gerade dort unten vor sich ging, aber das Brüllen seiner Jagdgefährtin verriet, dass sie bereits daran war, Garagh weiter zu bedrängen. Sie sprang wohl umher, versuchte ihre Beute zu umkreisen, so wie sich der Herr des Sumpfes hin und her warf und nun mit ausgeholten Krallen versuchte nach ihr zu schlagen. Aber sie war eine Jägerin. Sie hatte keine Furcht vor einem Lurker oder Sumpfhai. Egal, wie groß.

    Dennoch… allein würde das vermutlich nichts werden. Außerdem würde Sarkany, ein edler Wyvern der er war, nicht von einer landgebundenen, alten Frau in ein schlechtes Licht rücken lassen bei so einer aussichtsreichen Jagd! Kurzerhand ließ er vom zweiten Stachel ab, sprang mit einem Salto hinunter und ließ sein ganzes Körpergewicht am Schwertheft hängen, welches die durchstoßene Haut immer weiter aufriss und weiteres, schwarzes Blut in die Luft und den Sumpf entließ. Gefolgt von einem weiteren Schmerzensschrei Garaghs. Doch bei dieser gesamten Rutschpartie gelang auch genug der glitschigen Schutzschicht des Sumpfhai-Lurker-Wesens in dessen Wunde und sorgte dafür, dass der Sumpfstahl, ummantelt von jener Masse auf etwa halbem Wege aus der Wunde herausglitt und Ryu drohte, in die Tiefe zu stürzen. Sein Herz pochte, seine Instinkte arbeiteten auf Hochtouren, doch blieb nur zu hoffen, dass er das möglichst unbeschadet überstehen würde, als innerhalb eines Wimpernschlages plötzlich auf halber Strecke die grüne Dame unter ihm auftauchte und er sie am Fell zu packen bekam. Wie hatte sie das geschafft? Wie war sie so schnell in den Rücken Garaghs gekommen? Der Hüter zog die Brauen zusammen. In der Wildheit, die seine Gedanken dominierte passte dieses Phänomen nicht hinein. Dieser massige Körper konnte sich unmöglich so schnell bewegen. Nicht einmal der Jadewolf mit seinen Windschritten war so geschwind mit der Maske des Schamanen davongeeilt. Aber die Dame war alt… Und hatte wohl noch ihre ganz eigenen Geheimnisse. Doch bevor ein weiterer, klarer Gedanke kam, hatte sie ihn direkt, noch einen Meter vor dem Aufprall von sich abgeworfen. Sie duldete keine Berührung von Menschen. Doch sie schien den kleinen Lockvogel zu brauchen.

    Sah sie ihn als Lockvogel an? Ryu blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Es galt zu jagen! Ein kurzer Atemzug, ein Anspannen der Muskeln und das ungleiche Jäger-Duo schnellte erneut los. Dieses Mal gedachte der Hayabusa, das angerissene Gelenk Garaghs ins Ziel zu nehmen. Zur Not mussten sie diese Pervertierung der Natur Stück für Stück auseinandernehmen. Aber wo war die Bestie schon wieder hin!? Aus dem Augenwinkel vernahm Sarkany nur eine leichte Nebelschwade wahr. Dort, wo zuvor noch seine Gefährtin Widerwillen gestürmt war. Und nun war sie weg. Egal! Die Klaue des Sumpfherren schnellte einem gewaltigen Speer gleich auf den Templer zu und hätte ihn wohl zerfetzt, wäre er nicht in einer Kombination aus Hechtsprung und Schraube darüber hinweggesetzt. Noch in der Landung riss er dabei seine Klinge in Drehrichtung nach oben und spürte, wie Stahl auf Fleisch traf. Doch etwas war nicht richtig daran. Ryu kannte das Gefühl, einen Feind zu zerteilen. Er wusste, wie sich es sich anfühlte, wenn eine Klinge Sehnen und Muskeln durchtrennte. Aber das…

