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    Krieger Avatar von Aaras
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Haus der Magier - Küche

    Mit einem Büschel an verschiedenen Kräutern aus dem nahen Garten in der Hand, hatte sich Aaras auf den Weg zur Küche gemacht. Es war tatsächlich nicht so einfach gewesen die richtigen Pflanzen auszusuchen, vermisste er doch einige heimische Gewürze aus Varant, die er sonst immer für seine Rezepte verwendet hatte. Für die beschauliche Lerngemeinschaft, wollte er doch etwas ordentliches auf den Tisch bringen und die Tatsache, dass er von seinen gewohnten Zutaten abweichen musste, bereitete ihm einige Sorgen. Mit dem, was er aber nun in der Hand hielt, sollte man jedoch auch nichts falsch machen können. So hoffte er zumindest!

    Als der Rotschopf an der Tür zur Küche angelangte und schon die Hand an den Knauf legte, um sie zu öffnen, vernahm er ein hörbar hitziges Gespräch zwischen Na-Cron und Kisha. So hielt er kurz einen Moment inne, um nicht zu einer ungünstigen Zeit hinzu zu stoßen und versuchte anstelle lieber den Worten zu lauschen. Wirklich gut, konnte er das Thema dann aber doch nicht heraushören. Das plötzliche Anschwellen von Magie spürte er dafür umso deutlicher! Dann ein dumpfer Schlag, der von der nahen Wand, oder gar vom Türrahmen auszugehen schien und es kehrte kurz Stille ein.
    Diesen Moment der Ruhe nutzte Aaras, um die Tür vorsichtig zu öffnen und einzutreten. Dabei fiel sein Blick auf das Messer, welches in Kopfhöhe im Rahmen steckte.

    „Oh!“, entfuhr es ihm überrascht und schaute mit großen Augen zu seinen beiden Lehrlingen hinüber, die mit sichtbar schuldigen Gesichtern zu ihn hinüber sahen. Nun...Kisha sah deutlich weniger schuldig aus als Na-Cron, doch das musste noch lange nicht heißen, dass sie nicht mit dem Messer geworfen hatte!
    „Vielleicht war es keine gute Idee euch bei dieser Übung allein zu lassen!“, dachte er laut und sah ein, dass seine Abwesenheit eine grobe Fahrlässigkeit darstellte. Die Zauber die Aniron und er ihren Lehrlingen beibringen wollten, sah er selbst nicht als sonderlich gefährlich an, doch war der Umgang mit der Magie kein einfaches Unterfangen. Mera hatte kürzlich auch alle ganz schön erschreckt und das nur bei der recht schlichten Übung, überhaupt erst ein Gefühl für die Magie zu entwickeln!

    „Ich hatte eigentlich angenommen, das wir uns vorerst nur auf das Gemüse fokussieren, aber falls ihr das Messer wirklich mit der Magie geworfen haben solltet, habt ihr sogar meine Erwartungen übertroffen!“, meinte Aaras dann zu den beiden, ging hinüber zum Küchentisch und legte die Kräuter zur Seite.
    „Dennoch hätte das ganz schön gefährlich werden können. Bei der Ausübung der Magie ist es besonders wichtig einen kühlen Kopf zu bewahren. Es kann schnell passieren, dass man erschrickt, oder sich von seinen Gefühlen leiten lässt und dann die Kontrolle verliert. Manche Zauber sind besonders anfällig für Störfaktoren, aber das werdet ihr selbst noch herausfinden.“, nach diesem kurzen Ratschlag wendete er sich wieder der eigentlichen Aufgabe zu und besah den Tisch und den bisherigen Fortschritt beim Kochen.
    „Vielleicht sollten wir uns jetzt auf das Zubereiten des Eintopfes konzentrieren. Ich zumindest bekomme dann doch langsam Hunger. Dabei könnt ihr mir gern nochmal zeigen, was ihr bisher gelernt habt. Und wenn das Essen fertig ist, sollten wir Aniron und Mera hinzu holen.“, wies er an und machte sich daran die letzten Zutaten ohne magische Hilfe in Stücke zu schneiden.

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    Abenteurer Avatar von Meve
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Hinterhof von Tarons Waffenschmiede

    Meves Zähne mahlten aufeinander wie zwei tektonische Platten, darunter das brodelnde Magma ihres Zornes, das sich Stück für Stück an die Oberfläche kämpfen wollte, um in einer zerstörerischen Eruption auszubrechen. Oh, ein Teil von ihr sehnte sich dies herbei. Der Teil, der die Hände zu Fäusten ballte, der den Waffenschmied mit brennendem Blick fixierte. Sie war eine Bogensehne, gespannt bis zum Punkt, der nur noch eine minimale Bewegung der Finger benötigte, um den Pfeil auf den Feind zu feuern.
    Aber er ist nicht dein Feind, mahnte eine ruhige Stimme in Meves Kopf, er nicht und Johanna auch nicht. Nimmst du Syrias übel, dass er verstimmt ist? Nachdem du wortlos das Weite gesucht hast? Wenn du nun tobst, verbaust du dir die Chance, Tiberon in den Staub zu schlagen. Und du wirst Johanna enttäuschen, deine Freundin. Ist der Zorn dies wert?
    Um Ruhe bemüht, atmete Meve lange und tief aus, schloss die Augen, zählte in Gedanken bis fünf. Sie öffnete die blauen Augen, blickte zur kleinen Elster runter. Ein unsicheres, aber völlig ehrliches Lächeln. „Danke, Johanna“, flüsterte sie, „Entschuldige, dass du dir Sorgen gemacht hast. In Zukunft liefere ich dir dafür keinen Grund mehr.“
    Sie drückte die Hand der kleinen Freundin, ehe sie wieder zu Syrias sah, der den kurzen Austausch mit einem Augenrollen quittierte. Die Kiefer der Hünin mahlten erneut, aber ein weiterer tiefer Atemzug sorgten wieder für Gelassenheit.
    „Alle zwei Tage Kohle, alle drei Tage Holz. Sag mir, wo ich sie abholen soll, und ich werde es machen. Ihre Arbeit“ – sie drückte erneut Johannas Hand und nickte entschlossen – „werde ich ebenfalls übernehmen. Ohne ihre Hilfe.“
    Ihre Züge wurden härter. „Dafür bringst du mir das Wissen bei, dass ich brauche, um mich bei diesem Arschloch von Akademieleiter zu rächen. Dafür werde ich alles tun, was du mir aufträgst, ohne zu murren und zu meckern. Hauptsache, ich kann diesen Hund in den Staub prügeln, so wie er’s mit mir getan hat.“
    Sie sah kurz in Johannas überraschte, ja fast geschockt wirkende Miene. „Lange Geschichte, Elster, die erzähle ich dir bei Gelegenheit.“

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    Lehrling Avatar von Heric
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    Klippenschenke

    Stewark. Heric atmete den Geruch der Stadt ein, wie er es schon in Gorthar und Thorniara getan hatte. Natürlich war die Festungsstadt an der Westküste Argaans im Vergleich zu den beiden anderen Orten eher winzig, aber gerade dieses zusammengepresste Gedränge in den Straßen verschaffte Stewark einen Charme, den größere Städte schlicht nicht aufbringen können. Mit jedem Schritt staunte der junge Mann, wie Generationen von Baumeistern und Architekten so einen Ort schaffen konnten, ohne das alles zusammenstürzte. Manche Häuser – vielmehr Türme – ragten schwindelerregend in die Höhe, dass sie an manch nebeligen Morgen in den Wolken zu verschwinden schienen. Darüber thronte die Zitadelle, mittig in der Stadt gelegen, die derzeitige Residenz König Ethorns des Sechsten von Setarrif und seines Vasall Renwick von Stewark. Letzterem musste es so scheinen, als sei die Schwiegermutter zu Besuch und würde partout nicht mehr gehen wollen. Zumindest hatte Heric das an seinem ersten Abend in der Stadt gehört, als er sich in der Klippenschenke einen Platz zu schlafen durch viel Glück im Würfelspiel erarbeitete.
    Über kurz oder lang – das war dem Burschen bewusst – würde er arbeiten müssen. Hart, ehrlich, erschöpfend. Und das, ja das war nicht nach seinem Geschmack. Und wofür? Um am Ende so oder so mit dem Gesicht voran im Dreck zu landen. Da würde es niemanden einen Deut kümmern, ob er zuvor hart gearbeitet hatte … oder eben nicht.
    „Du bist jung, du bist einigermaßen geschickt und Adanos hat dir einen einigermaßen scharfen Verstand zwischen die Ohren gepflanzt ...“, er lächelte sein Spiegelbild in einem Becher Rotwein an, „Mach was draus!“
    „Junge, such dir Hilfe bei den Magiern“, knurrte ein Opa, der vorbeikraxelte und dabei Feuerholz trug. So wollte und würde Heric nicht enden. Nein, niemals. Er war nicht dieser Hölle von Schwefelmine entkommen, nur um ein Leben zu leben, das dem in Gefangenschaft nicht unähnlich war. Er grinste den finster dreinblickenden Greis nur an, trank den Becher aus und platzierte ihn auf einem der Tische bei der Klippenschenke. Er hatte schnell bemerkt, dass man es hier zu etwas bringen konnte, wenn man entweder den Wassermagiern oder der Akademie und Stadtwache angehörte. Da der Kampf nicht nach seinem Geschmack war – Gorthar hatte bleibenden Eindruck hinterlassen – zog es ihn eher zu den Magiern. Da würde er faulenzen und es als Studium bezeichnen können. Andererseits, zögerte Heric gedanklich, bedeutet das, dass die höhergestellten Mitglieder des Wasserkreises den niedrigeren allerlei Pflichten auferlegen. Fegen, Gartenarbeit, allerlei Hausmeistertätigkeiten … faul rumlungern kann ich da erst, wenn ich in den Reihen aufsteige, also …
    Er seufzte und schritt zu der Brüstung, die den Bereich um die Klippenschenke zum Meer hin absicherte. Nachdenklich sah er auf die tosenden Wellen herab.
    „Erst einmal muss ich einen Weg finden, Gold zu verdienen, ohne arbeiten zu müssen. Daran führt kein Weg vorbei.“, beschloss der junge Mann, kämmte sich das braune Haar mit der Hand zurück und sah sich grinsend um. Das würde sicher irgendwie funktionieren. Ganz sicher.

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    Waldläufer Avatar von Na-Cron
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    Mit einigem Erschrecken wanderte Na-Crons Blick zwischen dem Adepten Aaras und dem Messer, welches im Türrahmen steckte, hin und zurück. Wäre der Rotschopf nur einen Moment früher wieder zurück in die Küche gekommen, dann hätte das Messer sich vielleicht in den Adepten selbst gebohrt, anstatt zitternd im hölzernen Rahmen zu stecken. Dabei wusste Na-Cron nicht einmal genau, wie es dazu gekommen war! Hatte der Novize etwa unbewusst das Messer mit seiner Magie aufgeladen, als er so wütend über Kishas magische Attacke geworden war? Dabei musste ihm eigentlich auch vorher schon klar gewesen sein, dass die junge Frau es vermutlich nicht mit Absicht getan hatte. So sorglos, wie sie mit der Magie umging und die vorherigen kleinen Unfälle dazu genommen durfte es wohl niemanden überraschen. Höchstens verwundern, dass bisher noch niemand verletzt worden war.
    Betreten senkte Na-Cron seinen Blick und zog schuldbewusst die Schultern zusammen, als Aaras ihnen... nun was eigentlich genau? Es war keine Standpauke, so viel stand schon mal fest. Eher wirkte er wie ein etwas müder Vater, der seine Kinder immer wieder zur Vorsicht gemahnt hatte, wenn sie im Haus spielten, jetzt aber vor den Scherben der kaputten Lieblingsvase der Mutter standen. Statt Zorn oder Ärger zu verspüren, wirkte der Vater dann enttäuscht von den Kindern. Und genau so wirkte es nun, während Aaras sie beide auf ihr Fehlverhalten hinwies und sich fast schon selbst die Schuld daran gab. Na-Cron spürte, wie ihm die Wärme in die Wangen schoss, als er verlegen zu Boden blickte, während einfach zurück an die Arbeit ging und begann das Gemüse zu schneiden.

    Na-Cron hatte sich schon lange nicht mehr so Elend gefühlt wegen etwas. Er wollte sich erklären, wollte darauf hinweisen, dass es nur ein Unfall gewesen war, dass er nicht gewusst hatte, was er tat. Doch all seine Entschuldigungen, die dem Novizen im Kopf umher gingen, wirkten eher fadenscheinig. Also beließ er es bei einem gemurmelten "Verzeihung, Adept." und wandte sich wieder dem Gemüsekorb zu.
    Aaras wollte sehen, wie die beiden Novizen sich anstellten. Also würde er ihm zeigen, was er bisher geschafft hatte.
    Doch Na-Cron war ziemlich nervös, schließlich hatte er unbewusst ein Messer mit der Kraft seiner Magie durch die Küche geworfen. Doch, so dachte sich der Novize, wenn er jetzt gelassen bleiben würde (und Kisha hoffentlich nicht wieder mit Messern um sich warf!), dann könnte er das, was er mit der Karotte geschafft hatte, vielleicht noch einmal wiederholen.
    Er schloss die Augen, atmete langsam ein und wieder aus um sein pochendes Herz zu beruhigen. Erst, nachdem wieder etwas Ruhe in seinen aufgewirbelten Geist gekommen war, öffnete der Novize die Augen und konzentrierte sich auf die nächste Karotte im Korb. Erneut lies Na-Cron die Magie langsam in das Gemüse fließen, bis es, wie ein Schwamm, vollgesogen mit der unsichtbaren Kraft war. Und dann, während er sich darauf konzentrierte, lies er es zu sich hinüber schweben. Nur ein leises Rascheln zeigte auf, dass die Karotte vor ihm auf dem Brett gelandet war. Wortlos nahm der Novize ein neues Messer und begann damit, die Möhre klein zu schneiden. Dabei vermied er es tunlichst auch nur ansatzweise in die Richtung des Adepten zu schauen.

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    Schwertmeister Avatar von Syrias
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    Syrias beobachtete, wie die verschiedensten Emotionen durch Meves Gesicht zuckten. Auch wenn die große Frau es zu vermeiden versuchte, Syrias las in ihr. Und was er dort sah, bereitete ihm Freude. Auch wenn Wut und Zorn vorherrschten, unter all dem schimmerte doch etwas hervor, wovon der frühere Söldner gehofft hatte, es zu finden:
    Ein Kern aus eisenharter Entschlossenheit. Das war gut. Denn er würde der jungen Frau alles abverlangen, wenn sie ihren Wunsch erfüllt bekommen wollte. Tiberion war kein Leichtgewicht. Niemand wurde Leiter der Akademie, nur weil er vielleicht ein bisschen kämpfen konnte.
    Den kurzen Austausch zwischen den beiden Frauen quittierte er nur mit einem kurzen Augenrollen. Er war zu alt um sich über Freundschaften noch Gedanken zu machen.
    "Wenn du zu den Übungen auftauchst, dann zeig ich dir, was du brauchst." Mit einer einfachen Geste wies er auf Johanna. "Sie wird mit dir üben, wann immer ich keine Zeit hab. Und die Kleine hat nen ziemlichen Stich drauf, das steht fest."

    Der Waffenschmied ging kurz hinein und lies die beiden jungen Frauen, welche unterschiedlicher kaum sein konnten, für einen Moment allein. Kurz darauf kam er mit einem einfachen Übungsschwert und einem Stück Papier wieder heraus. Beides reichte er kommentarlos an Meve weiter.
    "Auf dem Zettel steht, wo du Köhler und Holzfäller finden wirst. Halten sich aber oftmals vor Stewark auf." Er zuckte mit den Schultern. Er hatte schließlich nie gesagt, dass die ihre Lager hier in der Stadt hätten.
    "Du bekommst erstmal, wie Johanna, ne Übungsklinge. Nicht, dass du dir noch selbst was abschneidest oder so."

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    Abenteurer Avatar von Kisha
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    Haus der Magier - Küche

    Kisha grinste vor sich hin, während sie Na-Cron dabei beobachtete, wie er in sich selbst zusammenfiel und Aaras als Häufchen Elend begegnete. Ihre Rechte war immer noch zur Faust geballt, denn sie war drauf und dran gewesen, ihrem Mitschüler eine zu verpassen, als er das Messer hatte schweben lassen. Wenn die Spitze auch nur einen Wimpernschlag lang auf sie gezeigt hätte, läge er nun mit einer gebrochenen Nase am Boden.
    „Das war nzuri sana“, flüsterte sie ihm grinsend zu und deutete in Richtung Tür, als er seine Vorführung des Zaubers abgeschlossen hatte. „In dir steckt ja doch ein bisschen Feuer, eh? Aber wenn du das nochmal in meine Richtung machst, hau ich dich dir eine rein.“
    In ihren Worten lagen kein Groll und keine Bosheit. Es war eine bloße Feststellung.
    „Vizuri, dann versuch ich’s nochmal mit mehr Gefühl“, sagte sie nun lauter. Erneut setzte sie sich ihre Maske auf, und es war, als tauchte sie in eine andere Welt. Kisha verstand nicht, was diese Maske mit ihr machte, aber sie half ihr dabei, das Flüstern besser zu verstehen – das von anderen genauso wie ihr eigenes. Solange sie nicht verstand, was ihr ohne die Maske fehlte, würde sie all das pragmatisch angehen und sie schlichtweg immer aufsetzen. So einfach war das.

    Sie konzentrierte sich auf eine Lauchstange, die noch jungfräulich auf der Küchentheke ruhte, und schob sich das Schneidebrett vor dem Körper mit den Fingern zurecht.
    Kijijini“, hauchte sie. Ihre Worte drangen aus ihrer Kehle und umhüllten das Gemüse wie ein unsichtbares Netz. Diesmal hielt sie ihre Konzentration konstant aufrecht, versuchte den Lauch nicht mit Gewalt zu bewegen, sondern ein Gefühl für das Objekt vor ihr zu bekommen. Der Lauch wippte einmal, zweimal, dann erhob er sich langsam in die Luft. Er wackelte auf der Höhe ihrer Augen unsicher herum, tanzte dabei aber langsam in die richtige Richtung. Als er über dem Schneidebrett angekommen war, ließ Kisha ihn herabsinken, und er kam polternd zum Liegen.
    „Ndiyo, die Landung war nicht optimal“, konstatierte sie.
    Nun wollte sie es noch einmal mit dem Messer versuchen. „Kijijini“, flüsterte sie erneut, den Blick auf die Klinge gerichtet. Das Werkzeug wackelte und ruckte, hob sich eine Handbreit in die Höhe – da hörte sie, wie einer der beiden Männer scharf die Luft einsog.
    „Keine gute Idee?“
    Sie legte den Kopf schief, streckte die Hand aus. Das Messer fiel in ihre Handfläche.
    „Na gut.“
    Kisha lächelte die beiden Männer nacheinander an – auch wenn die es dank der Maske nicht sehen konnten. Sie griff mit der freien Hand nach dem Lauch und begann zu schneiden – ganz gewöhnlich, ganz ohne Magie. Die Maske ließ sie trotzdem auf. Irgendwie begann sie, sich an das Gefühl auf ihren Wangen zu gewöhnen.