    Das fühlte sich viel mehr an, als wäre seine Schneide durch eine Kerbe im Holz eines alten Baumes gedrungen. Er blickte auf, versuchte das Gelenk zu erfassen, doch wo zuvor noch die klaffende Wunde war, hatte sich ein seltsamer, hornartiger Schorf gebildet, in dem nun lediglich eine Kerbe seines Schwertes Zeichen des ansonsten fatal gewesenen Treffers abzeichnete. Wie konnte das nur möglich sein? Sarkany wusste um die straken, regenerativen Kräfte, die jene besaßen, die mit der Natur im Einklang standen. Er selbst war der lebende Beweis dafür, dass sein geschundener Körper gut mit der Heilung von Wunden und Brüchen umgehen konnte. Aber nicht in dieser kurzen Zeit. Nicht in diesem Ausmaß. Nicht bei dieser Verderbnis… Oder es gerade das? Dieselbe, trügerische Linderung mit der er in den Ruinen konfrontiert worden war? Diese falsche Schlange…
    Sarkany fletschte die Zähne und knurrte. Dann blickte er aufwärts und über ihnen, aus dem Dickicht der Baumkronen kam er wieder auf: Dieser leichte Schwall aus Nebel aus dem urplötzlich die grüne Dame flog und direkt im Nacken des Sumpfherren landete, laut brüllte und begann, sich darin zu verbeißen. Einen Moment den Ryu nutzte, um seinerseits nachzusetzen: Er sprang erneut am Bein Garaghs hinauf, stieß sich von dessen Knie ab und begann dieses Mal damit, in zwei Schnitten die blasenartigen Auswüchse an dessen Brust zu attackieren. Doch wie schon zu Beginn: Es half nichts! Der so viel gerühmte Sumpfstahl glitt von der aufgeblähten, glitschigen Haut ab und erneut musste der Hüter in der Landung frustriert unter einem der aufstampfenden Füße des Verräters abrollen. Auf allen Vieren ab kniend, brüllte der Hüter einmal laut, ehe er frustriert mit der Faust in den matschigen Boden schlug. Wie konnte es sein, dass seine Klauen und Fänge einfach an der Beute abglitten wie an einem glitschigen Aal!? Wie konnte es sein, dass die grüne Dame es schaffte, sich mit einem derartigen Tempo zu bewegen und Garagh als einzige zu schaden!? Ungläubig und mit geweiteten Augen starrte Ryu auf die, durch die unzähligen Kämpfe der letzten Tage in Mitleidenschaft gezogene Klinge. Stumpfe Stellen und leichte Kerben konnte er schon immer ausbessern. Selbst Dellen ließen sich irgendwie beheben… Doch dieser kleine, unscheinbare Haarriss… Er löste etwas in Ryu aus… Er sorgte sich. All die Jahre des Trainings und dem Streben nach Perfektion… Und es war immer noch nicht genug? Hatte er nicht gelernt, Sarkanys Macht die nun schon so lange in seinen Adern pulsierte zu meistern? „Das darf doch nicht wahr sein! Verdammte Scheiße!“, stieß er knurrend aus, das Gesicht verkrampft und die Augen geweitet. Diese verdammte Hitze in seinem Rücken! Sie war nur Ablenkung! Sie…

    Eher instinktiv, rollte sich der Hüter unter dem zweiten, herab stampfenden Fuß seines Feindes weg, als die Bestie plötzlich wieder neben ihm auftauchte, unter jenen Fuß eilte und mit ihrem Horn nach oben stieß. Dieses Mal durchtrennte sie dabei die Schwimmhäute der beiden verkrümmten, deformierten Zehen und ließ Garagh zurücktaumeln. Sie stahl ihm schon wieder die Beute! Was machte sie anders? Was… Da war er wieder… Sie… atmete diesen seltsamen Nebel aus und…

    Ruckartig sprang Sarkany auf, rannte zu der grünen Bestie und sprang in einem gewaltigen Satz zu ihr hin. Völlig egal, ob sie einwilligte oder nicht! Wenn sie eine Technik beherrschte, mit der sie für derartige Konfusion ihres Gegners sorgen konnte, wollte er sie ergründen. Wie ein dreiarmiger Seestern, nur in der Rechten sein Schwert halten, packte er sich an die Seite der grünen Dame, die durch den Nebel sprang.

    Der Hüter hatte kaum Zeit einmal durchzuatmen, gar zu blinzeln, da tauchten die beiden auch schon direkt wieder im Rücken des Verderbnisträgers auf, dieses Mal auf einigen umgestürzten Bäumen. Die Dame schüttelte sich beim nächsten angesetzten Sprung wütend und empört brüllend, um Sarkany abzuwerfen. So war das also… Der Hüter begann zu verstehen, wie sie es machte. Er würde diese ‚Technik‘ zwar nicht replizieren können, aber durchaus für sich nutzen, sofern sich die Möglichkeit ergab. Doch nun erstmal zur nächsten Landung: Denn genau in Flugrichtung schnellte auch schon wie nächste Kralle in die Richtung des Hüters. Der wiederum drehte sich mit dem Bauch nach unten, streckte, einem Falken gleich die Arme von sich und glitt nur knapp an der Krallenoberfläche vorbei durch die er die Spitze seines Schwertes zu rammen versuchte. Und dieses Mal… klappte es! Bis zur Krallenwurzel durchtrennte der Hayabusa die schuppige Haut, ehe Stahl auf Knochen traf und er wieder im Morast landete. Es war zwar nur ein Zeichen, aber er hatte das Prinzip der Chitin artigen Masse und dem Zusammenhang aus Anspannung von Haus und Ausstoßes verstanden: Wann immer der Herr des Sumpfes seine Hautpartien spannte, sonderten die Drüsen jenen schützenden Film ab, der ihn vor Schnitten und Wunden bewahrten. Spannung, Überraschung, Schnelligkeit und Präzision waren es also, mit der er agieren musste. Gut. Sein Herz schlug wild, seine Sinne arbeiteten mit maximalem Reiz und sein Schwertarm vibrierte förmlich vor Entschlossenheit.