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    Abenteurerin Avatar von Johanna
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    Hinterhof der Waffenschmiede

    Syrias war so zugänglich für die offene Bekundung von Zuneigung wie eine Axt. Als er ihren Zuspruch gegenüber Meve und deren rührende Reaktion mit einem Augenrollen abtat, hätte sie ihm am liebsten gesagt, dass ein paar Freunde ihm auch mal ganz gut getan hätten – aber sie wollte es ihrer Freundin nicht verderben, indem sie die Laune des Schmiedes unnötig strapazierte. Am Ende überlegte er es sich sonst vielleicht noch einmal anders. Darauf wollte sie es nicht ankommen lassen.
    Aber der emotional so stumpfe Klotz wusste sie auch immer wieder positiv zu überraschen, und war es auch nur mit einem unerwarteten Lob am Rande.
    „Einen ziemlichen Stich, so so…“, murmelte Johanna. Sie kam nicht umhin, zu grinsen, als der grummelige Schmied im Haus verschwand. Dann wandte sie sich Meve zu.

    „Tut mir leid, dass du so einen beschissenen Start hier in Stewark hattest. Dieser Akademieleiter scheint ja ein ziemliches Arschloch zu sein, was? Naja, davon werd ich mich dann wohl bald selbst überzeugen dürfen, wenn ich dort Waffen hinschleppe.“
    Sie zeigte auf ihr eigenes Auge, das immer noch die letzten Spuren des Veilchens zeigte, das Messerstecher-Günter ihr verpasst hatte.
    „Hab mich in der Zwischenzeit auch in schlechte Gesellschaft begeben. Aber auch in gute.“
    Sie schenkte der Großen ein aufmunterndes Lächeln, während sie an den Nordmann Skaeggs dachte, an die herzliche Frieda und an die einfachen, aber gutherzigen Kerle von der Stadtwache.
    „Es gibt immer Leute, die einem schaden wollen, egal ob aus Bosheit oder weil sie sich selbst etwas davon versprechen. Und wir können vor Wut über sie schreien und vor Trauer weinen. Aber am Ende sind die wichtig, die uns aufrichten. Die uns unterstützen und sich mit uns freuen, wenn uns etwas gelingt. Ist gut, dass du deine Wut runtergeschluckt hast. Syrias ist ein Guter, aber ich glaub, er hat früher zu viel Mist erlebt, um was von Gefühlen zu verstehen.“
    Johanna klopfte auf den Griff ihres Schwertes.
    „Nimm’s mir nicht krumm, wenn ich dich beim Üben mit dem Schwert piesacke, ja? Scheint wohl meine beste Chance gegen solche beeindruckend gebauten Leute wie euch Zwei zu sein. Und gib uns zwei Wochen, dann schickst du mich vermutlich mit links in den Staub. Aber bis dahin muss ich dich ein wenig ärgern, hörst du?“, sagte sie und zwinkerte Meve zu.

    Als Syrias wieder herauskam und der Großen ein Holzschwert und einen Zettel mit passenden Anlaufstationen übergab, pfiff Johanna.
    „Dein Schwert ist ja bald doppelt so groß wie meines!“
    Leise fügte sie hinzu: „Na gut, du bist ja auch fast doppelt so groß wie ich…“
    Meve sah unentschlossen auf ihre Übungswaffe, während Syrias den Blick zwischen den beiden Frauen hin und her schweifen ließ. Vermutlich fragte er sich, wie er in die Lage gekommen war, sie beide auszubilden. In seiner Jugend vor hundert Jahren waren bestimmt alle Krieger raubeinige, blutverschmierte Haudegen gewesen, denen der Bierrest im Vollbart niemals trocken wurde. Was er wohl über seine beiden Schülerinnen denken mochte?
    „Machen wir noch was?“, fragte sie offen in die Runde und erntete von Syrias einen Blick, der „Nur zu, leg los!“ rief.
    „Ähm… ich? Also… Grundhaltung, nicht? Grundhaltung. Also pass auf, es gibt verschiedene Haltungen, in denen du einen stabilen Stand hast, um dich schnell zu bewegen, und schnell angreifen und auch abwehren kannst. Stell die Füße so hier, ein bisschen auseinander. Knie leicht gebeugt, fester Stand, aber locker in der Hüfte. Ein bisschen wie beim Tanzen. Hast du schonmal getanzt?“
    Sie zögerte, als ihr einfiel, woher Meve kam. „Entschuldige, das war blöd… Also, lass das Holzding mal so seitlich hängen, ja? Spitze nach unten. Und dann immer Gesicht zum Gegner. Wenn ich mich bewege oder du mich umkreist, drehst du dich mit, damit ich dich nicht von der Seite erwischen kann.“
    Johanna machte einige Schritte zur Seite und beschrieb dabei einen Bogen um Meve.
    „Wie wär’s? Tanzen wir!“

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    Schwertmeister Avatar von Syrias
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    Syrias ist offline
    Diese jugendliche Begeisterung, welche Johanna an den Tag legte, war immer wieder überraschend. So als wäre die junge Frau niemals auch nur ansatzweise mit der rauhen Welt in Kontakt gekommen. Syrias wunderte sich darüber, wie jemand sich in diesen Tagen auch nur ein kleines bisschen Optimismus bewahren konnte. Schließlich herrschte immer irgendwie Krieg.
    War es seinem Alter geschuldet, dass er dachte, dass es früher einfacher gewesen war? Dabei hatte die Situation sich doch eigentlich kaum verändert, wenn man es genauer betrachtete. Damals waren es die Orks gewesen, welche sich gegen den myrtanischen König gestellt hatten, heute die Argaaner. Gut, die Orks hatten damals noch ihre Söldner gehabt, Menschen wie Syrias, welche sich ihnen aus den unterschiedlichsten Gründen angeschlossen hatten. Die einen hatten, so wie Syrias, Gold gebraucht. Und die orkischen Besatzer waren mehr als großzügig zu ihren Söldnern gewesen, sowohl mit der Bezahlung als auch ihrer Verachtung.
    Andere entgegen hatte es nach Rache verlangt, Am König, am myrtanischen Reich, an irgendwem oder -was, das aus ihrer Sicht ungerecht gewesen war. Und dann hatte es noch die Männer und Frauen gegeben, welche sich einfach nur auf die vermeintliche Seite der Sieger geschlagen hatten. Bei den Göttern, was mussten diese Menschen doch am Ende überrascht gewesen sein. Selbst Syrias hätte nie erwartet, dass sich Myrtana je wieder von den Orks hätte befreien können.

    Und irgendwie erinnerten ihn diese beiden jungen Frauen gerade an diese frühere Zeit. An diesen Widerspruch. Wie unterschiedlich die beiden auch einfach waren. Johanna, untersetzt und zierlich in ihrer Gestalt. Meve, großgewachsen und kräftig. Die eine fröhlich und vielleicht etwas sorglos, aber immer bereit für ein aufmunterndes Lächeln. Ganz im Gegensatz zu ihrem dunklen Haar. Johanna wirkte, trotz ihrer kleinen Statur, größer durch ihr Selbstbewusstsein.
    Dann war da Mewe. Groß, kräftig, Blond. Allein körperlich schon das genaue Gegenteil zu ihrer Freundin. Doch wo Johanna fröhlich und gelassen war, schien Meve ernst und verbissen zu sein. In den Augen der blonden Frau blitzte immer wieder eine Härte auf, die jemand in so jungen Jahren noch nicht erlebt haben sollte, egal, wie die Welt eigentlich war. Und trotz ihrer Größe, welche die quirlige Dunkelhaarige überragte, war dort Unsicherheit zu erkennen. So, als würde sie sich unbewusst vor der Welt ducken und kleiner machen wollen. Das musste Syrias aus ihr heraus bekommen.
    "Nutz deine Größe." rief der frühere Bergmann ihr zu. "Du hast die längeren Arme. Halte sie auf Abstand." Syrias zögerte für einen Moment, bevor er weiter sprach. "Johanna ist vielleicht flink wie ne Wespe, aber mit ner ordentlichen Klatsche ist man die auch schnell wieder los." Ein leichtes Grinsen begleitete die Aussage und nahm ihr etwas Schärfe. Zwar war diese Einsatzbereitschaft seitens Johannas mehr als Lobenswert, aber die junge Frau durfte sich das nicht zu Kopf steigen lassen. Und der ehemalige Söldner hoffte, dass Meve die Anspielung erkannte, dass sie ihre Körperkraft gern gegenüber Johanna einsetzen durfte.

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    Waldläufer Avatar von Na-Cron
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    Na-Cron ist offline
    Na-Cron ignorierte Kishas unverhohlene Drohung einfach, auch wenn es ihm schwer fiel. Doch würde die junge Frau es versuchen, nun, der Bergmann war nicht wehrlos. So viel stand fest.
    Während sie also weiterhin den Eintopf zubereiteten und die restlichen Zutaten schweigend verarbeiteten, dachte der Novize über das bisher geschehene nach. Besonders darüber, wie er es unterbewusst geschafft hatte, dass das Messer sich, Kraft seiner Gedanken, in den Türrahmen gebohrt hatte. Wie hatte er das geschafft? Na-Cron hatte sich nicht bewusst darauf konzentriert, nur das Messer in der Hand gehalten. Und dann hatte er sich in Rage geredet. Oder hatte Kisha dabei ihre Finger im Spiel gehabt? Der Fremdländerin würde er so einen wirren Sinn von Humor doch zutrauen. Aber ihrer Reaktion nach zu urteilen war sie selbst überrascht gewesen.
    UNd hatte sie nicht auch mehrere Kleine Unfälle gehabt mit ihrer Magie? Na-Cron erinnerte sich, unter anderem, an das verbrannte Laken. Konnte es sein, dass bestimmte Emotionen Magie verstärken konnten? Oder sie sogar abschwächen? Vielleicht wusste Aaras darüber mehr, schließlich war der ja bereits Adept und damit sowohl ihm, als auch Kisha einiges vorraus. Und da sie jetzt eh darauf warteten, dass der Eintopf fertig köchelte, konnte der Bergmann ja die Gelegenheit nutzen.
    "Adept? Ich..." Na-Cron brach ab, als sich Aaras ihm zuwandte. Neugier war in dessen Blick zu lesen, offen und freundlich. Na-Cron war überrascht. Es wirkte fast so, als hätte es den Messervorfall nie gegeben. Er setzte neu an.

    "Adept, mir ist da ein Gedanke gekommen." Na-Cron wies mit der rechten auf eines der Messer, die dort herum lagen. "Als das mit dem Messer, nun, passiert ist," der Novize zögerte kurz, bevor er weitersprach." Naja, da war ich... also ich war etwas wütend. Und habe eigentlich nicht bewusst Magie genutzt. Und dennoch ist das passiert." Na-Cron wies mit der anderen auf Kisha, die merkwürdigerweise immer noch ihre komische Maske trug. Hoffentlich nahm sie die wenigstens zum Essen später ab.
    "Novizin Kisha da hat ja schon mehrere, nun, interessante Begegnungen mit der Magie gehabt. Wirken sich unsere Gefühle auf die Magie aus? können sie all das hier," er öffnete seine Handfläche und entzündete mit einem leichten Schnipsen die magische Flamme. "Nun, Verstärken Gefühle die Magie?" Der Bergmann schloss die Hand wieder und das magische blaue Feuer verlosch wieder ohne einen Kratzer zu hinterlassen.

  10. Beiträge anzeigen #150 Zitieren
    Abenteurer Avatar von Meve
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    Meve ist offline
    Mit Mühe hatte Meve ein bitteres Lachen zurückhalten müssen, ebenso war es ein innerer Kampf gewesen, den Zettel nicht zusammen zu knüllen und dem Waffenschmied vor die Füße zu werfen, mit dem schlichten Kommentar: Besorg‘ dir deinen Scheiß selber.
    Aber nun, Syrias wusste nichts von Meves Dilemma mit den Holzfällern. Dem denkbar schlechten Stand, den sie bei den Männern in diesem Lager hatte. Bei den Köhlern war dies sicherlich ähnlich, kannten sich doch beide Gruppen aufgrund ihrer Arbeit gut und lange. Da hatte man sicherlich über die temperamentvolle Hünin gesprochen, die einem vermeintlichen Verehrer die Nase gebrochen hatte. Die zur Gewalt neigte. Die unbeherrscht war. Unzuverlässig.
    Sie knirschte mit den Zähnen, als habe sie Granit aus dem Weißaugengebirge dazwischen und wolle ihn zu feinem Staub zermahlen.
    „Ich weiß, wo die ihr Lager haben“, antwortete sie nur, ehe sie sich gedanklich damit befasste, dass Johanna ihm beim Ausbilden helfen sollte. Ihre erste Reaktion – und das würde sie ihrer Freundin niemals sagen – wäre fast gewesen, verächtlich zu lachen und den Waffenschmied zu fragen, ob er seine Scherze mit ihr treiben wollte. Johanna war klein. Johanna war dürr. Johanna war schwach.
    Nein!, schalt sich Meve in Gedanken, alles, aber nicht schwach. Du arrogante Kuh, sie hat einen stärkeren Willen als du jemals haben wirst. Körperlich mag sie dir unterlegen sein, aber in anderen Belangen ist sie die weitaus stärkere!
    Als der Waffenschmied kurz verschwand, hatten die beiden Freundinnen einen Moment für sich. Da erst bemerkte Meve das Veilchen am Auge der Elster. Wut stieg in ihr auf, als Johanna ihr erzählte, Meve sei nicht die einzige mit Startschwierigkeiten in der Stadt gewesen. Würde die Hünin jemals erfahren, wer ihre Freundin so geschlagen hatte … nun, derjenige würde lange Monate niemanden mehr schlagen können, das schwor sie sich im Stillen.
    Sie drückte die zierliche Hand ihrer Freundin, als sie ihr Mut zusprach und lachte kurz, als Johanna mit einer gewissen diebischen Freude davon sprach, sie so lange piesacken zu können, bis Meve genug Erfahrung mit dem Schwert hatte, um ihr das Leben im Übungskampf schwer zu machen. Dann kam Syrias zurück und reichte ihr ein Holzschwert, das im Vergleich zu der Übungswaffe der Elster wie ein Fleischerbeil im Vergleich mit einer Streitaxt wirkte. Einen Moment schaute Johanna nur, ehe sie Meve zugestand, auch ein größeres Schwert zu brauchen. Die zierliche Frau und der Schmied tauschten einen Blick aus, der Johanna wohl darin bestärkte, die Dinge theoretisch wieder zu geben, die sie schon gelernt hatte.
    Die Grundhaltung. Der stabile Stand. Fest aber nicht zu fest. Wie beim Tanzen. Als Meve rot wurde, bemerkte Johanna ihren Fauxpas und versuchte ihn erfolglos zu kaschieren. Das Schwert nicht greifen wie eine Wilde, sondern mit zu Boden gerichteter Spitze, bereit, hoch und zum Feind zu schnellen. Bevor Meve Johannas Einladung zum Tanz annehmen konnte, gab ihr sogar der richtige Lehrmeister einen guten Rat. Einen offensichtlichen Rat. Größe nutzen. Das war sogar für Meve logisch.
    „Himmel“, stöhnte sie und schüttelte den Kopf, „Haltet ihr noch weiter Vorträge, oder darf ich nun auch mal üben?“
    Sie sah beide fragend an. „Mh? Keiner? Johanna, nicht noch eine Rede zum heutigen Wetter? Syrias, möchtest du mir nicht nochmal erklären, wie klein und flink diese Elster ist?“
    Johanna schien einen Moment überrascht, befürchtete wohl, dass Meve wütend wurde, aber die größere Frau lächelte kurz schelmisch. Nickte ihrer Übungspartnerin zu.
    „Tanzen wir“, sagte sie. Johanna lachte, Syrias schnaubte. Dann begann die Elster das Packpferd zu umkreisen. Wie sie ihr erklärt hatte, bewegte sich die Hünin mit ihr mit. Wandte ihr das Gesicht zu und ließ sie nicht aus den Augen. Das sorgte aber dafür, dass je länger Johanna sie einfach nur umkreiste und immer mal das Schwert in der Hand drehen ließ, Meve nicht wirklich die Möglichkeit bekam, eine Position einzunehmen, die ihr Stabilität gab.
    „Bleib doch endlich stehen, du Springmaus“, zischte sie. Die Freundin lachte nur. Meve hob das Schwert, packte es mit beiden Händen fest, fast etwas verkrampft. Die Muskeln in den Armen arbeiteten. Weiter umkreiste Johanna sie. Ein leichter Schweißfilm bedeckte ihre Arme, als sie sich weiter mit der Elster drehte, ehe ihr der Geduldsfaden riss. Sie sollte ihre Größe einsetzen? Gut! Sie machte einen festen Schritt zu Johanna hin, die sich davon nicht aus der Ruhe bringen ließ. Dann noch einen, einen weiteren, das Schwert immer noch in beiden Händen.
    Ein weiteres Zischen, ehe sie die Holzklinge schwang wie eine Axt, von links nach rechts und wieder zurück, dass es nur so zischte. Dabei bewegte sie sich schneller und schneller, trieb nun Johanna vor sich her, die jedoch immer ausweichen konnte und der Reichweite langer Armer und längerer Klinge entging.
    „Verflucht!“, zischte Meve und ließ die Arme mit dem Holzschwert hängen.
    „Wie soll man das bei so einem verdammten Eichhörnchen machen, Syrias? Stunden warten, bis es versucht mich mit seinen kleinen Beißerchen zu erwischen oder wie eine Idiotin hinterher hetzen und zuschlagen, ohne zu treffen?“
    Sie seufzte und sah die Elster schief lächelnd an. „Mir mangelt es an Geduld, fürchte ich.“

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    Schwertmeister Avatar von Syrias
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    Es war interessant zu beobachten, wie die verschiedensten Emotionen in einem solch schnellen Wechsel über Meves Gesicht glitten. Wut, Frustration, Kapitulation. Doch das stärkste Gefühl in der jungen Frau war wohl Wut, denn dies zeigte sich am häufigsten. Syrias musste lange überlegen, wann er das letzte Mal mit einer solchen Hitzköpfin zu tun hatte. Und da fiel ihm nur die Orkin Snak ein. Auch sie war damals sehr oft gereizt gewesen, als sie ihm, junger Söldner der er damals war, gezeigt hatte, wie man mit den großen Waffen umzugehen hatte. Gut, dass hatte vielleicht auch an dem vergifteten Goblinfleisch gelegen, welches sie gegessen hatte. Das hätte jeden zur Weißglut getrieben.
    Auch wenn das nicht Syrias Schuld gewesen war, schließlich hatte er nur die Goblins erlegt und nicht vergiftet. Aber ein paar Goblins erschlagen und dafür ordentlich Gold kassieren war auch zu schön gewesen um Wahr zu sein.
    Mit einem Ruck riss er sich wieder in die Gegenwart und begutachtete Meves verzweifelte Versuche mit Johanna Schritt zu halten. Die Hände fest um den Griff der Übungsklinge gewickelt, versuchte sie mit fast verzweifelten Schwüngen die wesentlich kleinere Frau zu treffen. Johannas fröhliche und quirlige Art halfen da wohl noch weniger.
    Nach ihrem letzten Versuch gab Meve frustriert auf, entschuldigte sich aber gleich darauf für ihren Ausbruch. Natürlich hatte die blonde Frau einen großen Nachteil, gut, mindestens zwei sogar.
    Johanna war ihr, was nicht überraschend war, bereits ein paar Schritte vorraus. Das war der eine Punkt. Der andere? Syrias hatte die zierliche Gestalt der dunkelhaarigen natürlich berücksichtigt und ihr allerlei Tipps gegen größere Gegner gegeben. Das nutzte die junge Frau jetzt natürlich schamlos aus.