    Und so begann das Spiel aus Nebelschritten, Versuchen, den Garaghs Schwäche gegen ihn zu nutzen und dem Versuch, der grünen Dame beizubringen, dass sie verdammt nochmal nicht so zimperlich sein sollte!

    Wie wahre Schatten der Wälder verschwanden die Dame und der Hüter, nur um im nächsten Moment anzugreifen und Schaden anzurichten, wo es möglich war. Wieder und wieder schlugen sie Wunden, rissen Haut auf und tauchten dann wieder ab. Mal die Schattenläuferin allein. Mal mit Ryu an ihrer Flanke. Zwischendurch vermochten es sogar einige der Schergen ihr Ende fanden, als sie versuchten jenen Schritten durch den Nebel zu folgen. Von manchen blieben nur abgetrennte Körperteile zurück.

    Aber bei aller Mühe. Bei allen Anstrengungen… Es war ein Kampf ohne Ende. Mit jeder Wunde, die sie schlugen, fühlte es sich an, als heilte der Herr des Sumpfes zwei weitere. Wie lange kämpften sie nun schon hier? Sicher nur einige Minuten. Und doch war die Anstrengung, die Sarkany spürte eine gänzlich andere als damals gegen Odo oder den Tausendfüßler. Dort war es wenigstens möglich, bleibende Schäden zu hinterlassen. Aber dieses Mal… Etwas fehlte… Etwas, mit dem sie diesen regenerativen Dreck stoppen konnten!
    Vielleicht… Ryu konnte seinen Plan nicht zu Ende fassen, als das Duo beim nächsten Verlassen des Nebels urplötzlich von einer gewaltigen Kraft aus der Luft gerissen wurden. Die grüne Daume brüllte laut und schrill auf, erfüllt von Schmerzen. Und auch Sarkany konnte beobachten, wie eine der Krallenspitzen ihres Feindes sich tief in das Fleisch seiner Gefährtin gebohrt und sie aus ihrer Flug bzw. Sprungbahn riss – Einige Riemen seines ledernen Panzers mit dazu festgenagelt. Hatte er… hatte der Herr des Sumpfes ihre Strategie vorhergesehen? Hatte er? Im Sturz schossen tausende Gedanken durch seinen Kopf. Kein einziger zu Ende gedacht. Kein einziger in Form und greifbar, als er unter dem massigen Leib seiner Jagdgefährtin begraben wurde und sein Bewusstsein erneut in eine tiefe, undurchdringliche Schwärze gestoßen wurde… War es das wirklich gewesen?
    Geändert von Ryu Hayabusa (09.05.2024 um 21:00 Uhr)

  14. Beiträge anzeigen #134 Zitieren
    King Kong Avatar von Griffin
    Registriert seit
    Apr 2006
    Beiträge
    3.326
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    Freiya war eine erstaunliche Anführerin. Es gelang ihr mühelos, den schmalen Grat zwischen ihrer freundlichen, warmen und liebevollen Art, für welche ihre Freunde und Bekannten sie schätzten, und den unmissverständlichen Befehlston einer Anführerin, die keinen Zweifel an den Befehlen zuließ, zu beschreiten. Ihre Befehle waren weder barsch gebrüllt und hart hervorgebracht, noch waren sie sanft und ruhig gesprochen. Wie sie das provisorische Jagdkommando anführte, war gleichermaßen überraschend wie eindrucksvoll. Griffin hätte der rothaarigen Frau einiges zugetraut, aber wie schnell die Kriegerin die ihr ungewollt - und unter einigem anfänglichen Unbehagen - auferlegte Führungsrolle ausübte, war beeindruckend.
    Sie hatte binnen weniger Augenblicke das anfängliche Chaos so weit unter Kontrolle gebracht, dass um den kämpfenden Ryu eine Art halbkreisförmiger Schutzraum mit einem so beachtlichen Durchmesser entstanden war, dass er sich innerhalb dieser Zone völlig frei bewegen und sich vor allem gänzlich ungestört kämpfen konnte. Die wenigen Viehcher, die dann und wann an den Kämpfern und Kämpferinnen des Waldvolks vorbeikamen, waren leichte Beute für Griffin, der als letzte Instanz seinem Waffenbruder den Rücken freihielt.

    »Ich brauch‘ das Mal!«, feixte er und packte dann den Schild des – wie auch immer die Interpretation des Gesichtsausdrucks eines Schädels möglich gewesen war – verdattert dreinblickenden Skeletts, das eines dieser Viehcher war, das sich durch die Reihen der verteidigen Waldler gemogelt hatte. Es lautes Knacken war zu hören, als die Stirn des Südländers auf Schädel seines Kontrahenten traf, welcher sich vom Rest des knöchernen Körpers löste und klappernd über den Waldboden kugelte.
    Nachdenklich wog er den Schild in den Händen. Es war eine krude Waffe. Er versuchte sich zurückzuerinnern, ob er jemals einen Schild in den Händen gehalten hatte, aber er erinnerte sich nicht. Dieses Exemplar war fast schon außergewöhnlich schmucklos und recht einfach gefertigt, nicht schön anzusehen, aber es erfüllte seinen Dienst. Er lächelte schief, als ihm die Worte seines ehemaligen Lehrmeisters erneut einfielen. Sei ihr Schild, hallten seine Worte in seinem Innersten nach, die er an diesem so fürchterlich dunklen und einsamen Ort gesprochen hatte, um ihn an seine Aufgabe zu erinnern. War das seine Aufgabe?
    Er drehte den dreieckigen Holzschild in seinen Händen und packte ihn an der unteren Spitze. Ein erneutes Krachen und Knacken war zu hören, als die Knochen des Skeletts sich über den Waldboden verteilten und der Untot des Knochenmanns abrupt endete. Zufrieden nickte er und ein sanftes Lächeln legte sich über seine Züge. Wieso hatte er nie einen Schild genutzt? Zugegeben: Es fühlte sich noch äußerst ungewohnt an, die Waffe an seiner Seite zu führen, aber ganz abgeneigt war er nicht, dieser Waffe eine Chance zu geben. Sein Bogen würde ihm hier vermutlich weniger gute Dienste leisten.

    Er wandte sich zum wiederholten Male zu Ryu um und beobachtete für einige Herzschläge lang regungslos den Kampf zwischen ihm und seinem Kontrahenten. Erneut legte sich ein äußerst zufriedener Gesichtsausdruck auf seine Züge, wo eigentlich Besorgnis hätte vorherrschen müssen. Dieser Kampf war ausschließlich für ihn allein bestimmt. Zu gerne nur wollte er seinem Freund und Bruder zur Seite eilen, aber etwas an der Intensität, mit der er kämpfte, ließ Griffin innehalten. In diesem Kampf hatte er ausnahmsweise nichts zu suchen. Seine Aufgabe lag anderswo.
    »Kämpf, Bruder.«, murmelte er leise vor sich hin. »Kämpfe, wie noch nie zuvor. Sei die Klinge, die das Waldvolk braucht.«, redete er zu sich selbst. Die Parallelen zu den Worten des Hayabusa ließen ihn schmunzeln. »Sei das Schwert des Waldes, Bruder.«, hauchte er förmlich und setzte sich auf den Waldboden. Das rechte Bein fand unter seinem Hintern Platz und den linken Fuß stellte er so, dass er seine neue Waffe gegen das angewinkelte Bein lehnen konnte. »Ich halte dir den Rücken frei, damit du nach aller Herzenslust kämpfen kannst.« Dann grinste er, ob der pathetischen Formulierung, die ihm durch den Sinn huschte.
    Das Schild schützt, damit das Schwert kämpfen kann., dachte er grinsend und schüttelte den Kopf ob dieses Gedankens.

  15. Beiträge anzeigen #135 Zitieren
    General Avatar von Ryu Hayabusa
    Registriert seit
    May 2005
    Ort
    inmitten der Pfälzer Highlands :o
    Beiträge
    3.324
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist gerade online

    Wann? Wo? - Ryu, Sarkany, Garagh

    Der Klang eines einzelnen Tropfens durchtrennte die unendliche Stille. Dunkle, schemenhafte Wellen schlugen vom Punkt des Einschlages aus in alle Richtungen. Ryu öffnete die Augen und befühlte sich den nassen Punkt auf seiner Stirn, auf dem der Tropfen gelandet war. Er lag nicht. Er saß nicht. Er fiel nicht. Er stand einfach nur da in einer unendlichen Dunkelheit. War er tot? Sein Körper fühlte sich so leicht an. Leichter als sonst, aber nicht ungelöst von den Bindungen und Spannungen die einen lebenden Körper im Reich der Sterblichen hielt. Er blinzelte. Linker Hand: Schwärze. Rechter Hand: Schwärze. Geradeaus: Natürlich! Schwärze! Unsicher hob er seine Handflächen und blickte auf die sich schließenden und öffnenden Fäuste herab die er sein Eigen nennen konnte. Nein. Definitiv nicht tot. Das Gefühl von seinen Nägeln, die sich in den Stoff der fingerlosen Handschuhe gruben und schnell vergängliche Abdrücke in seiner Haut hinterließen war real. „Hm.“, resigniert ließ er die Arme fallen, die gegen seine Oberschenkel schlugen und dabei ein erneutes, laut hallendes Geräusch erzeugten.