    "Erstmal wirst du gefälligst nur eine Hand am Schwert haben." Syrias nahm seine Übungsklinge mit einer Hand hoch und hielt sie mit der Spitze nach oben, Leicht vor seiner Brust. "Aus dieser Position sind die meisten Schläge problemlos machbar. Dafür brauchst du keine zweite Hand." Der frühere Söldner spuckte aus. "Wenn du mal irgendwann nen Zweihänder führen willst, dann reden wir weiter. Aber jetzt lässt du die Wichsgriffel deiner anderen Hand vom Schwert."
    Syrias baute sich neben Meve auf, streckte seine Klinge gerade aus und machte eine lange, ausholende Geste. "Soweit komm ich mit dem Schwert. Jetzt du." Zögerlich tat die blonde Frau das gleiche, was Syrias ihr gezeigt hatte, wirkte etwas verwirrt. Doch der Waffenschmied nickte nachdrücklich, als sie fertig war und wies dann auf Johanna.
    "Deine kleine Elster hier hat Stummelärmchen im Vergleich zu dir. Sie kommt nicht so weit wie du oder ich." Er machte einen großen Schritt, der ihn näher an die Dunkelhaarige brachte und bedeutete ihr, ebenfalls einen Schritt auf ihn zu zu machen.
    Auch wenn sich Johanna bemühte, ihre Beine waren kürzer und ihr Schritt fiel dementsprechend kleiner aus. Dafür konnte sie aber nichts, schließlich war das die Gestalt, die ihr die Götter gegeben hatten. Syrias wandte sich wieder Meve zu. "Wo wir einen Schritt machen, braucht sie vielleicht zwei." Er tippte mit der Spitze des Holsschwerts gegen Meves Oberschenkel.
    "Nutz das. Du bist groß, also nutz es auch. Sie mag noch schneller sein als du, aber sie übt auch schon länger mit mir. Und wer sagt, dass du dich immer mit ihr mitdrehen musst? Überrasch sie."
    Blitzschnell drehte sich der frühere Söldner wieder zu Johanna und stach nach ihr. Und auch wenn die Entfernung zwischen ihnen beiden groß genug war, ohne dass er sie ernsthaft verletzen konnte, die Spitze seines Übungschwertes traf sie trotzdem mit einem Stupser an der Schulter.
    "Scheiße..." fluchte er zwischen zusammen gebissenen Zähnen, als ein heißer Schmerz durch seinen Unterarm schoss. Der Waffenschmied trat ein paar Schritte zurück und blickte darauf hinab, sah aber nichts. Dafür spürte er jedoch ein ziemliches Brennen. Götter, er war einfach nicht mehr zwanzig Jahre alt, vermutlich hatte er sich irgendeinen Muskel gezerrt. Das würde ja noch spannend werden...

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    Krieger Avatar von Aaras
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    Während Aaras sich um das Zubereiten des Eintopfes kümmerte und bereits die verschiedenen Zutaten nach und nach in den Topf mit brodelndem Wasser gab, beobachtete er seine Schüler äußerst geduldig beim Wirken der Magie. Dabei war er sehr erfreut, dass die beiden es mittlerweile geschafft hatten den Telekinese Zauber zu wirken. Jeder auf seine Weise. Dass Na-Cron und Kisha den Zauber noch nicht perfekt beherrschten und er hier und da einige ungeschickte Bewegungen im Flug der schwebenden Zutaten bemerkte, interessierte den Adepten dabei recht wenig. Sein Augenmerk lag vielmehr auf der Art und Weise wie seine Schüler die Magie wirkten. Schon bei der magischen Flamme hatten sich deutliche Unterschiede und Eigenarten beim Wirken gezeigt. Jetzt bei der Telekinese, konnte er dies noch einmal genauer beobachten. Ein Umstand, der sein Forscherherz höher schlagen ließ! Es gab noch so viel zu Lernen, auch für ihn! Der Unfall mit dem Messer war dabei nicht mehr als ein kalkuliertes Risiko. Freilich war es gefährlich gewesen, doch beim Studium der Magie, bestand immer die Gefahr, dass man sich verletzte. Und tatsächlich hatte Aaras schon öfter in seinem Leben Bekanntschaft mit fliegenden Messern machen müssen, so dass der kürzliche Vorfall eher Erinnerungen an alte Zeiten aufkommen ließ, als ihn zu schockieren vermochte.

    Nachdem Na-Cron sich mit einer Frage an den Rotschopf gewandt hatte, nahm dieser den Kochlöffel aus dem Topf, den er gerade noch einmal kräftig umgerührt hatte. Dann legte er den Löffel beiseite und wandte sich seinem Schüler zu:
    „Ja und Nein!“, antwortete Aaras knapp und musste über seine auf den ersten Blick wohl recht wenig hilfreiche Antwort schmunzeln. Allen voran war er erfreut, dass Na-Cron diese Beobachtung überhaupt gemacht hatte und den Vorfall nicht als bloße Unfähigkeit abgetan hatte.
    „Um deine Frage präziser zu beantworten: unsere Gefühle sind in der Lage unser Wirken von Zaubern zu beeinflussen. Dabei können starke Gefühle durchaus in der Lage sein den Zauber zu verstärken. Andererseits können negative Gefühle auch das Gegenteil hervorrufen. Jemand der mit Trauer zu kämpfen hat, mag vielleicht nicht die nötige Kraft aufbringen, um den Zauber mit gewünschter Stärke auszuführen. Meines Erachtens geht es dabei aber auch um die Konzentrationsfähigkeit im Allgemeinen. Gefühle, aber auch unsere körperliche Kondition kann diese stark beeinflussen. Wer hellwach und voller Tatendrang ist, wird sich im Wirken seiner Magie etwas zügeln müssen, um nicht zu viel Energie in den Zauber zu stecken. Und wer völlig übermüdet und erschöpft ist, wird sich für den gleichen Zauber mehr anstrengen müssen.“, erklärte er und bemerkte, dass er über dieses Thema gut und gerne noch viel mehr erzählen und viel weiter ausholen könnte. Doch fürs Erste wollte er es dabei belassen.
    „Das als groben Einblick in die Theorie. Die Praxis ist hier viel interessanter und ich bin mir sicher, dass ihr beide mittlerweile wisst, dass das Wirken von Magie keine leichte Angelegenheit ist. Jeder hat seine eigenen Methoden beim Wirken und dadurch spielen sehr verschiedene Faktoren eine Rolle. Ich hoffe auch sehr, dass du nicht so anfällig für einen entzündeten Hals bist, wie ich?“, fügte er den letzten Satz mit Blick auf Kisha an und machte sich dabei ernste Gedanken inwieweit die Gesundheit ihrer Stimmbänder ihre Fähigkeit zur Wirkung von Magie zu beeinflussen vermochte.