    Also, was war es dieses Mal? Er war sich seines Namens bewusst. Sein Körper war intakt und er war offensichtlich nicht völlig zerquetscht worden. Das Gefühl in Hoffnungslosigkeit zu ersticken war ihm auf fern. Der Hüter… Stand einfach nur herum und war ratlos. Nicht frustriert. Nicht wütend. Einfach… ratlos. Natürlich war er sich dessen bewusst, dass ihn zuvor noch die grüne Bestie unter sich begraben hatte und es jetzt vermutlich an Griffin war, den Tag zu retten. Aber so langsam wiederholten sich diese geistigen Eingebungen, Illusionen und Verzerrungen des Geistes ein wenig zu viel für den Geschmack des Hayabusa. Er war schließlich angetreten, um zu kämpfen und nicht, um schon wieder mit den Geistern seiner Vergangenheit konfrontiert zu werden. „Also. Was ist es dieses Mal? Wieder Vorwürfe und Selbstzweifel?“, äußerte der Hüter schließlich, hob resigniert die Arme und ließ sie erneut gegen seine Oberschenkel klatschen. Doch es kam keine Antwort. Dann wurde er jetzt also mit Schweigen bestraft. Schön. Immer noch besser, als zum tausendsten Mal mit ansehen zu müssen, dass Griffin, Myra und ihre Kinder ohne ihn ein besseres Leben geführt hätten. Immer noch besser, als von einer falschen Freiya in Sicherheit gewogen zu werden. Immer noch besser, als von einem falschen Ornlu eine von Verderbnis triefende Maske aufgesetzt zu bekommen. Jede Form von Stille und Einsamkeit war diesen Dingen vorzuziehen. Aber warum war er dann hier? Das Nachleben hatte er sich irgendwie anders vorgestellt. Erleuchteter? Leichter? Eigentlich hatte der Templer in seinem Leben so oft mit dem Tode gerungen, dass er nie wirklich die Gelegenheit hatte, sich das Jenseits auszumalen. Aber selbst, wenn … Unendliche Schwärze wäre bestimmt nicht seine erste Wahl gewesen.

    Aber warum war er eigentlich so ruhig gewesen? Hätten seine Instinkte nicht allerhöchste Alarmstufe schlagen müssen, vielleicht sogar weiterkämpfen müssen? Hätte sein Herz nicht bis zum Bersten schlagen müssen? Sollte er sich setzen und in sich kehren? Meditieren? Oder einfach voranschreiten, durch diese endlose Dunkelheit? Seine Gedanken wanderten erneut zu den Erlebnissen in der Tempelruine. Zu den Ketten, die ihn seit Jahren in der Vergangenheit hielten und seine Seele plagten. Der Schwertmeister in seinem Inneren riet ihm an, in sich zu gehen und sich mental auf das Kommende vorzubereiten. Die Ruhelosigkeit und der Wunsch, seinen Freunden zu helfen, trieb ihn jedoch zum Gehen an. Also lief er los. Und setzte sich gleichermaßen. Und er rannte. Und legte sich hin. Und trotzdem… Stand er da. Inmitten seiner selbst und all der Bewegungen und Haltungen, die er annahm. Kletternd. Schwimmend. Springend. Jede Form der körperlichen Bewegung. Die er kannte. Selbst das Krabbeln auf allen Vieren.

    Der Hayabusa runzelte die Stirn. Und alle anderen Hayabusas? um ihn herum auch. Sie trugen dieselbe Mimik wie er auf ihren Gesichtern. Natürlich. Sie waren schließlich er. Und er war sie. Und trotzdem war es irgendwie falsch, sich bei all diesen Dingen von außen zu beobachten. Aber gleichzeitig erkannte und spürte er in jeder Form, wie all dies sich für seinen Körper anfühlte. Die Gewohnheit all dessen war ihm vertraut. Selbst die verschiedenen Formen des Waffenganges, die er über die Jahre zur Meisterschaft gemacht hatte. Beständige Erweiterungen seiner Selbst und seiner Grenzen. Also … fing er an, es ihnen nachzuahmen. Vom einfachen Gehen bis hin zu akrobatischen Schwertschlägen aus Salti heraus. Zwar ohne Schwert, aber die Bewegung war doch die gleiche.