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    Abenteurer Avatar von Meve
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    Natürlich hatte Syrias auf die zu erwartende Art auf Meves übliche Lösung für Probleme – Wut - reagiert. Er war auf sie zu getreten und hatte ihr kurz und bündig erklärt, dass die Klinge mit einer Hand zu halten und schwingen war. Keine zwei Hände, als würde sie Holz hacken oder ein Claymore schwingen. Dann hatte er sie darauf hingewiesen, dass Johanna natürlich kleiner und flinker war, Meve ihr aber resoluter und wirksamer nachsetzen konnte. Denn so war es nun mal auch: Für jeden Schritt, den Meve tat, musste Johanna zwei machen. Würde Meve vorspringen, sich geradewegs auf die Freundin stürzen, hätte diese nur wenig Möglichkeiten, einem solchen Sturmangriff zu entgehen.
    Hier bemerkte Meve, dass sich beide Lektionen Syrias‘ vereinten: Die Kraft und die Größe Meves. Die längere Reichweite. Die naturgemäß größere Ausdauer. Johanna mochte flink ausweichen, einem ähnlich gebauten Gegner vielleicht sogar länger davonlaufen oder -springen können, aber einer ausdauernden, größeren Gegnerin würde sie nur bis zu dem Punkt entgehen können, ehe diese zuschlug. Sie würde sich ja auch nicht auf einen rasenden Bullen stürzen und sich ihm im Kampf stellen, sondern entweder fliehen oder in eine Position bringen – auf dem Rücken des Tieres – wo sie ihm zusetzen konnte.
    Und du wirst mir nicht auf den Rücken hüpfen, kleine Elster, dachte Meve grinsend. Dann zischte der Lehrmeister, nachdem er Meve an seinem eigenen Beispiel gezeigt hatte, dass Johanna zu treffen war. Er hielt sich den Unterarm, das blasse, bärtige Gesicht rot und schmerzverzerrt. Meve kannte dieses Gesicht und die Ursache für den Schmerz. Jahrelange Übungen in der Ordensburg waren auch an ihr nicht ohne Zerrungen, Überdehnungen, Muskelkatern oder gar Prellungen und Brüchen vorbei gegangen.
    „Scheiße“, zischte er erneut, ehe er mit der gesunden Hand wedelte, ein Zeichen, sie sollen verdammt nochmal weitermachen.
    So stellten sich Johanna und Meve wieder einander gegenüber auf. Die Freundin hob mit einem Grinsen ihr eigenes Schwert, präsentierte es nahezu formvollendet wie eine Fechterin. Die Hünin musste ein Kichern unterdrücken, setzte die Holzklinge mit der Spitze auf den Boden, die Hände über dem Griff gefaltet und senkte ehrerbietig den Kopf.
    „Möge dieser Kampf in die Geschichtsbücher eingehen, Waffenschwester!“, dröhnte sie dann. „Möge die Legende vom Kampf der listigen Elster mit dem kühlen Packpferd noch in tausend mal tausend Jahren besungen werden!“
    Daraufhin lachten beide Frauen. Syrias zischte erneut, ob vor Verzweiflung oder Schmerz, konnte Meve nicht erkennen.
    Dann begann es wieder. Johanna hielt Abstand, bewegte sich immer außerhalb der Reichweite von Meve. Diese packte das Schwert mit einer Hand, etwas, dass für den Anfang ungewohnt war, aber zum Glück keine allzu großen Anstrengungen erforderte. Die Meisterinnen hatten sie oft mit Steinen als Gewicht am langen Arm stehen lassen, um die Muskulatur und Ausdauer zu stärken. Meve musste das Schwert also nur als Verlängerung ihres Armes betrachten. Rasch sprang sie Johanna nach, drang auf sie ein, zwang sie zurückzuweichen, als die Mauer im Rücken aufragte, seitlich wegzutauchen. Dieses Mal nutzte sie die Situation aus, stach zu, als die Freundin auswich. Verfehlte sie. Kleine, verdammte Elster! Dann bewegte sie sich hinterher, machte einen, zwei Schritte. Schnell, aufholend. Johannas vorher kühner Gesichtsausdruck bekam eine Spur Unsicherheit, als Meves Gestalt über ihr aufragte, ihr wie ein überdimensionaler Schatten folgte. Gerade hatte die Freundin wieder etwas Freiraum bekommen, da stürzte Meve vor, überwand die Lücke zwischen ihnen und traf Johanna mit der flachen Seite der Klinge an der Brust. Nun, zumindest hätte sie dort getroffen, wenn die Elster nicht ihre Klinge hochgerissen hätte, um krampfhaft, fast verzweifelt zu parieren.
    Meve konnte sich vorstellen, wie sich die Arme der Freundin anfühlen mussten.
    „Entschuldigung“, murmelte sie ihr zu, „Ich … muss wohl lernen, meine Kraft einzuteilen. Gegen Feinde volle Kraft, bei Freunden halbe … und bei dir wohl ein Viertel, meine Elster.“

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    Abenteurerin Avatar von Johanna
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    Hinterhof von Tarons Waffenschmiede

    Es war doch immer wieder unfassbar. Wie hatte Johanna diesen weißhaarigen Stinkstiefel doch wertgeschätzt, weil er sie normal behandelt hatte, mit Respekt. Und wie zivilisiert er sich verhalten hatte, als sie nur zu zweit gewesen waren! Ja, und nun? Kaum befand sich jemand von seinen eigenen enormen Ausmaßen in der Nähe, ging die alte Leier wieder los. Plötzlich verfiel Syrias in eine Sprache, die sie ganz und gar abstieß. Wichsgriffel – war das wirklich sein Ernst? Und dann diese unterschwelligen Beleidigungen gegen Johannas Körpergröße, die er nun auf den Tisch packte. Ja, sie war klein. Viel kleiner als diese beiden Monstrositäten. Aber war das ein Grund, ihre Arme als Stummelärmchen zu bezeichnen? Als Syrias ihr unvermittelt in die Schulter stach und dabei augenblicklich seinen gerechten Lohn in Form einer altersgerechten Verletzung kassierte, hätte sie beinahe ihr Holzschwert erhoben und es ihm genauso unvermittelt in den Wanst gerammt, solange er mit seinem Wehwehchen beschäftigt war. Aber im Gegensatz zu diesem tumben Klotz war sie eben zivilisiert! Also hielt sie die Waffe gesenkt und beschränkte sich darauf, mit den Zähnen zu mahlen, als gäbe es kein Morgen.
    Johanna lachte mit, als Meve ihren unschuldigen Scherz machte. Unter ihrer groben, aufbrausenden, zur unbedingten Konfrontation erzogenen Schale war sie so ein süßer Mensch! Aber sie tat genau das Gleiche mit ihr wie Syrias! Gegen sie wollte Meve also nur ein Viertel ihrer Kraft einsetzen? Johanna blähte die Nüstern, warf ihr Schwert zu Boden und legte ihr die Hände auf die Schultern.

    „Jetzt hör mal, Schwester“, sagte sie mit vorwurfsvollem Blick, „wenn du gegen mich kämpfst, kämpfst du voll, ist das klar? Prügel mich weich, brich mir einen Knochen, schlag mir ins Gesicht – ist mir völlig egal! Ich halte das aus. Aber du behandelst mich nicht wie ein rohes Ei, nur weil ich“ – sie sah zornig zu Syrias hinüber – „Stummelärmchen hab! Bei den Göttern, ihr großen Leute seid wirklich unmöglich! Ihr könnt euch wie ganz normale Menschen benehmen, wenn ich mit euch allein bin. Aber Adanos verhüt’s, ihr trefft auf einen anderen Riesen. Dann werden die Hände zu Wichsgriffeln und alles dreht sich nur noch darum, wie lang und kräftig ihr seid und dass ihr ja niemanden an euch ranlasst, denn dann müsstet ihr euch ja verletzlich machen!“
    Sie ließ ihre Hände von Meves wahrlich festen Schultern sinken und stapfte hinüber zum Holzstapel. Irgendwo hatte sie doch diesen knorrigen, verdammt festen Stock gesehen, der sich heimlich in die Ladung geschlichen hatte! Ah, da war er ja.
    „Ich probier mich jetzt an der Nummer mit dem Dolch in der anderen Hand, wenn’s recht ist. Und dann werden wir ja sehen, wie das Eichhörnchen zubeißen kann.“
    Auf ihrem Weg zurück warf sie Syrias einen finsteren Seitenblick zu. „Geschieht dir recht“, brummte sie leise. Doch als sie wieder bei Meve angelangt war, die eine betretene Miene machte, und ihr Holzschwert vom Boden auflas, hatte sie schon wieder ein freundliches Gesicht für ihre Freundin übrig.
    „Alles gut, hast es ja nur gut gemeint. Und jetzt komm, verhau mich!“

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    Gabriel - Am Tor

    Immer näher kam Gabriel den beiden Torwächtern, die jeden, der Einlass gewährte, kurz befragten und einer oberflächlichen Überprüfung unterzogen. Er hatte sein Innos gesegnetes Gewandt abgelegt, es gegen eine dunkle Kutte getauscht, die seine Verbindung zum Heiligen Orden verbergen sollte, so schwer ihm dieser Schritt auch gefallen war. Es war wahrlich göttliche Fügung gewesen, dass er einem fahrenden Händler begegnet war. Nicht nur konnte er von ihm die aktuelle Lage der Stadt auf dem Felsen und der umliegenden Bauernhöfe erfragen, sondern auch diesen Lumpen für wenige Münzen erstehen, der ihm den Eintritt erleichtern sollte. Nicht viel hatte sich ereignet hinter den Mauern des Glaubensfeindes. Der Händler hatte von üblichem Alltag einer Stadt gesprochen, doch eine Randbemerkung hatte den Primus aufhorchen lassen. Ein lukratives Geschäft hatte sich ereignet, als ein Fest zu Ehren Adanos gefeiert worden war. Es lag begründet in der Entdeckung eines alten Tempels, der sich wohl seit Ewigkeiten hinter den hohen Felsklippen verborgen hatte. Wenn sein geschärfter Verstand und seine nahezu unfehlbare Intuition richtig lagen, würde er dort zumindest Hinweise auf das finden, was er begehrte. Es war einfach zu perfekt, um keine Korrelation zur Prüfung der ehrwürdigen Obersten Feuermagierin zu besitzen. Den schimmernden Kettenhemden der Fische wäre man nahe, wenn man sich unterhalb des Meeresspiegels befand. Wenn Sir Immanuel mit Eifer gegen die Aufständigen kämpfte, zurückgetrieben an den Rand der hohen Klippe, Innos‘ Namen auf den Lippen, ehe er den letzten Atemzug im Namen des Herrn tat, fügte es sich ins Gesamtbild, wenn sein geschätzter Parierdolch in die Tiefe stürzte. Sollte dieses Artefakt tatsächlich seine Ruhestätte am Grund des Meeres fristen, wäre es äußerst schwierig daran zu kommen. Auch hier verhieß der Tempel die beste Chance.

    „Name und Grund des Besuchs“, brummte einer der Speerträger ihm entgegen, als der Bauerswagen vor ihm über die gepflasterte Straße holperte.
    „Seid gegrüßt. Mein Name ist Eckhart von Gal Ran. Ich bin auf Reisen, um Schriften über Stadtgeschichte und Glaubenswandel zu verfassen. Stewark ist ein wichtiger Anlaufpunkt als ehemaliger Pilgerort und…“
    „Ich habe verstanden. Geht weiter“, forderte ihn der Torwächter auf und Gabriel verstummte.
    „Habt Dank.“
    Eiligen Schrittes setzte er den ersten Fuß hinter die Stadtmauern des widerspenstigen Vasallen der Krone, kaum in der Lage ein Lächeln zu verbergen. Mit Sicherheit war er der Erste der Auswahl der Obersten Feuermagierin für diese Prüfung, der es bis hierhergeschafft hatte. Es blieb nun nur noch herauszufinden, wo dieser Tempel lag und inwiefern der Zugang kontrolliert wird. Er musste dafür sorgen, dass er ungestört war, denn wer wusste schon, was ihn in diesem Gewölbe erwartete?
    Ardan

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    Schwertmeister Avatar von Syrias
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    Syrias blinzelte, als er Johannas leidenschaftlichen Ausbruch gegenüber Meve vernahm. Und die Wuterfüllten Blicke, die sie ihm wie Dolche immer wieder zuwarf, teilten dem früheren Söldner einiges mit. Na endlich... dachte er sich, während die wesentlich kleinere Frau ihre Hände auf Meves Schultern legte. Steckt doch Feuer in ihr.
    Syrias war ihre fröhliche Art zwar nicht direkt merkwürdig vorgekommen, aber doch irgendwie falsch. Niemand konnte sich auf Dauer so gut gelaunt verhalten. Sicherlich war sie seit Kindheit an mit Hänselleien und Beleidigungen aufgewachsen, lud ihre zierliche Gestalt doch förmlich dazu ein. Und ihre gereizte Reaktion bei der ersten Begegnung zwischem dem Waffenschmied und der jungen Frau war ganz sicher ein weiterer Hinweis gewesen. Syrias hatte sich schon gefragt, wann dieser Frust endlich aus ihr heraus brechen würde. Und da war er nun, frisch und unverholen.

    Während sich Syrias noch den Unterarm rieb, damit der Schmerz verschwand, zuckten seine Lippen verräterisch. Obwohl er sich alle Mühe gab, konnte der Waffenschmied nicht anders, ein ehrliches Lächeln breitete sich über seine Lippen aus. Gleichzeitig perlte leises Gelächter über jene Lippen, während die Dunkelhaarige sich mit Stock und Übungsschwert gegenüber Johanna aufstellte. Götter, DAS versprach interessant zu werden.

    "Nimm dich vor ihren großen Pranken in Acht, Johanna!" rief er grinsend. "Und lass dich nicht aus der Ruhe bringen. Feuer sollte nie zu einem Flächenbrand werden."

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    Abenteurer Avatar von Kisha
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    Haus der Magier

    „Ich habe Stimmbänder aus Stahl!“, verkündete Kisha stolz auf die Frage des Adepten. Tatsächlich hatte sie sich diese Frage auch schon gestellt: was wäre, wenn sie einmal nicht sprechen könnte? Hatte das Flüstern der Vizuka gar nichts zu tun mit den Worten, die aus ihrem Mund drangen? Würde er Zauber dann vielleicht trotzdem wirken, wenn sie die Worte im rechten Geiste stumm vor sich hinsprach? Oder säße sie wie ein Fisch auf dem Trockenen, bar ihrer Fähigkeiten? Dasselbe galt für ihre Maske. Würde sie diese für immer brauchen? Das schönste Modell war sie ja nicht gerade, auch wenn sie sich an das Gefühl, sie zu tragen, sehr schnell gewöhnt hatte. Kisha fragte sich, ob sie vielleicht eine neue anfertigen sollte, sobald sie eine Pause vom Lernen neuer Zauber machte. In der Theorie wusste sie immerhin, wie das funktionierte. Mama Nwate hatte von Zeit zu Zeit solche Zaubermasken angefertigt und mit dem Sehen der Vizuka versehen, wenn die großen Ahnenfeste ins Haus standen. Vielleicht sollte sie sich aber einfach einmal in der Stadt umsehen, ob es nicht bereits Alternativen gab. Wenn sie so darüber nachdachte, war sie schon seit Wochen in der Stadt und hatte bislang kaum etwas anderes als den Tempel und das Haus der Magier gesehen. Und das Gefängnis, natürlich.

    „Ich gehe Aniron holen, damit wir essen können, eh?“
    So schlenderte Kisha frohen Mutes durch die Gänge des Hauses der Magier, die Treppen hinauf und schließlich zu der Kammer der Wassermagierin, nachdem sie sich mit einem Blick in den Garten vergewissert hatte, dass ihre Lehrerin sich nicht gerade um die Pflanzen kümmerte.
    Vor der richtigen Tür angekommen, griff sie in die Tasche ihrer immer noch ein wenig ungewohnten Novizenweste. Mit zwei Fingern hielt sie die Tomate vor sich, die sie aus der Küche entwendet mitgenommen hatte, und blickte sie durch die Augen ihrer Maske konzentriert an.
    Kijijini!
    Kisha zog die Finger zurück und lachte, als die Tomate an Ort und Stelle in der Luft verharrte. Ohne die Augen von ihr abzuwenden, klopfte sie gegen die Tür und trat einen Schritt zurück, damit Aniron nur die Tomate vor ihrer Nase sehen würde, wenn sie öffnete.
    „Aniron, wunderschöne Blume der Heilung! Wir haben Essen gemacht!“

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    Abenteurer Avatar von Meve
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    Hinterhof von Tarons Waffenschmiede

    So amüsiert Syrias den Ausbruch von Johanna hinnahm, so ehrlich getroffen war die hünenhafte Frau aus dem Norden, als die Freundin mit ihrer Standpauke geendet hatte. Nicht, weil sie sich dadurch angegriffen fühlte, nein, mehr weil sie recht mit ihren Worten hatte und einen Charakterzug Meves getroffen hatte, der sich in ihrer Jugend gebildet hatte. Ein Schutzmechanismus. Früher – in der Ausbildung – hatte sie öfter für andere, körperlich schwächere Schwestern eingestanden und dafür mehr als einmal ordentlich Prügel von stärkeren Schwestern kassiert. Wie in einem Wolfsrudel hatten sich Alphatiere herausentwickelt, die über die schwächeren Welpen herrschten. In der Regel mit Gewalt. Sehr oft aber auch mit Hänseleien. Irgendwann war Meve die Schläge leid gewesen, die ausbleibende Dankbarkeit der Beschützten und – mehr Überlebensinstinkt in einer Gruppe – hatte begonnen, mit den Alphas zu jagen, um selber nicht irgendwann auf deren Speiseplan zu landen.
    Im Umgang mit Johanna, im Beisein von Syrias war dieser Zug wieder zum Vorschein gekommen. Und Meve schämte sich dafür schrecklich. Sie schluckte, versuchte den bitteren Geschmack auf der Zunge loszuwerden.
    »Entschuldige«, murmelte sie, als Johanna sagte, dass alles gut sei und sie kämpfen sollten. »Ich … das war nicht richtig von mir, nicht fair. Du ziehst mich auch nicht mit meiner Größe auf.« Meve seufzte, blickte zur Seite. »Manchmal trage ich mein Herz auf der Zunge, im Guten wie im Schlechten. Das war wohl im Schlechten, schätze ich.«
    Doch als die Freundin lächelte, die Arme ausbreitete in einer Geste die sagte: Schwamm drüber, jetzt kämpfen wir!, da grinste auch die Hünin bereitwillig und nahm das Holzschwert wieder auf, einhändig, wie Syrias es ihr gesagt hatte. Nun würde das Kräftemessen anders werden. Natürlich konnte sie noch die Möglichkeiten ihrer längeren Gliedmaßen nutzen, aber Johanna trug nun zusätzlich einen »Dolch« in der anderen Hand. Sie würde sich also auf zwei Waffen konzentrieren müssen, zwei Klingen, die einen Weg suchen würden, sie zu treffen.
    Der Lehrmeister schien sich nicht an der veränderten Situation zu stören, hatte wenn überhaupt nur minimal überrascht das Feuer in Johanna zur Kenntnis genommen.
    Meve befeuchtete sich mit der Zunge die Lippen. Wieder begannen die beiden jungen Frauen sich zu umkreisen, zwei Wölfinnen, die sehen wollten, wer stärker – nein, wer besser war. Die eine im Kampf etwas erfahrener, die andere von Natur aus zäher. Dann machte sich Johanna ihre Geschwindigkeit zunutze, rauschte heran, schlug mit dem Übungsschwert zu, dass Meve nur der Ausweichschritt blieb, der sie natürlich in die Richtung des hölzernen Stockdolches trieb. Schmerzhaft traf sie das Holz zwischen den Rippen.
    »Au!«, rief Meve kurz, »Bei den Ahnen, Schwester, du brauchst keinen richtigen Dolch. Der Stock alleine reicht bestimmt, um alles vom Ritter über unseren Lehrmeister bis hin zum Drachen zu erstechen.«
    Die Hünin blickte zu Syrias, der kurz nickte. »Ich weiß, ich weiß. Sie treibt mich mit der Waffe und meiner instinktiven, jedem gesunden Menschenverstand innewohnenden Angst vor einem Dolch im Körper in die gewünschte Richtung.« Sie deutete auf Johannas Zweithandwaffe. »Mit einem Schwert kann ich nicht beide Waffen abwehren, mal abgesehen davon, dass ich nicht mal eine Parade beherrsche … soll ich auf sie zu drängen und die Gefahr in Kauf nehmen, von einem Messer in der Nebenhand erwischt zu werden?«

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    Abenteurerin Avatar von Johanna
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    "Ich würde sagen, wenn du auf mich zustürmst, tust du dir keinen Gefallen", antwortete Johanna, auch wenn Meve ihre Frage an Syrias gerichtet hatte. "Du kommst mit deiner Waffe viel viel weiter als ich. Wenn ich dich treffen will, muss ich also immer durch deine Schläge durch. Aber du kannst immer den Abstand halten, auf dem ich dich nicht krieg, du mich aber schon. Musst halt schnell zurücktanzen, wenn ich nah an dich ran komm. Und ich komm schnell, denn ich will ja nicht von dir getroffen werden."
    Sie zuckte die Schultern - das erschien ihr so recht logisch. Musste wohl daran liegen, dass sie mit Syrias einen recht ähnlich gebauten Übungspartner gehabt hatte, der genau wusste, was er tat.
    "Mein Dolch bringt mir nur was, wenn ich es schaffe, dein Schwert mit meinem eigenen aus dem Weg zu bekommen und nah an dich ran zu kommen. Noch eine Runde?"
    Die beiden Freundinnen hoben wieder ihre Waffen und belauerten sich auf's Neue. Johanna konzentrierte sich auf ihre Fußarbeit, während sie Dolch und Schwert nach vorne streckte, um einen möglichen Schlag abzuwehren. Durch den Dolch konnte sie nun eine deutlich größere Fläche abdecken als zuvor und würde - egal von welcher Seite der Schlag kam - immer noch eine Waffe zum Gegenangriff bereit haben, selbst wenn sie gezwungen war, zu blocken. Sie lächelte. So fühlte sich alles schon deutlich besser an.

    Vorsichtig wagte sich Johanna immer wieder mit kurzen Nachstellschritten in Meves Reichweite vor, die postwendend mit Schlägen antwortete, sodass sie wieder zurücksprang. "Nicht so heftige und wütende Schläge! Du brauchst sonst zu lange, um deine Deckung wieder aufzubauen. Klein und schnell reicht manchmal." Sie vollführte einen flinken Hieb in die Luft aus dem Handgelenk heraus. "Etwa so!"
    Meve passte ihre Bewegungen an und wurde deutlich schneller mit den Warnschlägen, die Johanna in der Reichweite der Hünin entgegengesetzt wurden. Johannas Zeitfenster hatten sich gerade mächtig verkleinert.
    "Gut!"
    Diesmal beließ sie es nicht bei dem kleinen Hopser, sondern setzte auf Angriff und stieß mit einem Ausfallschritt auf Meves Körpermitte zu. Die reagierte instinktiv mit einem Schlag von oben nach unten - und weil Johanna so viel kleiner war und die Schwerkraft mithalf, hatte die kleine Frau selbst mit einer Parade aus Schwert und Dolch gemeinsam mächtig zu kämpfen, um den satten Schlag abzuwehren.
    "Bei den Göttern, du bist so beeindruckend stark!", rief sie bewundernd. "Mach das nochmal!"
    Erneut stieß sie vor, erneut hieb Meve von oben herab mit Kraft auf sie ein. Doch diesmal täuschte Johanna den Stich nur an, machte einen kleinen Seitwärtsschritt und riss das Schwert hinauf, um Meves Angriff nicht völlig zu blocken, sondern zur Seite weg zu leiten. Sie hielt nicht an, sondern setzte weiter auf die instinktiv zurückweichende Riesin zu und rannte förmlich in sie hinein, den Stockdolch auf Bauchhöhe erhoben. Als sie in Meve hineinprallte, stieß sie mehrmals in die Seite hinein.
    Meve machte einen überraschten Laut, drehte sich von dem Dolch weg - und stieß Johanna mit einem Prankenschlag hinab in den Staub.
    Johanna spuckte den Dreck aus und spürte dennoch knirschend die Steinchen zwischen den Zähnen. Ächzend wischte sie sich über die Lippen - und lächelte.
    "Der Huftritt hat gesessen, Packpferdchen."

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    Schwertmeister Avatar von Syrias
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    "Behalte den Dolch immer im Blick, aber lass dich davon nicht ablenken." Syrias nickte zu Johanna hinüber, deren Körperhaltung noch etwas unsicher wirkte. Mit zwei Waffen zeitgleich kämpfen war etwas, dass eine gute Koordination erforderte, gleichzeitig aber auch eine zusätzliche Bedrohung war. Mit ihrem Dolch würde Johanna immer noch gefährlich sein, sollte ihr Gegner zu nahe kommen. Gerade bei einem Degen konnte das leicht passieren, schließlich musste man der Klinge nur seitlich ausweichen.
    Der Waffenschmied musterte kritisch die Bewegungen der kleinen Schwarzhaarigen, wie sie immer wieder fließend in die verschiedensten Grundhaltungen wechselte. Gleichzeitig zeigte sie dabei Meve dabei, wie die große Blondine sich ihr gegenüber bewegen musste. Syrias konnte sich gut vorstellen, dass Johanna, sollte sie die Schwertkunst gemeistert haben, eine ziemlich gute Ausbilderin abgeben würde. Definitiv besser als Syrias.

    Und während die Beiden noch kämpften, kam Meister Taron in den Hof. Syrias merkte auf und sah, dass der Meisterschmied ihn zu sich heran winkte. Verwundert ging der ehemalige Söldner zu ihm herüber. Der Meister diese Tage selten in der Schmiede zu sehen, er war viel in der Akademie und bei Hofe unterwegs. Das er nun plötzlich wieder in die Schmiede kam konnte nichts gutes bedeuten. Und die sorgenvolle Miene in dem alten Gesicht unterstrich das mulmige Gefühl, welches sich in Syrias Magengegend ausbreitete.
    "Was Gibt's, Meister?" brummte Syrias zur Begrüßung.
    Taron hatte die breiten Arme vor der fassartigen Brust verschränkt. Seine untersetzte Gestalt war, trotz des fortgeschrittenen Alters immer noch breit und muskulös. Und auch wenn der kurzgeschorene Bart und das zum Zopf gebundenene Haupthaar schon überwiegend grau waren, die grünen Augen des Meisters funkelten immer noch klar und wach. Doch jetzt strömten sie Sorge aus.
    Der Meisterschmied nickte zu Syrias beiden Lehrlingen hinüber. "Die Große ist neu, oder? Aber die kleine macht sich nicht schlecht." Syrias nickte nur. Was wollte der alte Mann von ihm? Normalerweise war er keiner, der lange um den heißen Brei redete. "Ja, Meve," Syrias wies auf die große Blondine, "hat sich sogar bereit erklärt, Holz und Kohle zu besorgen, will sich wohl besonders nützlich machen." Syrias grinste. Er würde den Teufel tun und seinem Meister von der Abmachung erzählen, die er und Meve untereinander getroffen hatten. Und Syrias wusste, der Meisterschmied war immer froh, wenn man Gold einsparen konnte.
    Doch anstatt Freude darüber zu äußern, wurde die Miene des Meisters nur dunkler. Irgendwas stimmte hier eindeutig nicht, befand Syrias. Das war nicht normal.

    "Bei den Göttern, Was ist los, Meister?" Syrias hatte nicht die Muße um darauf zu warten, dass Taron von selbst mit der Sache herausrückte. Also fragte der frühere Söldner einfach. Und ein gewisses Maß an Erleichterung war in der Körperhaltung des Schmiedemeisters zu erkennen, als ihm die Bürde abgenommen wurde einen Vorwand zu finden.
    "Es gibt...," Taron zögerte. "Gerüchte. Am Hof und der Akademie." Er beugte sich etwas vor und senkte die Stimme. "Nichts offizielles oder so. Aber man hört so einiges."
    Syrias hob überrascht die Augenbrauen. Der Meisterschmied war eigentlich niemand, der etwas auf Gerüchte und Geflüster gab.
    "Was für Gerüchte?" Fragte Syrias neugierig. Doch Taron winkte ab. "Ich kann dir nichts genaues sagen. Ich musste schwören, das nicht weiter zu geben. Aber du musst mir mehr Erz besorgen. So schnell wie möglich. Ich habe nicht die Zeit um auf die nächste Lieferung zu warten, die aus den Minen des Königs kommt."
    Götter, das klang ernster als Syrias erwartet hätte. Drohte ein Kampf mit dem Despoten aus Myrtana? War Thorniara etwa bereits weiter vormarschiert, als es bisher hieß? Ein Waffenschmied brauchte Erz nur für eines. Und ihre Lager waren ganz sicher noch nicht leer.
    Doch egal was es war, es bedeutete nur eines: Syrias musste den Rest vom Erz besorgen. Genau das, was Na-Cron und er vor Monaten geschürft hatten. Grob überschlug Syrias die Menge im Kopf, die sie dort gelassen hatten. Mit Johannas und Meves Hilfe konnten sie drei Handkarren voll machen. Das würde eine ordentliche Menge ergeben. Doch hatten er und Meister Taron eine andere Abmachung getroffen.
    "Wäre möglich, Meister." Syrias spuckte aus. "Aber ihr wisst, was das bedeutet." Doch Taron nickte nur und streckte die Hand aus. "Solange du mir das Erz nur so schnell wie möglich bringst."
    Jetzt war Syrias wirklich überrascht. Doch bevor der Schmiedemeister es sich anders überlegen konnte, schlug der frühere Söldner ein. Manche Chancen sollte man sich nicht entgehen lassen.

    Und wie zur Bestätigung ihrer Abmachung wurden sie von einem dumpfen Geräusch aus ihrer Unterhaltung gerissen. Beide Köpfe fuhren zu den jungen Frauen herum und konnten beobachten, wie Johanna am Boden lag und sich langsam aufrichtete, den Oberkörper auf die Unterarme gestützt und Meve angrinsend.
    "Na Also!" rief Syrias herüber, nickte Taron noch einmal zu und ging dann zu den beiden jungen Frauen zurück. Während Johanna noch den Dreck ausspuckte, klopfte Syrias Meve lobend auf die Schulter. "Fürs erste Mal nicht schlecht. Aber an deiner Beinarbeit musst du noch arbeiten."
    Dann beugte sich der Söldner runter und streckte Johanna die Hand entgegen. "Wir zwei werden in Zukunft nen Schritt weiter gehen. Ab sofort kämpfen wir mit scharfen Waffen." Ein funkeln trat in seine Augen, während er der jungen Frau aufhalf. "Du bist gut genug, dass es jetzt ernst wird."

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