    Das alles fühlte sich so unglaublich vertraut an. Und gleichzeitig so fremd. Als wollte sein Körper diese Erinnerungen, die in ihn eingebrannt waren, nicht richtig akzeptieren. Als fehlte darin etwas. Sollte er also noch einmal von vorne beginnen? Die Erfahrung hatte ihn sein Leben lang gelehrt, dass man nicht den Mann fürchten sollte, der tausend Schläge einmal geübt, sondern einen Schlag tausende Male geübt hatte. Aber … hatte er all diese Dinge nicht schon abertausende Male verinnerlicht? Ryu schloss die Augen und überlegte. Dieses Mal aber konzentrierte er sich aber auf jedes kleinste Muskelzucken in seinem Körper. Auf jede Anspannung der Sehnen und das leise Knacken seiner Finger beim Schließen und Öffnen seiner Fäuste. Auf die einzelnen Haarsträhnen, die beim Neigen seines Hauptes über sein Gesicht strichen. Und schließlich auf dieses befremdliche, heiße Gefühl das nun schon so lange auf seinem Rücken diese unerträglichen Hitzestöße aussandte. Dieses verdammte Jägersmal. Ja … Ja, das Mal war es, dass sich so falsch anfühlte. Dieses seltsame, den natürlichen Fluss seines Körpers störende Aussenden unkontrollierter Hitzestöße war es, was er nicht akzeptieren wollte. Oder konnte? Diese seltsame Hitze, die ihn immer wieder in eine Richtung treiben wollte, die er nicht zu gehen bereit war. An eine Grenze hin, die Mensch von Monster trennte und die er jahrelang zementiert hatte.

    Und nun betrachtete der Hüter sich diese Grenze, als er die Augen öffnete. Ein schwaches, azurblaues Schimmern in der Dunkelheit. Ein Stern auf Augenhöhe, der so vertraut und anziehend das versprach, was der Hayabusa in all den Jahren seines Trainings selbst zu erreichen versucht hatte. Den nächsten Schritt zur Perfektion. War es an der Zeit, sich diese Grenze einmal näher anzusehen? Abzuwägen, ob es nicht doch einen Punkt der Bereitschaft gab, auch diese zu durchbrechen? Wieder ging er los und folgte jenem Stern in der Ferne. Er lief und lief. Dann beugte er sich nach vorne, stützte sich mit den Händen auf den Boden und begann, auf allen Vieren zu gehen. Langsam und erhaben. Während die pulsierende Wärme seiner Wirbelsäule mittlerweile seinen ganzen Körper erfüllte.

    Sarkany blinzelte schließlich. Dicker Staub bröckelte von der hohen Steintür hinab, die von den Gläubigen aufgestemmt wurde. Die auf den Boden gestemmten Krallen seiner Flugarme stützten seine mächtigen Beine dabei, sich langsam an die frische Luft zu begeben, wo die Gläubigen sich bereits auf die Fliesen des Tempels warfen und zu beten begannen. Ryu schaute sich um und fragte sich, wo er hier war. Er stand hoch oben auf der Brücke zu einem Turm, der über den Baumkronen des Sumpfes thronte. Sein Körper fühlte sich seltsam an. Seine Arme, wie an seinem Körper festgebunden. Sein verlängerter Rücken, um viele Wirbel erweitert, die langsam über die Fliesen schabten und mit ihren Stacheln unzählige Spuren hinterließen, die sich zu den älteren fügten. DAS fühlte sich nun wirklich fremd an! Die Nüstern seiner schuppigen Schnauze blähten sich auf, als er die orange-roten Augen weitete und auf jene Menschen blickte, die dort vor ihm im Staub lagen und ihre Gaben darbrachten. Goldene Schätze, Schmiedekunst und, viel wichtiger: Speisen! Erlesenstes Fleisch eines Schattenläufers. Goldene Früchte, gepflückt von den höchsten Kronen der Bäume und kristallklarste Wasser aus den saubersten Quellen des Weißaugengebirges. Der Hüter richtete seinen massigen Körper auf, sodass er nur noch auf den Beinen stand und ließ ein tiefes, gutturales Knurren erklingen. Er akzeptierte die Gaben seiner Schützlinge und bekräftigte dies mit dem Ausstoßen heißer Luft aus seinen Nüstern.

    „Ich akzeptiere eure Gabe, Freunde meiner Brut!“ („Was passiert hier gerade?“), dröhnte es, für die Stimme, die seiner Lunge entwich, fast schon wohlwollend und freundlich, woraufhin die Menschen in den fremdartigen Gewändern sich noch tiefer in den Staub drückten und dankende Gesten vollführten. Dann begannen sie damit, sich zurückzuziehen. Einer nach dem anderen. Warum war dieser Traum so real? Was wollte der Teil von Sarkany ihm zeigen? Was wollte er sich selbst zeigen? Wie es war, angebetet zu werden? Darauf konnte der Hayabusa durchaus verzichten. Aber … so schätzte er diesen Teil seines Seins auch nicht ein. Diese Bruchstücke der Vergangenheit hatten bisher immer eine Schwere mit sich getragen, die den Hüter maßgeblich beeinflusst oder ihn etwas gelehrt hatte. Während Sarkany sich also an seinen Opfergaben gütig tat, überblickte Ryu immer wieder das Tal auf der Suche nach vertrauten Orten. Und tatsächlich: Dort stand Tooshoo. Der Weltenbaum und stille Wächter der Sümpfe. Aber … Dieser Ort ähnelte mehr einem gesunden Urwald statt eines Sumpfes. Sah so die Welt einmal aus? Vor jenen apokalyptischen Ereignissen, die die Anhänger von Innos und Adanos immer gepredigt hatten? Wie alt war Sarkany in Wahrheit gewesen?

    „Aaaah, Fürst Sarkany! Erwacht zum selben Stand der Sonne wie an jedem dieser Tage!“, dröhnte es plötzlich in den Gedanken des Wyvern, der gemütlich auf den Knochen der Schattenläuferflanke herum kaute. Diese Stimme … Diese gurgelnde, krächzende Stimme … Sie klang bekannt aber irgendwie … anders. Reiner. Weniger schrill als die, des … Sarkany verengte die Augen und bleckte seine messerscharfen Zähne. „Warum störst du mich bei meinem Mahl, Fürst Garagh!?“ („Du! Ich bring dich um!“) Diese Kreatur, die entfernt dem Herren des Sumpfes ähnelte, schritt aufrecht bis zur Hälfte der Brücke und erst jetzt begann Ryu zumindest etwas zu verstehen. Garagh war in der Tat eine Mischung aus Sumpfhai und Lurker.

    Handelte es sich bei diesem einstigen Naturgeist etwa um eine Missgeburt? Oder war er der Punkt von dem an sich Lurker und Sumpfhaie über hunderte, wenn nicht sogar tausende Jahre hin entwickelt hatten? Wie alt war diese Welt eigentlich? Für einen Augenblick fühlte der Hüter sich so … nichtig. So unbedeutend. Doch war das, was sich gerade vor seinen Augen abspielte, eine Gelegenheit, die er nicht verpassen wollte. Selbst wenn sich das alles falsch anfühlte … in diesem seltsamen Körper zu stecken, der vor einer Kraft strotzte, die sich der Templer nicht einmal hätte erträumen lassen. Es war ein völlig anderes Gefühl von Macht und Stärke, die ihm innewohnte. Eine wahre Naturgewalt, die vermutlich nicht einmal er, Griffin und Jarvo gemeinsam hätten aufbringen können.

    „Ich bin gekommen, um zu berichten, Fürst. Unsere Anhänger haben ein Ritual entdeckt, mit dem wir die Unseren retten und beschützen können. Ein Ritual des Aufstiegs, Fürst Sarkany!“, entgegnete Garagh und hob beide Klauen gen Himmel. „Wir könnten endlich zu den Sternen aufsteigen und uns tatsächlich zu den Göttern machen, die sie in uns sehen!“.

    Sarkany hielt inne, ließ ein weiteres Brummen ertönen und antwortete dann, wie zuvor schon über die mentale Verbindung, die die beiden aufgebaut hatten. Zuckend bewegten sich dabei die schuppigen Lefzen, als der oberste Wyvern lauthals lachte. „Denkst du etwa, wir sind auf diese armseligen Tricks angewiesen, um aufzusteigen, Garagh!? Vergisst du etwa, dass uns eine Aufgabe zugedacht war, die wir zu erfüllen haben? Zu herrschen heißt zu dienen!“ („War das also der Ursprung von Sarkanys Fall?“). Der Wyvern-Fürst richtete sich erneut auf und blickte auf den etwa drei Köpfe kleineren Garagh hinab. Seine Augen verurteilten ihn aufs Schärfste, als sich das azurblaue Glänzen der Schuppen auf seiner Brust in den orange-roten Augen widerspiegelte. Doch Garagh blieb ruhig. Er ließ seine Klauen sinken und legte diese über Kreuz vor das, was man bei ihm wohl am ehesten als Taille bezeichnen konnte. „Niemals, Fürst Sarkany! Natürlich haben wir alle unsere Aufgabe! Du als der Herr der Berge, wie ich als Herr der Wälder. Doch, ist es nicht die Aussicht darauf, die unsrigen noch besser schützen zu können? Unsere Zahl schwindet! Wie viele deiner Brut sind…“, doch Sarkany ließ ein lautstarkes Brüllen ertönen. „Genug, Herr der Wälder! Wage es nicht, mich über die Meinen zu belehren! Ein jeder von ihnen ist über die Himmel gezogen, wie es seine Aufgabe von ihm verlangte!“ („Du warst also schon damals dasselbe, machtgierige Stück Scheiße, dass du heute bist…“).

    Ryu spürte die Zweifel und das Bedauern. Das rege Schlagen von Sarkanys, vergleichsweise mit ihm, riesigen Herzens und die Trauer um die wenigen Übrigen zu dieser Zeit. Dieser Geist der Natur hatte also auch über die Jahre all jene verloren, die mit ihm eine Aufgabe erfüllt hatten. Die Menschen zu beschützen, die mit der Natur im Einklang lebten. Nur waren sich die Menschen zu dieser Zeit wesentlich bewusster, die Naturgeister viel greifbarer und Herrschern gleichgestellt. Und, zumindest wenn der Hüter sich diesen Teil der Vergangenheit, der nun auch ein Teil von ihm war, anschaute, so war zumindest der große Wyvern ihm gar nicht so unähnlich. Dieses Ringen um die Kontrolle zur Zeit nach dem Kampf um Silden … Die Grenzen, die er aufgebaut hatte vor ihrer Verschmelzung … Die heute noch standen … Es stimmte also, was der Drageen, der Anführer des Wyvernkultes ihm erzählt hatte. Sarkany wollte schützen. Bewahren. Kein anderes Bild offenbarte sich dem Templer in diesem Moment. Doch wurden seine Gedankengänge jäh gestört, als Garagh wieder das Wort erhob.

    „Vergib mir, Herr der Berge! Auch ich sorge mich um unsere Brüder und Schwestern, selbst wenn wir von anderer Art und Herkunft sind. Schließlich teilen wir uns jene Aufgaben, die alle dem großen Ziel unserer Mutter gelten. Nicht wahr? Aber, natürlich. Es war vermessen, im Anbetracht des herrlichen Azurs, dass sich bereits über das Gold deines Schuppenkleides legt, anzunehmen, dass Rituale und Magie nötig für deinen Aufstieg wären. Bitte, verzeih … Bruder.“

    Sarkany brummte nur, senkte dann sein Haupt wieder in Richtung seines Mahles, doch weder er noch Ryu ließen Garagh für den Moment aus den Augen. Doch in dem Moment, als der Herr der Sümpfe auf die Azurschuppen aufmerksam gemacht hatte, spürte Ryu auf seiner Brust dasselbe, hitzige Gefühl, das ihn schon die ganze Zeit über dem Rücken lag. War dieser Aufstieg, von dem sie gesprochen hatten, etwa der Versuch des Wyvern, zu einem Drachen zu werden? In jedem Fall war das Gefühl dasselbe. Eine Grenze, die einem näher gebracht wurde. Oder der man sich näherte? Und vor der man Angst hatte, sie zu überschreiten. Furcht und Selbstzweifel, ob der eigene Körper, das eigene Dasein stemmen konnte, was beim Durchbrechen freisetzen würde. War das Mal des Jägers also das, was für Sarkany den Aufstieg bedeutete? Sarkany schloss knurrend die Augen und Ryu erkannte noch, auch wenn es bei einem Lurker mit dreiteiligem Maul kaum erkennbar war, wie Garagh die Naturgeistversion eines hämischen Grinsens aufsetzte. So waren die Ereignisse also ins Rollen gebracht worden, die Sarkanys Fall heraufbeschworen hatten. Der Hayabusa verstand nun, warum in seinem Herzen nichts als Hass und Verachtung für Garagh brodelten. Warum er ihn für dieselben Schwächlinge hielt, die sich anderer als ihrer eigenen Stärke, bedienen mussten, um zu bestehen. Garagh… Dieser Verräter…

    Ryu öffnete die Augen und ballte die Fäuste. Nun stand er wieder in der Dunkelheit, die keine Dunkelheit war. Vor sich das azurblaue Leuchten der Schuppe, die vor seinen Augen schwebte. Ihr Leuchten fühlte sich vertraut an. Ergänzte sich mit jenem warmen Gefühl auf seinem Rücken. War es das, was Sarkany wollte? Was er wollte? Die Grenze durchbrechen? Den ersten Schritt des Aufstieges zu wagen? War es das, was der alte Templergeist auf Khorinis ihm so kryptisch vermittelt hatte? Weh Nu Su… näher an den Sternen…

    Aber… zählte es nun noch? War der Kampf nicht schon vorbei? Würde sein Körper nicht bersten beim Durchbrechen dieser Barriere? „Ich… Will kein Monster werden…“, entwich es ihm schließlich aus trockener Kehle. Und im gleichen Moment lachte das Spiegelbild Sarkanys laut auf, welches im Schimmern der Schuppe aufblitzte. Gleichzeitig lachte Ryu. All das… Diese Erinnerungen. Die Vergangenheit zweier Seelen, auf ewig miteinander verbunden. Die Dinge, die er seitdem vollbracht hatte. Das waren Taten, die einem Menschen verwehrt geblieben waren. Taten an denen er sonst zerbrochen wäre. Der Hüter dachte an all jene, die gerade vielleicht Schmerzen litten. Jene, die auf ihn bauten. Die ihm den Rücken frei hielten. Weil sie ihm vertrauten. Ihrem Freund. Ihrem Bruder. Ihrem… Hüter. Es war also endlich an der Zeit die Wahrheit zu akzeptieren…

Seite 7 von 7 « Erste ... 34567

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide